Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
Männer und Frauen, die heute Morgen die Sitze füllten, gehörten zu einer anderen Art von Raubtier. Sie trugen vielleicht ihre beste Kleidung, aber die Leute, die momentan auf den Stühlen saßen, ließen CEOs im Vergleich wie Welpen wirken.
» Wenn ihr eure Leute nicht beschützen könnt, dann habt ihr es verdient, sie zu verlieren«, kommentierte Chastel aus dem hinteren Viertel des Auditoriums. Er sprach nicht laut, aber in einem Raum, der wegen seiner Akustik gebaut worden und momentan voll hellhöriger Werwölfe war, musste er das auch nicht.
Charles wartete. Der russische Wolf, der gerade am Rednerpult stand, schaute ihn an und wartete darauf, dass er die Regeln durchsetzte. Aber das war nicht Charles’ Job. Nicht dieses Mal. Bruder Wolf war sich sicher, dass es schon bald ihre Aufgabe sein würde. Dann würden sie Chastel bestrafen, und Blut würde fließen. Aber hier, in diesem Raum, war es die Aufgabe von jemand anderem, für Ordnung zu sorgen.
Der Vormittag des ersten Konferenztages war ein hervorragender Zeitpunkt für eine Demonstration.
» Jean Chastel«, sagte Dana. » Sie werden in diesem Raum nicht noch einmal sprechen, bevor Sie aufgerufen werden.«
Charles war wahrscheinlich der Einzige im Auditorium, der nicht überrascht war, dass der französische Wolf, als er spöttisch das Gesicht verzog und den Mund öffnete, um der Frau vom Feenvolk etwas zu entgegnen, kein Wort herausbrachte. In Chastels eigenem Revier, mit seinem Rudel hinter ihm, wäre es nicht so einfach gewesen, ihn zu verzaubern. Aber das war Danas Revier (einer der Gründe, warum der Marrok sich entschlossen hatte, die Gespräche in Seattle abzuhalten). Chastel hatte nur seine Versammlung von unglücklichen Alphas hinter sich, die ihre Macht nicht mit ihm teilten, egal wie viel Angst sie hatten, weil Chastel sie niemals so nah an sich ranlassen würde. Chastel war nicht der Marrok.
Er hätte es sein können– was für ein beängstigender Gedanke. Es hatte einmal einen europäischen Herrscher gegeben, der das Gegenstück zu Charles’ Dad gewesen war.
Nach der schwarzen Pest…er war nicht alt genug, um dort gewesen zu sein– aber Dad und Charles’ Bruder waren es. Es war schrecklich gewesen. Unmenschlich. Vor allem für diejenigen, die nicht mehr zur Gänze menschlich waren. So viel Tod, so viele Verluste. Jemand hatte das Menetekel erkannt, hatte gewusst, dass die Menschheit sich erholen würde– und er war gekommen, um die Monster zu suchen, die sich von den Toten nährten. So war der erste Marrok erschaffen worden. Er war nicht Marrok genannt worden– das war Dads Entscheidung in der neuen Welt gewesen. Der Alpha der Alphas, der fähig war, jeden anderen zu besiegen.
Chastel hatte ihn getötet– und jeden nach ihm, der versucht hatte, die Herrschaft wieder zu errichten. Chastel hätte sie für sich beanspruchen können, aber er wollte sie nicht. Er wollte die Verantwortung nicht. Er wollte nur die Freiheit, zu töten und immer weiter zu töten, wie es ihm gefiel.
Arthur Madden, der Meister der Inseln, kam der Vorstellung eines Marrok in Europa noch am nächsten– größtenteils, weil Chastel die britischen Inseln nicht als Bedrohung sah.
Selbst mit so viel Macht mordete Chastel heute heimlicher als kurz nach seiner Verwandlung. Und das, dachte Charles, kam daher, dass es eine Person auf diesem Planeten gab, die das Biest fürchtete. Und sein Dad hatte Chastel erklärt, dass er nichts mehr über wütende Monster in Frankreich hören wollte. Das war vor Jahrhunderten gewesen.
Jetzt, wo er darüber nachdachte, ging Charles auf, dass es ihn nicht wundern würde, wenn sich Chastel überhaupt nicht dafür interessierte, ob der Marrok die Werwölfe in die Öffentlichkeit führte.
Er hatte es vor Jahrhunderten fast selbst getan. Der wahrscheinlichste Grund für Chastels Anwesenheit auf dieser Versammlung war, dass er eine Chance suchte, den Marrok zu beseitigen– die er nun nicht bekam.
Zumindest würde er jetzt erst mal ruhig sein.
Charles drehte den Kopf zu Dana und nickte ihr anerkennend zu. Sie wirkte heute schlampiger als sonst. Sie hatte sich selbst ungefähr zehn Kilo schwerer gemacht und trug einen teuren, aber hässlichen Anzug und Lehrerschuhe. Er fragte sich, ob sie es getan hatte, um zu sehen, ob sie die Wölfe dazu bringen konnte, sie herauszufordern– oder ob, wie Anna gesagt hatte, ihre andere Verkleidung zu markant gewesen war, zu schön.
» Guter Schuss, Tex«, murmelte die Hexe des
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