Spiel Der Sehnsucht
geküßt, ihn berührt. Aber Ivan blieb unnachgiebig.
Erst als er in ihr war, konnte sie ihm etwas von ihren Gefühlen zurückgeben. Sie war hilflos unter ihm und doch auch mächtig.
»Ivan«, stöhnte sie, als er einen schnelleren Rhythmus begann, und krallte sich in die Laken.
»Ich bin da.« Die Worte klangen wie eine süße Qual in ihren Ohren. »Ich bin da, Liebste.«
Liebste. Obwohl Lucy vor Erregung fast zerfloß, hatte sie dieses eine Wort gehört, und ihr Herz schwang sich in den Himmel.
»Ich liebe dich, Ivan«, flüsterte sie, als die Explosion sich ankündigte. »Ich liebe dich.«
Sie gelangten gleichzeitig zum Höhepunkt, sie explo-dierten ineinander und aneinander. Das Feuer sog sie ein und verbrannte sie.
Doch in dem Nachbeben der Gefühle, als Lucy und Ivan erschöpft in die verschwitzen, zerknüllten Laken sanken, entstand etwas noch Schöneres, das spürte Lucy.
Es entstand Gemeinsamkeit - Gemeinsamkeit und Liebe.
Ivan war bereits wach, als Lucy sich wieder rührte. Er hatte in der grauen Morgendämmerung dagelegen, unbeweglich wie ein Stein, still wie der Tod. Erstarrt vor Furcht.
Sie liebte ihn.
Er hatte ihre gekeuchten Worte gehört, doch er wollte ihr nicht glauben. Aber Lucy glaubte daran, und das war das Problem.
Weshalb sollte sie ihn lieben? Nun, er müßte eigentlich mit ihrem Geständnis zufrieden sein. Schließlich war es das, was er gewollt, sich gewünscht hatte: sie zu besitzen, ganz und gar. Doch was die Liebe betraf ...
Die Liebe einer Frau war flüchtig. Die Liebe seiner Mutter war es gewesen, und seine Großmutter hatte ihn überhaupt nie geliebt. Ivan biß die Zähne zusammen.
Daß Lucy ihm ihre Liebe gestanden hatte, hatte nichts zu bedeuten. Sogar wenn ihre Worte ehrlich gemeint waren - was vielleicht in jenem Augenblick der Fall gewesen sein mochte -, so mußte das nicht heißen, daß ihre Liebe von Dauer sein würde.
Und doch, so wütend ihn diese Einsicht machte, so war sie doch nicht der Grund dafür, daß sein Herz wild klopfte und seine Handflächen schwitzten. Der Grund dafür war schlimmer, viel schlimmer. Denn er konnte die Wahrheit nicht länger vor sich selbst verleugnen. Und die bittere Wahrheit war, daß er sich in Lucy verliebt hatte.
Allein der Gedanke trieb dicke Schweißperlen auf seine Stirn.
Lucy fing an sich zu bewegen, sie räkelte und streckte sich wie eine Katze. Ihr Fuß berührte Ivans Bein, und seine Furcht steigerte sich noch.
Dann verfiel sie in Bewegungslosigkeit, und Ivan glaubte zu wissen, daß sie nun ganz wach war und daß es ihr unangenehm war, neben ihm aufzuwachen. Bedauerte sie bereits, was sie in jenem Augenblick der Hingabe zu ihm gesagt hatte?
Sie lagen reglos nebeneinander. Ivan stellte sich schlafend, während Lucy anscheinend überlegte, wie sie nun weiter vorgehen sollte. Endlich begann sie, vorsichtig von ihm abzurücken.
Ivan wünschte, sie würde gehen. Er konnte ihr im Moment nicht ins Gesicht sehen. Doch es erbitterte ihn, daß sie heimlich aus dem Bett schlüpfen wollte. Als Lucy die Bettkante erreicht hatte und anfing, sich behutsam aufzurichten, konnte er sich nicht länger zurückhalten.
Er packte sie am Arm.
»Wohin gehst du?«
Das erschrockene Gesicht, das sie ihm zuwandte, war kreidebleich, die Augen darin riesig und verängstigt.
Weshalb verängstigt, fragte sich Ivan. »Ich ... ich ... ich bin gleich wieder da. Ich muß nur zur Toilette«, stotterte sie.
Sie log, das konnte Ivan sehen. Etwas tief in seinem Inneren zerbrach. Letzte Nacht hatte sie ihn geliebt, und jetzt konnte sie nicht schnell genug von ihm wegkommen.
Seine Augen glitten über die Vollkommenheit ihrer nackten, weißen Gestalt, über die vollen Brüste und das wunderschöne, zerraufte Haar. Erneut wollte ihn das Begehren überkommen, doch er beherrschte sich.
»Zur Toilette?«
»Ja. Bitte, Ivan, ich muß.«
Ivans Augen verengten sich. Heute morgen waren Lucys Wangen bleich, ihr Gesicht schien eine grünliche Farbe angenommen zu haben.
»Was ist los mit dir?«
»Bitte, laß mich! Oh!« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, und taumelte, als er sie losließ. Sie lief zur Tür, bemerkte, daß sie nackt war, und hielt inne. Mit großen Augen starrte sie um sich, und Ivan fing langsam an, sich Sorgen zu machen.
»Lucy, was ist los?«
Sie gab keine Antwort. Statt dessen hastete sie zur Kommode, ergriff die Porzellanschüssel, die darauf stand, und übergab sich.
Ivan sprang aus dem Bett, dann blieb er stehen. Was
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