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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe.«
    »Vermutlich ist Ihr Enkelsohn viel radikaler als ich«, antwortete Lucy einigermaßen hochnäsig.
    Die alte Dame mußte lächeln. »Sehr gut gesagt, Miss Drysdale. Aber wie sollen wir jetzt in dieser Angelegenheit, soweit sie Valerie betrifft, verfahren?«
    »Ich denke, wenn Sie für Valerie Pläne für den Donnerstag nachmittag machen, die meine Anwesenheit nicht erfordern, so wäre allen geholfen.«
    »Allen, außer Valerie«, stellte Lady Westcott fest.
    »Ich glaube nicht, daß sie lange um Sir James trauern wird«, meinte Lucy. »Sie haben nur einige Worte gewechselt. Sie wird ihn vergessen.«
    »Sie haben nur einige Worte gewechselt. Sie wird ihn vergessen«, wiederholte Lady Westcott nachdenklich, während sie Lucy musterte. »Der Eifer, mit dem Sie sich Ihrer Aufgabe widmen, ist lobenswert. Erst wollen Sie Valerie vor einem Grafen behüten, ihrem eigenen Vetter, den Sie als schlechte Wahl für sie betrachten. Jetzt schützen Sie sie vor einem wahrscheinlich mittellosen radikalen Gelehrten. Wie es scheint, sind Sie in Ihrem Pflichtbe-wußtsein nicht zu erschüttern, Miss Drysdale. Ich muß sagen, daß ich höchst neugierig darauf bin, welchen künftigen Anwärter Sie unserer lieben Valerie für würdig halten.«
    Lady Westcott schien Lucy für eine äußerst gewissen-hafte Anstandsdame zu halten. Doch Lucy mußte sich eingestehen, daß ihre Motive weniger ihrem Eifer als einer gewissen Selbstsucht entsprangen. Denn den einen von Valeries sogenannten Bewerbern begehrte sie selbst für ihren Intellekt, den anderen - nun, den anderen begehrte sie einfach.
    Inzwischen befanden sie sich im Eßzimmer, und Lucy füllte ihren Teller am Büffet. Dann setzte sie sich zu Tisch und starrte auf die Eier, den Schinken und die Brötchen vor ihr. Angesichts ihrer neuen Selbsterkenntnis war ihr der Appetit vergangen.
    Konnte eine Frau in zwei Männer verliebt sein? In den Verstand des einen Mannes und in den Körper des anderen?
    Sie verachtete sich. Niemals hätte sie nach London kommen dürfen. Sie hätte in Somerset bleiben und dort ihre Tage zufrieden verleben sollen. Wie oft hatte ihr Bruder ihr zugeredet, sich mit ihrer Lage abzufinden, weniger wählerisch bei den Männern zu sein, die um sie war-ben, und Befriedigung in dem zu finden, was auch andere Frauen befriedigte: ein angenehmer Ehemann, ein eigener Haushalt und eine Stube voller Kinder.
    Aber nein, dafür war sie immer zu überheblich gewesen. Und was hatte es ihr nun eingebracht? Erniedrigen-de Lust und kleinliche Eifersucht.
    Ihr Unbehagen verstärkte sich noch, als sie Schritte in der Halle vernahm, die sie sofort als die Ivans erkannte.
    Sie wollte weglaufen und sich verstecken. Das ging natürlich nicht an. Also wartete sie innerlich bebend auf seinen Eintritt.
    »Guten Morgen«, grüßte Ivan die beiden Frauen, sein Blick jedoch ruhte auf Lucy, die neben Lady Westcott saß.
    Nachdem er seinen Teller gefüllt hatte, ließ sich Ivan Lucy gegenüber nieder. »Ist das nicht gemütlich«, meinte er, nachdem ein Diener ihm Kaffee eingeschenkt hatte.
    »Na, du bist ja heute morgen sehr guter Dinge«, stellte Lady Westcott fest.
    »Stimmt.«
    »Darf ich hoffen, daß dieser Umstand auf eine Frau zurückzuführen ist?«
    Ivan blickte Lucy bedeutungsvoll an, ehe er sich seiner Großmutter zuwandte. »Sie wären überglücklich, wenn ich mit ja antworten würde. Deshalb sage ich nur, daß ich einen angenehmen Abend verbracht und danach gut geschlafen habe, wobei mir die interessantesten Träume erschienen sind. Und nun habe ich einen hoffentlich angenehmen Tag vor mir, es sei denn, Sie versuchen, ihn mir zu verderben.«
    Lady Westcott kniff die Lippen zusammen. »Bis jetzt war meine Anwesenheit hinreichend, um dir den Tag zu verderben. Könnte es sein, daß wir beide nun ein Stück weitergekommen sind?«
    Ivan sah die alte Frau kühl an. »Ihre Anwesenheit hier, oder besser gesagt die Anwesenheit Ihres Hofstaates -
    und hier meine ich besonders Valerie und Miss Drysdale - hat mir mehr Abwechslung verschafft, als ich erwartet hatte.« Sein Blick kehrte zu Lucy zurück.
    Eine Abwechslung, dachte Lucy. Wie nett. Da hatte sie sich nun die größten Selbstvorwürfe wegen ihres Interesses an seiner Person gemacht, und er nannte sie lediglich eine Abwechslung. Wie hatte sie nur vergessen können, daß es schließlich seine Unaufrichtigkeit war, die ihn für Valerie ebenso wie für jede andere vernünftige junge Frau - sie selbst eingeschlossen - inakzeptabel

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