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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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sollte er tun? Lucy war offensichtlich krank, und die einzige Krankheit, die er bisher kennengelernt hatte, war ein Kater nach einer durchzechten Nacht. Hatte Lucy gestern zu viel getrunken? Wohl kaum.
    Lucy spuckte wieder in die Schüssel, und Ivan schalt sich für seinen vorherigen Zorn auf Lucy. Er mußte etwas tun, aber was? Er fuhr in seine Hose und ging auf Lucy zu, verärgert über seine eigene Hilflosigkeit.
    »Ist alles in Ordnung, Lucy? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Geh einfach weg. Geh weg ...« Wieder bäumte sich ihr Körper auf, als ihr Magen so leidenschaftlich rebellierte. Sie sah so verletzlich und blaß aus, so schwach und zerbrechlich, daß Ivan befürchtete, er habe sie in der vergangenen Nacht überanstrengt.
    Er fiel in Panik, rannte durch das Zimmer und riß die Tür auf. »Hilfe! Jemand muß ihr helfen!«
    Als die beiden Dienstmädchen und der Butler herein-kamen, hatte Ivan Lucy bereits mit einem Morgenrock bekleidet. Doch noch immer beugte sie sich über die Schüssel.
    »Bitte, Ivan, geh ... geh einfach ... mir wird es gleich wieder besser gehen, viel besser ...«
    »Mylord, können wir Ihnen behilflich sein?« fragte Simms, der Butler.
    »Mylady, sind Sie in Ordnung?« fragte eines der Mädchen besorgt.
    »Oje«, keuchte das zweite Mädchen. »Kann es sein, daß Mylady in Umständen ist?«
    Doch obwohl sie leise gesprochen hatte, hatte Ivan sie gehört.
    Auch Lucy mußte sie gehört haben, denn Ivan, der eine Hand auf ihren Rücken gelegt hatte, fühlte, wie ihr Körper sich anspannte. Ihm wurde kalt.
    In Umständen? In ›anderen‹ Umständen?
    Ivan riß seine Hand weg, als habe er sich verbrannt.
    Ihm war, als habe ihm jemand einen Schlag unter die Gürtellinie versetzt, einen harten Schlag. Lucy konnte doch nicht schwanger sein, nicht so bald. Oder doch?
    Aber als Lucy zu ihm aufblickte, mit weit aufgerissenen Augen, in denen deutlich die Angst stand, wußte er, daß es stimmte. Sie erwartete ein Kind. Sein Kind.
    Er trat einige Schritte weg von ihr, zu benommen, um klar denken zu können. Die beiden Dienstmädchen eilten zu Lucy. Die ältere schob Ivan sanft aus dem Weg. »Wir werden uns um sie kümmern, Mylord. Sie wird sich bald wieder besser fühlen. Es ist nicht nötig, daß Sie hierbleiben. Wir werden gut für sie sorgen.«
    Ivan fügte sich gerne. Daß es Lucy schlecht ging, war schlimm genug. Er nahm sein Hemd und seine Stiefel und ging aus der Tür, jedoch nicht, ohne Simms ausrufen zu hören: »Da wird sich aber die Gräfinwitwe freuen!«
    Die Gräfinwitwe. Das boshafte, alte Reff, das von Anfang an sein Leben manipuliert hatte. O ja, die alte Hexe würde sich bestimmt freuen. Das war es doch, was sie die ganze Zeit über angestrebt hatte. Das war es, wes-wegen sie ihm Lucy vor die Füße gestoßen hatte.
    Zwischen Haus und Stall schlüpfte Ivan in seine Stiefel. Während ein überraschter Stallknecht ein Pferd sattelte, zog Ivan sein Hemd über und schob die Hemdschöße in seine Hose. Die Alte hatte alles erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. Er war Graf von Westcott geworden, hatte eine passende Frau geheiratet und hatte seinen Samen in den fruchtbaren Leib seiner Gattin gepflanzt.
    »Zum Teufel damit!« Ivan schwang sich in den Sattel, ohne den verblüfften Gesichtsausdruck des Stallknechts zu beachten. Er hielt es keine Sekunde länger in den beengenden Wänden dieses Hauses aus, das ihm gehör-te und ihm doch nie das Gefühl eines Zuhauses gegeben hatte. Wütend spornte er sein Pferd zu einem Galopp an und ritt davon.
    Lucy saß am Fenster ihres Schlafzimmers und starrte blicklos auf die Straße. Sie hätte es Ivan früher sagen müssen, schalt sie sich. Sie hätte wissen müssen, daß es so kommen würde. Schließlich war ihr während der letzten zwei Wochen jeden Morgen übel geworden. Sie verstand nicht, weshalb sie geglaubt hatte, ihren Zustand vor Ivan verheimlichen zu können. Noch weniger verstand sie, weshalb sie ihn überhaupt hatte verheimlichen wollen.
    Wäre Ivan während der vergangenen zwei Monate bei ihr gewesen, so hätte sie es ihm auf der Stelle mitgeteilt.
    Trotzdem hätte sie letzte Nacht Zeit gehabt, es ihm zu sagen. Sie hatte es auch vorgehabt. Doch als er nach dem Ball ins Schlafzimmer gekommen war, war sie zu abgelenkt gewesen, um mit ihm über das Kind zu sprechen, das sie erwartete. Ihrer beider Kind.
    Aber nun wußte er es, und da er seit fast vier Stunden weg war, konnte Lucy nur annehmen, daß er über

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