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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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namenlosem Entsetzen sah sie, wie Milos Körper sich vor ihren Augen zu verflüchtigen begann. Die Beine wurden durchsichtig, die Farbe der roten Uniform schien davonzulaufen wie von einem Pinsel, der in Wasser getaucht wurde.
    Am liebsten hätte Cyn laut geschrien, aber sie sparte sich ihren Atem und setzte ihre ganze Kraft ein, um Milo vor dem Sturz in die Laterne zu bewahren. Sie konnte sein Gesicht sehen, seine vor Furcht geweiteten Augen.
    »Lass mich nicht los, hörst du?«, rief er ihr zu. »Lass mich nicht los!«
    In diesem Moment geschah es.
    Cyn vernahm ein markiges Knacken über sich.
    Instinktiv blickte sie nach oben – und sah roten Feuerschein durch die Deckenbeplankung leuchten.
    Das Feuer!
    Es musste auf den Theaterraum übergegriffen haben, noch zusätzlich angefacht von dem Sturm, der darin tobte.
    In diesem Moment krachte etwas von oben auf die Planken. Es musste die Schattenriss-Kulisse des alten Memphis sein, die Feuer gefangen hatte und nun lichterloh brennend in die Bühne schlug.
    Es gab ein Krachen und Splittern.
    Feuerschein, der so grell war, dass er das Leuchten der Laterne verblassen ließ, flammte auf, und Cyn spürte mörderische Hitze. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt sie Milo trotz des lodernden Infernos weiter fest. Erneut vernahm sie ein lautes Bersten, diesmal genau über ihr.
    Ein letzter Blick in Milos Gesicht, in seine flehenden Augen.
    Dann stürzte die Decke ein.
    Cyn merkte, wie sie von etwas getroffen wurde, hart und schmerzhaft. Fast gleichzeitig ließ sie los.
    Sie hörte sich selbst schreien, während sie niederging, suchte noch einen Blick auf Milo zu erhaschen, der plötzlich verschwunden war – dann begann ihr Bewusstsein ebenso zu flackern wie die Flammen ringsum.
    Inmitten der Brände ging Cyn zu Boden, in der sicheren Überzeugung, dass dies das Ende wäre.
    Eine letzte Sinneswahrnehmung zeigte ihr eine dunkle Gestalt, die sich zu ihr hinabbeugte, während ringsum die Flammen loderten.
    Dann war es vorbei.

27
    DAS ERWACHEN
    »Nein!«
    Mit einem Schrei fuhr Cyn in die Höhe.
    Im ersten Moment nahm sie ringsum nichts als Schatten wahr. Sie glaubte zu sehen, wie sich eine Klauenhand näherte, fühlte einmal mehr die eisige Kälte.
    »Nein! Nein! Nein!«
    Sie schüttelte den schmerzenden Kopf, schlug mit der Hand nach der Klaue und traf sie tatsächlich. Schon das war seltsam, aber Cyn war noch zu sehr in ihrer Gedankenwelt gefangen, als dass es ihr aufgefallen wäre. Eine weitere Hand kam hinzu und drückte sie auf ihr Lager, und wieder spürte sie Kälte. Sie schrie erschrocken auf – bis sie merkte, dass die Abkühlung keineswegs unangenehm war, sondern beruhigend, und dass sie sich auf ihre Stirn beschränkte. Ein feuchtes Tuch, wie sie mit einem vorsichtigen Tasten feststellte.
    Aber wie …?
    Sie hatte die Augen schon die ganze Zeit über offen gehabt, aber erst jetzt begann sich der Blick zu schärfen. Und aus den schemenhaften bedrohlichen Umrissen, die sie für übermächtige Schattenkreaturen gehalten hatte, wurden Menschen.
    »Ruhig, Mädchen, ruhig«, hörte sie eine vertraute Stimme sagen, und ihr wurde klar, dass sie die Menschen kannte. Sie hörte auf, sich gegen die Hände zu wehren, die sie niederhielten, worauf der Druck sofort nachließ. Cyn blinzelte, um ihre Sicht vollends zu schärfen – und zu ihrer Verblüffung schaute sie in das Gesicht von Horace Pence.
    »Vater?«
    Sorge sprach aus seinen Zügen. Die blauen Augen blickten düster, die Brauen waren zusammengekniffen. Tiefe Falten hatten sich in die Stirn gegraben, zusammengekauert saß er auf der Bettkante. Als Cyn ihn jedoch ansprach, straffte sich seine Gestalt, und seine Miene hellte sich auf.
    »Cynthia! Dem Herrn sei gedankt!«
    »Wo … wo bin ich?« Sie schaute sich um und stellte fest, dass sie sich zu Hause befand, in ihrer Kammer. Die Fensterläden waren geschlossen, doch die Lichtstreifen, die durch die Ritzen fielen, ließen vermuten, dass es heller Tag war. »Wie komme ich hierher?«
    »Das arme Kind!«, drang eine besorgte Stimme aus Richtung der Tür. »Habe ich es nicht gesagt? Sie fantasiert!«
    Cyn drehte den Kopf und sah, dass ihr Vater und sie nicht alleine waren. Vertraute Gestalten drängten sich im Zugang der Kammer – zuvorderst Lucy, deren rundliches Gesicht ziemlich bekümmert dreinblickte, hinter ihr Albert, Hank und Nancy.
    »Ihr … seid alle da«, entfuhr es Cyn verwundert. »Und es scheint euch gut zu gehen!«
    »Natürlich geht es uns gut«, versicherte

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