Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
» ich hatte mich schon gefragt, wann die Kavallerie erscheinen würde. Schön, dich zu sehen, Charles. Zumindest sind die Russen nicht hier, hm? Oder die Türken.«
Alle Bewegungen froren für einen Moment ein, als den anderen aufging, dass ein neuer Spieler das Feld betreten hatte.
» Du weißt, wie man den Sonnenstrahl an einem regnerischen Tag sieht«, sagte ein dunkelhäutiger Mann in der größeren Gruppe. » Das habe ich schon immer an dir gemocht, Arthur.« Sein Akzent wies ihn als Spanier aus, und damit war klar, dass auch die Gruppe um ihn herum aus Spanien kam.
Was bedeutete, dass der Mann, der die Beleidigung ausgesprochen hatte, niemand anderes war als Jean Chastel, die Bestie von Gévaudan.
Er war nicht wirklich gut aussehend, aber in seinen Gesichtszügen und seiner Haltung lag eine Macht, neben der ihr erster Alpha, Leo, gewirkt hätte wie ein Welpe. Er machte Eindruck, wie die meisten Alphas, die sie getroffen hatte; er nahm mehr Raum ein, als er von Rechts wegen sollte, als wäre er sowohl physisch als auch metaphysisch gesehen schwerwiegender, als er sein sollte.
Er war sich Charles’ Anwesenheit bewusst, aber er hielt seine fahlen Augen weiter auf seinen Gegner gerichtet. Chastel war weder groß noch klein und eher schlank. Sein braunes Haar fiel ihm fast auf die Schultern, sein Bart war um einige Schattierungen dunkler als sein Haar und gepflegt. Aber die äußerlichen Details spielten bei weitem keine solche Rolle wie die Macht seiner Persönlichkeit.
Sein Gegner hatte keine Chance gegen ihn– und der Spanier wusste es. Anna konnte es in seiner Körperhaltung sehen, in der Art, wie er den Franzosen nicht direkt ansah. Sie konnte seine Angst riechen.
» Sergio, mi amigo«, sagte der dunkle Spanier, der schon einmal gesprochen hatte. » Lass es gut sein. Der Kampf ist vorbei. Charles ist hier.«
Der spanische Kämpfer hatte Charles’ Annäherung nicht bemerkt, und sein überraschter Blick hätte fast seinen Untergang besiegelt. Jean Chastels rechter Arm schoss nach vorne und hätte die Kehle seines Gegners getroffen, aber Charles hatte sich bereits in Bewegung gesetzt– als hätte er gewusst, was der französische Wolf tun würde, noch bevor Chastel es selbst wusste.
Charles fing den Schlag ab und riss Chastel herum. Er benutzte den Schwung des anderen, um ihn gegen seine eigenen Leute zu werfen. Ein schneller Blick zu den spanischen Wölfen sorgte dafür, dass sie alle zurücktraten, dann konzentrierte er seine gesamte Aufmerksamkeit auf den ersten Wolf.
» Narren«, knurrte Charles. » Das ist ein öffentlicher Ort. Ich werde nicht zulassen, dass ihr Unruhe stiftet, während ihr Gäste im Revier des Emerald-City-Rudels seid.«
» Du wirst es nicht zulassen, Welpe?«, murmelte der Franzose, der sich schnell von dem ungeplanten Kontakt mit seinen Wölfen erholt hatte. Er zog die Ärmel seines Hemdes nach unten, eine Geste, die wirkte, als wäre sie einfach nur Gewohnheit. » Ich hatte gehört, dass der alte Wolf vorhat, uns seinen Welpen als Festmahl zu schicken, aber ich dachte, das wäre nur ein Wunschtraum.«
In der Haltung der anderen französischen Wölfe lag etwas Jämmerliches, das Anna verriet, dass keinem von ihnen gefiel, was ihr Anführer tat; dass sie Jean Chastel aus Furcht folgten. Das machte sie nicht weniger gefährlich– vielleicht sogar gefährlicher. Ihre Wölfin erkannte sie als Alphas, jeden Einzelnen von ihnen, und sie alle hatten Angst.
Unter all der Aggression und dem angeberischen Gehabe im Raum lag unterschwellige Angst: ihre, die der Spanier und die der französischen Wölfe. Die Angst war so dicht, dass sie bei ihrem Geruch niesen musste und damit ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zog. Jean Chastels Augen trafen ihre, und sie erwiderte seinen Blick, trotz der Gewalttätigkeit, die daraus sprach. Hier, dachte sie, hier war ein Monster, das schlimmer war als der Troll unter der Brücke. Er stank nach Bosheit.
» Ah«, sagte er und klang fast sanft. » Noch eine Geschichte, die ich als Gerücht abgetan hatte. Also hast du eine Omega für dich gefunden, Mischling. Ein hübsches Ding. So weich und zierlich.« Er leckte sich die Lippen. » Ich wette, sie ist ein schmackhafter Leckerbissen.«
» Das wirst du niemals herausfinden, Chastel«, erwiderte Charles leise. » Gib auf oder verschwinde.«
» Ich habe eine dritte Möglichkeit«, flüsterte Chastel. » Ich glaube, die wähle ich.«
Während sich die Druckstange der Tür in ihren Rücken bohrte,
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