Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
nicht, mit ihnen umzugehen– und er war nicht dumm genug, zu glauben, dass sie sich noch einmal verdrängen lassen würden.
» Anders verwirrt«, sagte sie. » Okay. Das ist okay.«
Sie streckte den Arm aus und berührte seinen, ließ einen Finger daran entlanggleiten. » Als ich dich heute berührt habe… es fühlt sich an, als hättest du zwei Seelen in deinem Körper. Bin ich auch so?«
» Anna«, erklärte er ihr. » Du bist, wie du bist. Bruder Wolf und ich… Du weißt, dass ich nicht verwandelt, sondern als Werwolf geboren wurde. Das hat einige Unterschiede bewirkt, denke ich. Um zu funktionieren, müssen die meisten Werwölfe ihren Wolf zum Gehorsam bringen, wenn nicht völlig unterwerfen. Nach einer Weile bleibt vom Wolfsgeist nur noch ein Teil in der Seele des Menschen zurück. Ein nicht denkender, gewalttätiger Teil voller Instinkte und Gelüste, aber ohne echte Gedanken.«
Er schaute auf ihre bleiche Hand auf dem grünen Seidenhemd, das er trug. » Ich bin nicht mein Großvater, der in die Herzen der Menschen sehen konnte«, sprach er weiter. » Ich weiß nicht, ob das, was ich dir gesagt habe, die Wahrheit ist. Aber es ist das, was ich gesehen und gefühlt habe. Bruder Wolf und ich haben einen anderen Kompromiss. In Situationen, mit denen ich besser umgehen kann, erlaubt er mir volle Kontrolle– und ich erwidere diese Höflichkeit.«
» Zwei Seelen«, sagte sie.
» Nein.« Er schüttelte den Kopf. » Eine Seele, ein Mann, zwei Geister. Wir sind eins, Bruder Wolf und ich. Untrennbar. Wenn er stürbe, würde ich es auch tun.«
» Habe ich meine Wölfin verkümmern lassen?«
Er rollte sich auf die Seite, zu ihr gezogen von ihrer Sorge. » Es ist nichts, was man betrauern muss. Es ist einfaches Überleben. Aber wenn es hilft, ich glaube, du und deine Wölfin habt noch eine ganz andere Lösung gefunden.« Er lächelte. » Ich glaube, das ist in erster Linie der Grund, warum Bruder Wolf dich gewählt hat– bevor wir auch nur die Chance hatten, viel mehr zu sagen als Hallo. Wir ergänzen uns, weißt du. Du mich, deine Wölfin meinen Wolf. Sie ist scheu, außer du wirst bedroht, aber sie ist vollkommen vorhanden.«
Anna schloss ihre Hand um seinen Arm. » Okay. Damit kann ich besser klarkommen als mit den Alternativen.«
» Brauchst du noch mehr Worte zwischen uns?«, fragte er und ihre Berührung ließ seine Stimme heiser werden.
4
B evor sie antworten konnte, klingelte sein Handy. Es war nicht der Klingelton seines Dads– und wären sie zu Hause gewesen, hätte er den Anruf auf die Mailbox laufen lassen. Aber sie waren nicht zu Hause. Er war hier, um eine Aufgabe zu erfüllen, und das hieß, auch in unpassenden Momenten ans Telefon zu gehen. Also schnappte er sich seine Jacke vom Boden und holte das Handy aus der Tasche.
» Charles«, sagte er.
Er wurde überschwemmt von einem Wortschwall in südfranzösischem Dialekt, so schnell, dass er vielleicht von vier Worten eines verstand. Aber das war genug.
» Ich komme«, sagte er und legte auf, während der andere Wolf immer noch sprach.
» Hast du das mitbekommen?«, fragte er, während er sich bereits seine Stiefel anzog.
Anna schob ihre Füße in die Schuhe. » Ich spreche kein Französisch.«
» Die spanischen Wölfe waren gerade in einem Restaurant, als Jean Chastel beschlossen hat, seine Wölfe auch dorthin zu führen. Die Sache droht zu eskalieren– und um das Ganze noch unterhaltsamer zu machen, ist der britische Alpha auch dort.«
» Wer hat dich angerufen?«
» Michel, einer der anderen französischen Alphas– der bestraft werden wird, sollte Jean das je herausfinden. Ich schätze, dass unser Informant von der Toilette aus angerufen hat. Hoffentlich ergreift er die richtigen Vorkehrungen, um sich zu schützen.« Er schlüpfte in seine Jacke. » Seattle ist eine große Stadt. Schwer vorstellbar, dass drei Lager von Werwölfen zur selben Zeit im selben Restaurant landen. Wenn ich rausfinde, wer das geplant hat, werden Köpfe rollen.«
» Wenn das Restaurant Bubba’s Basement Barbecue ist, dann könnte es Zufall sein«, gab Anna zu bedenken und schlüpfte in ihre eigene Jacke. » Mindestens fünf Rudelmitglieder– unter anderem Asil und dein Vater– haben mir gesagt, dass ich dort unbedingt hinsoll. Anscheinend ist es berühmt für seine hervorragenden Spareribs und seine Riesenportionen. Asil hat mir gesagt, dass er noch nie da war, aber dass der Ruf des Restaurants gut genug ist, dass es sich sogar bis zu den Rudeln in
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