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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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fast spüren, wie Sir James' Hände sie an seinen Körper zogen, dann ihren Leib umfaßten und sie noch fester an sich drückten. Sie stellte sich seine Lippen auf den ihren vor und seine Zunge in ihrem Mund.
    Sollte sie ihn weiter gewähren lassen? Was, wenn seine Hände zu anderen Körperstellen glitten - Körperstellen, die nur die Hand eines Gatten berühren durfte?
    Wie von selbst preßte eine ihrer Hände sich an ihre Brust, die andere gegen ihren Bauch. Lucy wußte von den ehelichen Pflichten, wußte, was zwischen Mann und Frau vor sich ging. Sie hatte sich das immer als einigermaßen peinlich und sogar ziemlich unangenehm vorgestellt. Doch sich selbst und Ivan sich dabei vorzustellen, weckte ihre schlimmsten, herrlichsten Gefühle ...
    Nein! Lucy stöhnte. Sie hatte doch gar nicht an Ivan denken wollen.
    Schuldbewußt riß sie die Hände hoch und setzte sich auf. Sie wollte nicht mehr an so etwas denken; sie würde sich einfach weigern.
    Wenn ihre Gefühle für Sir James' und seine Gefühle für sie nicht das waren, was sie sich erhofft hatte, so ließ sich das nicht ändern. Aber sie wollte sich nicht von einem attraktiven Gauner verführen lassen, den ein gebrochenes Frauenherz ebensowenig kümmerte wie ein Paar ruinierter Stiefel.
    Wenn er nur ehrlich wäre! Doch das war Wunschden-ken, das sie unterdrücken mußte.
    Obwohl es noch nicht hell war, stieg Lucy aus dem Bett und begann sich für den Tag herzurichten. Hundert Bürstenstriche für ihr Haar und kaltes Waschwasser. Danach wollte sie eine ruhige Stunde in der Hausbibliothek verbringen.
    Aber sie traute sich nicht, durch die stille Halle zu gehen, aus Angst, sie könnte Ivan begegnen.
    Nein, sie wollte lieber auf ihrem Zimmer bleiben und einen Brief nach Hause schreiben. Papier und Feder besaß sie ja. Und wenn es hell wurde und das Haus zum Leben erwachte, konnte sie sich hoffentlich aus der Geborgenheit ihres Zimmers hinauswagen.
    Zwei Stunden später begab sie sich mit Lady Westcott, die zur selben Zeit aus ihrem Zimmer getreten war, die Treppe hinab zum Frühstück.
    »Das trifft sich ja gut, Miss Drysdale. Ich hatte mir vorgenommen, Sie heute morgen nach der Vorlesung zu fragen, die Sie und Valerie besucht haben. Haben Sie Ihre Zeit lohnend verbracht?«
    Lucy ging neben der aristokratischen alten Dame her.
    »Es hat mir sehr gut gefallen«, begann sie, doch dann hatte sie eine Idee und fuhr fort: »Aber ich glaube, daß es Valerie vielleicht zu gut gefallen hat.«
    »Zu gut?« Lady Westcott blieb stehen. »Bitte erklären Sie, was Sie unter ›zu gut‹ verstehen.«
    Lucy wußte, daß Valerie ihr zürnen würde, doch was sie vorhatte, war schließlich nur zum Besten des Mädchens. »Ich mache mir Sorgen darüber, daß Valerie eine unkluge Zuneigung zu dem Lehrer gefaßt haben könnte.«
    »Eine unkluge Zuneigung? Was genau wollen Sie damit sagen? Sie befand sich doch nur ein oder zwei Stunden mit ihm im selben Raum. Wer ist er überhaupt?«
    »Er heißt Sir James Mawbey, und Valerie war sehr beeindruckt, sowohl von seinem Intellekt als auch von seiner Person. Und genauso beeindruckt war er von ihr«, fügte Lucy hinzu und fühlte sich dabei wie eine hinterhältige Verräterin.
    »Sie sind also besorgt darüber, daß er nicht der Richtige für sie wäre. Er ist doch nicht etwa verheiratet?«
    »O nein, das nicht. Aber er steht dem britischen System des Erstgeburtsrechts nicht gerade freundlich gegenüber.«
    Lady Westcott stieß ein kurzes Lachen aus und schickte sich an, die Treppe weiter hinabzusteigen. »Zweifellos ist er ein jüngerer Sohn. Wenn Sie ihn inakzeptabel finden, dann verhindern Sie ein weiteres Treffen. Schließlich sind Sie Valeries Anstandsdame.«
    »Genau das habe ich vor. Trotzdem würde ich selbst gerne weiterhin seine Vorlesungen besuchen. Sie gaben mir die Erlaubnis, als Sie mich eingestellt haben.«
    Sie waren inzwischen am Fuß der Treppe angelangt.
    Wieder blieb Lady Westcott stehen und wandte sich Lucy zu. Sie runzelte die Stirn. »Warum bestehen Sie darauf?
    Könnte es sein, daß Sie sich selbst für den Mann interessieren?«
    Lucy schüttelte heftig den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Aber ich habe seine Artikel gelesen und möchte deshalb auch gerne seine Vorlesungen hören. Er spricht nicht nur über das Erstgeburtsrecht, sondern befaßt sich hauptsächlich mit Kindern und den Auswirkungen der Erziehung.«
    »Seine Vorlesungen. Aha. Ich hoffe, daß ich keine Radikale in meinen Haushalt eingeführt

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