Spiel der Teufel
gehorsam. Gib
ihm einen Befehl, und er wird ihn ausführen. Die drei Gorillas
kenne ich nicht.«
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Santos und wollte einen
Schritt nach vorn machen, doch Elena hielt sie zurück, indem
sie mit der Pistole fuchtelte.
»Bleib, wo du bist, ich bin noch nicht ganz fertig. Ihr wollt
doch wissen, wer Gerd ermordet hat. Hier«, sagte sie und holte
einen USB-Stick aus ihrem Blazer, »da ist alles drauf. Alle
Namen, alle Zeiten, alle Konten. Ich rate euch, macht euch eine
Kopie davon, denn ich fürchte, man wird euch zwingen, den
Stick herauszugeben.« Sie warf ihn Santos zu, die ihn gekonnt
auffing.
»Wer hat Gerd umgebracht?«, fragte sie und gab sich betont
gelassen, obgleich alles in ihr in Aufruhr war. Ihr Herz klopfte
wie wild, sie glaubte gerade einen Alptraum zu durchleben,
doch das hier war kein Traum, das hier war bittere Realität.
Elena aber antwortete nicht, sondern sagte: »Die Station, wo
die Operationen und Transplantationen durchgeführt werden,
befindet sich im zweiten Untergeschoss. In wenigen Minuten
beginnt dort eine Herztransplantation. Ich möchte, dass ihr
mich nach unten begleitet. Aber macht keine Dummheiten, ich
habe nicht nur die Pistole in der Hand, sondern auch eine Kapsel
mit Zyankali im Mund.«
Elena sammelte noch schnell die Pistolen ein, verschloss sie in
einem Schrank, nahm ihre Handtasche und hängte sie über die
Schulter.
»Warum das alles?«, fragte Santos im Aufzug, während die Pistole
auf sie gerichtet war.
Ohne auf Santos' Frage einzugehen, sagte Ivana: »Ich möchte
mich entschuldigen, dass ich dich bedrohe, aber ich habe von
deiner Schlagkraft gehört.«
»Willst du dich umbringen?«
»Das ist nicht mehr wichtig. Schaut euch um«, sagte sie, als
sie unten angekommen waren. »Geht vor mir, immer geradeaus.
Und du, Sören, rufst eure Kollegen an, die sollen sich um
das hier alles kümmern.«
Henning bat Santos, ihm ihr Handy zu geben, da er seins im
Auto vergessen hatte. Er wählte die Nummer des KDD und
sagte, ein paar Kollegen und ein Mannschaftswagen des Mobilen
Einsatzkommandos sollten zur Klinik und in den zweiten
Stock kommen und die Tür mit dem Schild »Dr. Koljakow
« aufbrechen, alles Weitere würden sie dort sehen. Danach
legte er auf.
Loose hatte bereits seinen Kittel an, Svenja lag auf dem OPTisch,
im selben Raum, nur durch einen Vorhang getrennt, ein
kleiner Junge. Loose wurde kalkweiß im Gesicht, als er Elena
und die beiden Fremden erblickte.
»Prof. Loose, das sind Herr Henning und Frau Santos von der
Kriminalpolizei. Die Operation wurde soeben abgeblasen. Was
mit der kleinen Svenja wird, ist mir egal, wahrscheinlich ist es
Bestimmung, dass sie stirbt. Aber der Junge bleibt am Leben.
Sie sind keinen Deut besser als Ihre Kollegen, denn man hat
Ihnen vorhin gesagt, dass dieser kleine Junge, der noch einen
Zwillingsbruder hat, für Svenja sterben muss. Ich bin gespannt,
wie Sie das der Polizei und Ihrer Familie erklären wollen. Wo
ist Svenjas Vater?«
»Er wartet oben«, stieß Loose hervor. »Ich wusste nicht, dass...«
»Halten Sie den Mund. Jeder Arzt wird vor seiner ersten OP
eingeweiht. Sie bleiben hier und warten auf die Polizei, die jeden
Moment eintreffen wird.«
»Aber ...«
»Kein Aber.« Und zu Henning und Santos: »Es gibt einen
Raum, in dem die Spender bis zur OP warmgehalten werden.
Den zeig ich euch noch, danach fahren wir ins Hotel.«
»Das ist ein Gruselkabinett«, meinte Henning fassungslos.
»Das ist doch nicht wahr, oder?«
»Du wolltest mir nicht glauben. Gerd dachte anfangs auch, ich
hätte sie nicht mehr alle, aber das würde wohl jeder denken.
Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich so gehandelt habe.«
In dem von Elena angesprochenen Raum befanden sich noch
drei Personen, ein kleiner Junge und zwei Frauen, die alle
schliefen.
»Um sie wird man sich hoffentlich kümmern. Und jetzt kommt,
ich möchte um Punkt acht im Hotel sein.« Sie begaben sich
zum Wagen und hörten schon von weitem die Sirenen der Polizeiautos.
»Ich sitz hinten. Fahr los«, sagte sie zu Santos. »Und
du, Sören, gib euern Kollegen Bescheid, dass sie auch das Untergeschoss
abriegeln und die Gefangenen befreien sollen. Sie
brauchen dringend ärztliche Betreuung. Und dann schalt das
Handy aus.«
FREITAG, 19.57 UHR
Sie trafen drei Minuten vor acht am Hotel ein. Elena hatte die
Pistole unter ihrem Blazer versteckt. An der Rezeption hielt
Henning seinen
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