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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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hochgeistigen Gelehrten schwärmte sie für einen nichtsnutzigen Gauner. Und besagter Gelehrter interessierte sich nicht einmal für sie, sondern für eine hübsche Erbin, die gerade ihren Kinderschuhen entwachsen war.
    Nein, London war ganz anders, als sie es erträumt hatte.
    Als sie Fatuielle Hall erreicht hatte, befand sie sich in ziemlich grimmiger Laune. Drinnen erkannte sie einige Zuhörer wieder, die sie bei der ersten Veranstaltung gesehen hatte. Sie wählte ein Platz weit hinten und überlegte, ob sie Sir James diesmal ansprechen sollte. Sie würde es nicht ertragen können, seine enttäuschte Miene zu sehen, wenn er Valeries Abwesenheit entdeckte.
    Das Licht im Saal ging aus, nur die Lampen am Po-dium wurden entzündet. Kurz bevor Sir James ans Rednerpult treten sollte, kam jedoch noch eine geräuschvolle Gruppe verspäteter Gäste.
    Lucy hoffte, daß sie sich nicht vor sie setzen würden, denn sie wünschte einen ungehinderten Blick auf Sir James. Sie wollte sich davon überzeugen, daß er ihre Sinne ebenso ansprach wie ein anderer Mann - ein Mann, an den sie nicht denken mochte. Aber genau vor sie setzten sich die späten Zuhörer, drei Männer und eine Frau, wie Lucy aus den Silhouetten erkannte.
    Eine fünfte Person setzte sich genau neben sie. Lucy blickte hinüber, verärgert über diese Kühnheit. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir ...«
    »Ist dieser Platz reserviert?« fragte eine bekannte Stimme.
    Lucys Herzschlag setzte aus. Ivan! Warum quälte dieser Mensch sie ohne Unterlaß?
    »Sie folgen mir schon wieder«, sagte sie anklagend, bemüht, ihre Erregung zu verbergen.
    »Das tue ich in der Tat. Es ist schlimm genug, daß ich Ihre unschuldige Schutzbefohlene aus dem Haus gelockt habe. Doch wenn man sie in Begleitung nicht nur eines, sondern gleich vier Bösewichten sähe, wäre ihr guter Ruf so unwiderbringlich dahin, daß nicht einmal ich ihn wieder herstellen könnte.«
    Lucy blickte ihn mit ungläubig geöffnetem Mund an.
    Die Frau in der Reihe vor ihr war Valerie?
    »Die einzige Chance, ihren guten Ruf zu retten«, fuhr Ivan fort, »bestand darin, Sie, ihre Anstandsdame, zu finden.«
    Stumm starrte Lucy ihn an. Valerie drehte den Kopf zu ihr und warf ihr einen besorgten Blick zu. Allerdings heischte dieser Blick keineswegs um Verzeihung, stellte Lucy fest. So viel zu dem sanftmütigen Kind, für das Lady Westcott sie hielt. Wenn es um das ging, was sie wirklich wollte - nämlich Sir James -, so schien Valerie einen Willen von Eisen zu besitzen.
    Verlegenheit, Enttäuschung und Wut stürmten gleichzeitig auf Lucy ein. Sie warf Ivan, dem Urheber dieses Skandals, einen flammenden Blick zu. »Sie sind wirklich unmöglich«, zischte sie. »Sie sind noch schlimmer, als ich dachte. Alles, was Sie interessiert, ist, sich auf Kosten anderer zu amüsieren.«
    Sie sprang auf, in der Absicht zu gehen und Valerie mitzunehmen. Doch mit stählernem Griff packte Ivan sie am Arm und zwang sie wieder auf den Sitz. »Wir bleiben und hören uns die Vorlesung an. Wir alle«, stellte er unmißverständlich klar.
    »Fassen Sie sich, Miss Drysdale«, sagte Alexander Blackburn, indem er den Kopf zu Lucy umwandte, »wir werden unser Bestes tun, um Ihnen gute Gesellschafter zu sein.«
    »Ich habe nichts gegen Ihre Gesellschaft, Mr. Blackburn, sondern gegen seine«, antwortete Lucy und blickte zürnend auf Ivan. »Zweifellos hat er Sie genauso für seinen schäbigen Plan eingespannt wie Valerie.«
    Sie versuchte, Ivan ihren Arm zu entwinden, doch ohne Erfolg. Statt dessen beugte er sich noch näher zu ihr.
    »Sind Sie wütend, weil ich hier bin oder weil Valerie hier ist?«
    »Das ist eine idiotische Frage.«
    »Das finde ich nicht. Es ist eine Frage, die genau den Punkt trifft. Tatsache ist doch, daß Sie Valerie nicht hier-haben wollen, weil Sie selbst sich für diesen Mann interessieren.« Er deutete zur Bühne, auf der Sir James erschienen war und gerade ans Pult trat. Applaus erklang. Er war noch immer derselbe hagere junge Mann, der er vor zwei Tagen gewesen war. Doch seine Wirkung auf Lucy war dieses Mal eine andere.
    Von Sir James blickte sie zu Valerie. Sogar in deren Profil spiegelte sich deutlich die Verehrung des Mädchens für den Lehrer. Lucys Mut sank. Trotzdem wollte sie Ivan keine Zugeständnisse machen. Mit zusammengebissenen Zähnen blickte sie stur geradeaus zur Bühne, obwohl nichts von dem, was Sir James vortrug, in ihrem Ge-dächtnis haften wollte.
    »Würden Sie bitte meinen Arm loslassen«,

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