Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
Europa herumgesprochen hat.«
Charles betrachtete sie nachdenklich. » Die Leute reden mit dir. Das könnte nützlich werden.«
Anscheinend würden sie zum Restaurant laufen. Anna war auf dem nassen und steilen Hügel, den sie hinabliefen, froh über ihre Turnschuhe.
Charles, leichtfüßig wie er war, rutschte und schlitterte im strömenden Regen. Seine Cowboystiefel hatten glatte Sohlen, obwohl sie nicht das Gefühl hatte, dass ihn das langsamer machte. Sie liefen beide lautlos, aber sie konnte die Aufmerksamkeit spüren, die sie erregten. In der Stadt achteten die Leute auf jemanden, der lief, weil einen das entweder zum Raubtier oder zur Beute machte.
Das bereitete ihr für einen Moment Sorgen, aber sie würde es Charles überlassen, das Risiko einzuschätzen. Sie kannte die beteiligten Wölfe nicht– und wusste auch nicht, wie weit sie noch vom Restaurant entfernt waren. Er hielt ihre Geschwindigkeit innerhalb menschlicher Grenzen, also nahm er eine gewisse Rücksicht auf potenzielle Beobachter.
Sie lief gerne mit ihm. Ohne ihn machte sich ein Teil von ihr immer Sorgen, dass sie zur Beute werden könnte. Aber Charles konnte sie sich niemals als Beute vorstellen.
Nach ein paar Blöcken verfiel er in schnelles Gehen, und dann bogen sie in eine Straße ein, die parallel zum Sound verlief. Wie der Lake Michigan in ihrer Heimat Chicago hatte das Wasser des Sound eine Präsenz, eine Schwere, die sie selbst dann gespürt hätte, wenn sie es nicht durch Lücken zwischen den Gebäuden hätte sehen können.
Ein rotes Neonschild erklärte Bubba’s Basement zum besten Barbecue-Restaurant in Seattle und der Pfeil zeigte auf eine breite Treppe, die in den Keller eines Hauses führte, das sonst auch ein Bank- oder Verwaltungsgebäude hätte sein können– mit einer neutral noblen Fassade.
Charles öffnete eine Seite der Doppeltür und entließ damit eine berauschende Duftwolke aus Rindfleisch, Barbecue-Sauce und Kaffee. Das Restaurant war nur schwach beleuchtet und, wie Annas schneller Blick ergab, gut gefüllt. Es lag eine Schwere in der Luft wie vor einem Gewitter, so stark, dass Anna sich fragte, ob wohl sogar die Menschen es spüren konnten.
Charles atmete tief durch und bog nach links ab, umrundete einen Topf mit Palmen, trat durch eine weitere Schwingtür und in einen Raum, der vom Rest des Restaurants abgetrennt war. Ein diskretes Schild über der Tür erklärte, dass das Séparée gegen ein kleines Entgelt für Gesellschaften gemietet werden konnte und bis zu sechzig Leute fasste.
Alpha-Wölfe mischten sich nicht gerne unter andere Leute. Anna fragte sich, ob sie sich absichtlich alle hier getroffen hatten oder ob irgendeine törichte Person im Restaurant beschlossen hatte, alle potenziell problematischen Gäste an einem Ort zu versammeln.
Jemand hatte hastig versucht, eine leere Fläche für Kämpfe zu schaffen, denn an einer Wand lagen ein paar umgeworfene Tische und Stühle.
» Du bist feige wie eine Promenadenmischung«, sagte einer der beiden Männer in der Mitte des Raums gerade mit kühler Berechnung. Er hatte einen Akzent, aber er war so schwach, dass Anna ihn nicht sofort einordnen konnte.
Charles sah sie an, dann auf die Tür, durch die sie gerade gekommen waren. Anna verstand. Dies war eine Privatangelegenheit, und sie brauchten keine unerwarteten Besucher, die die Sache noch verkomplizierten. Sie schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
Das ermöglichte ihr auch einen schnellen Fluchtweg– so viele dominante Wölfe… Selbst mit Charles im Raum konnte sie nicht anders, als sich daran zu erinnern, was ihr die dominanten Wölfe ihres ersten Rudels angetan hatten. Und ihr Puls wurde schneller. Nicht panisch. Noch nicht. Aber auch nicht ruhig.
Der Raum wirkte fast wie eine Aufführung von West Side Story, oder, wenn die Männer ein wenig andere Requisiten und Kleidung hätten, Showdown am O.K. Corral. Vier Männer standen auf einer Seite des Raumes, sechs auf der anderen. Jeweils ein paar Schritte vor jeder Gruppe stand noch ein Mann, bereit zum Kampf. Der Testosteronlevel im Raum war so hoch, dass sie überrascht war, dass es die Berieselungsanlage in der Decke noch nicht ausgelöst hatte.
Ein dreizehnter Mann saß in einer Ecke des Raums mit dem Rücken zur Wand und reinigte sich gerade die Hände mit einem feuchten Tuch. Er bemerkte Charles’ Erscheinen als Erster und berührte in einem zwanglosen Salut seine Stirn. » Ah«, sagte er mit einem wunderschönen, vornehmen britischen Akzent,
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