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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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als sich dieser denkwürdige Tag allmählich dem Ende neigte, kamen Cyn und Milo dazu, sich miteinander zu unterhalten.
    Da drinnen weiter ausgelassen gefeiert wurde – man konnte den tiefen Bass des alten Horace singen hören, dazu Nancys brüchigen Sopran –, mussten die beiden notgedrungen flüchten, wenn sie ein wenig Ruhe wollten. Cyn öffnete das Dachfenster in ihrer Kammer, und sie setzten sich auf das Fensterbrett und ließen die Füße baumeln. Kalte Winterluft strömte ihnen entgegen, aber das störte sie nicht. Eine Weile lang schauten sie zu, wie die Sonne im Westen versank und die schneebedeckte Kuppel von St. Paul’s in glitzerndes Licht tauchte, während die unzähligen Kamine über den Dächern der Stadt immer längere Schatten warfen.
    »Danke«, sagte Cyn leise.
    »Wofür?«
    »Dass du zurückgekommen bist.« Cyn lächelte schwach. »Ich dachte, ich hätte dich verloren, zusammen mit meinem Verstand.«
    Milo erwiderte das Lächeln. Das warme Licht der untergehenden Sonne ließ seine Züge sehr viel weniger blass erscheinen, und seine blauen Augen funkelten geheimnisvoll. »Dann ist es dir genau wie mir ergangen.«
    »Was genau ist passiert?«, wollte Cyn wissen. »Ich erinnere mich, dass wir uns verloren hatten …«
    »Es war meinem Vater gelungen, den Sog der Laterne umzukehren, und so wurde ich unaufhaltsam von ihr angezogen«, erklärte der Junge. »Für einen Augenblick fand ich mich tatsächlich im Schattenland wieder, was dann geschehen ist, weiß ich nicht. Ich nehme an, dass selbst die Kräfte meines Vaters nicht ausreichten, um die Laterne noch länger am Leben zu halten, und so entkam ich ihr wieder und kehrte zu meinem Körper zurück.«
    »Und die anderen Schatten?«
    »Auch sie sind der Laterne entkommen. Jene, die noch einen Körper hatten, haben sich noch in der Nacht mit ihm vereint. Da sie nun wieder als gewöhnliche Menschen leben, erinnern sie sich allerdings an nichts von dem, was geschehen ist.«
    »Ich verstehe.« Cyn nickte. »So wie mein Vater und unsere Freunde. Und was ist mit den anderen?«
    »Jene Schatten, die bei Sonnenaufgang keinen Körper fanden, zu dem sie zurückkehren konnten, sind mit dem Tageslicht verblasst«, erklärte Milo.
    »Wie schrecklich.«
    »Eigentlich nicht.« Der Junge schüttelte den Kopf. »Im Grunde sind sie nur den Weg gegangen, den ihre Körper schon vor langer Zeit beschritten haben. Ihre Seelen werden nicht verloren gehen, davon bin ich überzeugt.«
    »Und dein Vater?«
    Ein Seufzen entrang Milos Kehle. Die Antwort schien ihm schwerzufallen. »Fast zwei Jahrhunderte lang hat mein Vater dem Tod getrotzt. Diesen letzten Kampf jedoch hat er verloren.«
    »Dann ist er …?«
    »Auch er ist in die Ewigkeit eingegangen«, erklärte Milo und bedachte Cyn mit einem Seitenblick. »Der Tod ist nicht das Ende, weißt du? Für Menschen ist es schwer, sich das vorzustellen, aber es gibt ein Leben jenseits unserer körperlichen Existenz – die Magie der laterna magica war der beste Beweis dafür. Sie hat sich ein Gesetz zunutze gemacht, das so alt ist wie die Schöpfung – nämlich dass in diesem Universum nichts verloren geht.«
    »Ich verstehe.« Cyn dachte einen Augenblick nach. »Und woher hattest du das Geld?«
    »Aus dem Caligorium«, erklärte Milo kurzerhand. »Mein Vater hatte alles, was er den Schatten abgepresst hatte, in einem geheimen Safe aufbewahrt, der sich im untersten Keller befand. Bis dorthin sind die Flammen nicht vorgedrungen.«
    »Aber warum hast du uns das Geld gegeben? Du hättest dir damit alles Mögliche kaufen können!«
    Ein spitzbübisches Grinsen spielte um Milos Züge. »Wer sagt denn, dass das schon alles war? Außerdem hat mir jemand beigebracht, dass manche Dinge es wert sind, dafür einzutreten. Es ist ohnehin nur eine geringe Wiedergutmachung – den Schmerz, der dir angetan wurde, kann ich niemals aufwiegen. Aber ich hoffe, dass du meinem Vater dadurch irgendwann vergeben kannst. Es war auch Gutes in ihm, weißt du?«
    »Ich weiß«, sie lächelte. »Sonst hätte er nicht einen Sohn wie dich gehabt.«
    Milo atmete tief ein und aus, sog die kalte Luft in seine Lungen. »Manchmal glaube ich, dass nicht er selbst es war, der all diese Dinge getan hat, sondern die Laterne. Mein Vater glaubte, sie zu beherrschen, in Wahrheit war er ihrer Macht verfallen. Nun, da sie zerstört ist, wird er hoffentlich seinen Frieden finden.«
    Cyn konnte die Trauer spüren, die ihn überkam, und legte tröstend einen Arm um ihn.
    »Und

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