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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ihr Blick schließlich zurück zu ihrem Vater glitt, konnte dieser ihr noch immer nicht in die Augen sehen. Die Menschen, die sie liebte, sorgten sich tatsächlich sehr um sie – und plötzlich kamen ihr Zweifel.
    Noch vor einem Lidschlag war sie bereit gewesen, jeden Eid zu schwören, dass das, woran sie sich erinnerte, tatsächlich genauso passiert war. Aber nun bröckelte diese Überzeugung, und Cyn ertappte sich dabei, dass sich die alles entscheidende Frage stellte:
    War all das wirklich geschehen?
    Wenn sie darüber nachdachte, so gab es nicht einen Beweis. Sie war in das Theater eingedrungen, hatte dort die Bekanntschaft eines Jungen gemacht, der so gut wie unsichtbar war und nur in ihren Gedanken zu ihr sprach, und er war für sie in die Rolle einer Puppe geschlüpft.
    Was, wenn sie all jene Orte tatsächlich besucht, wenn sie wirklich auf dem unvollendeten Nordturm der Tower Bridge, in der Nationalgalerie und im Kristallpalast gewesen war, die Puppe jedoch ihr einziger Begleiter gewesen war? Wenn sie sich die Stimme in ihrem Kopf nur eingebildet hatte?
    Die bloße Vorstellung war schrecklich, noch mehr ängstigten Cyn jedoch die Folgerungen, die sich aus ihr ergaben. Denn wenn all das nur in ihrer Vorstellung geschehen war, wer konnte dann mit Bestimmtheit sagen, dass sie sich auch die Ereignisse im Caligorium nicht nur einfach eingebildet hatte? Dass nicht doch sie es gewesen war, die im Theater Feuer gelegt hatte, in der festen Überzeugung, gegen riesige schattenhafte Unholde zu kämpfen?
    »Vater!«
    Von Furcht gepackt umschlang sie ihn, presste sich an ihn im verzweifelten Bemühen, sich an etwas festzuhalten, während sie das Gefühl hatte, hilflos und entwurzelt zu sein.
    »Meine kleine Cynthia«, flüsterte der alte Horace ihr ins Ohr, während er ihr tröstend durchs Haar strich. »Das alles tut mir unendlich leid, denn ich trage Schuld daran. Das alles war zu viel für dich. Ich hätte besser auf dich achten sollen.«
    Cyn drückte sich noch enger an ihn und hatte Tränen in den Augen, Tränen der Verzweiflung und der Furcht – als plötzlich von unten eine Stimme heraufdrang.
    »Hallo? Ist jemand da?«
    Die Stimme klang herablassend und hämisch. Cyn wusste sofort, dass sie Desmond Brewster gehörte.
    Und plötzlich fiel es ihr wieder ein.
    Es war der Tag der Übergabe.

28
    SCHULDEN
    »Sieh an, sieh an! Wie es aussieht, haben sich alle, die es angeht, im Haus versammelt. Umso besser, Herrschaften – dann muss ich wenigstens nicht jeden einzeln hinauswerfen!«
    Desmond Brewster stand am Fuß der Treppe, und einmal mehr erinnerte er in seinem schwarzen Rock und mit den blutunterlaufenen, gierig starrenden Augen an einen Geier. Die Tatsache, dass er nicht erst angeklopft hatte, sondern die Tür kurzerhand hatte aufbrechen lassen, belegte, dass er das Theater bereits als sein Eigentum betrachtete. Dieses Mal hatte Brewster das Penny Theatre nicht allein betreten; neben seinen beiden Schlägern, deren verschwollene Visagen noch beredtes Zeugnis von der Begegnung mit Lucys Nudelholz ablegten, war auch ein Polizist dabei, ein großer Mann in schwarzer Uniform.
    »Wie Sie sehen können«, schnarrte Brewster, »habe ich mir diesmal Unterstützung mitgebracht. Sie gestatten, dass ich Ihnen Sergeant Finlay vorstelle?«
    Cyn, die überstürzt aus dem Bett gesprungen und mit den anderen zur Treppe geeilt war, holte scharf Luft. Der Polizist war tatsächlich kein anderer als Finlay. Die zu Schlitzen verengten Augen starrten prüfend herauf. Wenn Finlay sie erkannte, so ließ er sich jedoch nichts anmerken. Oder vielleicht entsprach es auch nur seiner Dienstauffassung, sich in jedem Fall neutral zu verhalten.
    »Horace Pence?«, richtete er das Wort mit offizieller Korrektheit an Cyns Vater.
    »Ja, Sir«, erklärte dieser und stieg gesenkten Hauptes die Stufen hinab.
    »Mr Pence, es liegt eine von Ihnen persönlich unterzeichnete Schuldverschreibung vor, die bei Nichtzurückzahlung des gewährten Kredits am heutigen Tage wirksam wird«, führte Finlay aus, während Brewster mit breitem Grinsen neben ihm stand.
    »Ich weiß«, seufzte Horace nur.
    »Sind Sie in der Lage, die Schuld einschließlich der anfallenden Zinsen zu begleichen?«
    »Wozu fragen Sie das?«, zischte Brewster gehässig. »Der Kerl hat kein Geld, sehen Sie ihn sich doch nur an!«
    »Dennoch werden Sie mich nicht davon abhalten, die Übergabe den gesetzlichen Vorschriften entsprechend durchzuführen«, entgegnete Finlay ungerührt und hielt

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