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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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Augen. Sah seine Augen. Sah ihn. Und sah der gigantischen Silhouette der U-Bahn entgegen, die die ganze Breite des Tunnels einnahm, ein stählerner Wurm mit der Kraft eines riesigen Hammers, der alles fraß, was sich in dem Tunnel befand, alles zermalmte, in dem Leben war.
    Emily schloss die Augen.
    Das war der Moment.
    Das war ihr Moment.
    Keiner konnte ihr diesen Moment nehmen.
    Nicht mal Jonathan.
    Und sie sprang.
    * * *
    Sie wurde in den Raum dahinter gedrückt, von der Kraft eines gigantischen Vorschlaghammers.
    Die Kraft, die alles zermalmte, was ihr in den Weg kam.
    Emily hatte einen kurzen Schrei gehört. Und ein hässliches Knirschen.
    Und dann nichts mehr.
    Stille. Nach all dem Lärm unendliche Stille. Dunkle Mauern um sie herum, die Nische in der Mauer genau dort, wo Emily sie vermutet hatte. Wo Emily sie vermutet hatte? Nein, wohin Jonathan selbst sie geführt hatte.
    Er hatte vielleicht nur einen einzigen Fehler gemacht, aber Emily hatte ihn genutzt.
    Danke, Carter , dachte Emily. Danke, dass du mich mit dieser verdammten U-Bahn-Karte so gequält hast, der Karte, die die Ermittler im Mund des toten Ruskin gefunden hatten in der Temple Station.
    Ms Waters, hatte Carter immer wiederholt, schauen Sie sich die Karte genau an. Vielleicht ist dort etwas, das nur sie erkennen und das uns weiterhelfen kann.
    Die Karte, die das unterirdische Reich von Aldgate East zeigte. Der Karte, wo auch die seltsame Tribüne eingezeichnet war, wo Jonathan und die Squatter Henry Bowers hingerichtet hatten. Sie hatte dort nichts gesehen, was sie kannte oder was ihr half. Bis auf die Tür. Die Tür neben den Schienen. Und dann war ihr der Plan gekommen, wie sie Jonathan austricksen konnte. Als letzte und verzweifelte Idee, als sie den Aufzug von The Shard wieder heruntergefahren war.
    Vor ihr lagen die Schienen. Eine kleine Ratte schnupperte neugierig in die Luft, so, als wäre die U-Bahn niemals da gewesen.
    Emily schaute auf die Uhr.
    Mitternacht , dachte sie und rappelte sich auf. Sie fühlte, wie ihr schwindelig wurde.
    Die neun Tage waren vorbei.
    Happy Birthday, Emily.
    Das waren ihre letzten Gedanken.
    Und dann brach sie zusammen.

56
    S ie wacht auf«, hörte sie eine Stimme. Es konnte Stunden oder Jahre später sein.
    Sie öffnete die Augen. Ein weißes Zimmer. Vier Menschen, die vor ihr standen, nahmen allmählich Gestalt an.
    Sie sah ihre Eltern, ebenso Carter und Bloom, aber für einen Moment wusste sie nicht, was passiert war.
    »Mum, Dad?« Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
    »Wir sind okay, Liebling.« Ihre Mutter trat vor und umarmte sie unter Tränen. »Es ist alles in Ordnung. Es ist alles vorbei! Jonathan ist tot.«
    Emily sah sie an, sah ihr Gesicht, das so voller Schmerz war, und dann fielen ihr die Augen wieder zu. Vermutlich hatten sie ihr etwas zur Beruhigung gegeben.
    »Das ist gut«, sagte sie. »Das ist wirklich gut.«
    Erst viel später erfuhr sie, was passiert war. Die Feuerwehr, die den Tunnel gesperrt hatte, fand sie, in dem Raum nahe der Schienen liegend, bewusstlos. Man hatte sie ins Guys Hospital gebracht, und sie hatte ihren achtzehnten Geburtstag in einem Krankenhausbett verbracht, ruhig gestellt, mit Medikamenten in den tiefen Schlaf des Vergessens versetzt.
    Emily fand, das war der beste Geburtstag, den sie je gehabt hatte.
    Inspektor Carter sagte ihr, dass Jonathan Harker ihr auf die U-Bahn-Schienen gefolgt war, doch im Gegensatz zu ihr hatte er sich nicht mehr in die Nische retten können. Bei dem Versuch, der Bahn auszuweichen, wurde er mitgerissen und starb auf der Stelle. Die Leiche war so zugerichtet, dass sie nicht mehr identifizierbar war, aber der DNA -Befund der Gerichtsmedizin war eindeutig gewesen.
    Seine Freunde, die Squatter waren geflohen, und ihr Dad hatte sich befreien können und hatte sofort die Polizei angerufen.
    Es war das eine, zu wissen, dass Jonathan tot war, das andere war für Emily, es auch wirklich zu begreifen.
    Er war tot. Jonathan, der Irre, der mit ihr Das Spiel des Lebens gespielt hatte, war tot.
    Und war er denn wirklich verrückt gewesen? Hatte es nicht einen guten Grund gegeben, dass er so geworden war? Sie dachte daran, was er ihr alles in der Villa ihrer Eltern erzählt hatte, und irgendwo, tief in ihrem Herzen hatte sie Mitleid mit diesem Jungen, der für drei Monate das Paradies gefunden hatte, aus dem er wieder vertrieben worden war. Es tat ihr fast ein wenig leid, dass es so kommen musste. Was hätte Jonathan mit seinen Begabungen und Fähigkeiten

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