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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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stehlen.«
    »Das ist absurd, Lydia. Ein solcher Sammler würde einfach auf Sie zukommen und Ihnen einen Preis bieten. Sie argumentieren wie jemand, der zu viele Krimis im Fernsehen gesehen hat, und denken dabei nicht logisch. Jeder Raritätensammler würde versuchen, auf ganz legale Weise an Ihren Schakal zu gelangen. Er würde davon ausgehen, daß Ihnen der Schakal nicht mehr bedeutet als eine x-beliebige Nippsache oder ein Souvenir und daß er in Ihrem Besitz möglicherweise zum Briefbeschwerer degradiert würde. Ich glaube, Sie übersehen den wichtigsten Faktor in dem ganzen Verwirrspiel. Es ist nicht der Einbruch in Ihre Wohnung, auch nicht die gestohlene Schachtel und ihre Verpackung und wahrscheinlich genausowenig der mögliche Wert des Schakals.«
    »Was ist es dann?«
    »Es ist Ihre Schwester Adele.«
    »Adele!« Ich preßte meine Hände fest gegeneinander. »Natürlich! Sie hat die ganze Sache ja ins Rollen gebracht. Aber würde uns das nicht doch wieder zu dem unbekannten Sammler zurückbringen? Nehmen Sie einmal an, daß er versucht hätte, Adele den Schakal abzukaufen. Nehmen Sie an, daß sie sein Angebot ausgeschlagen und ihn mir zugeschickt hat. Das würde allerhand erklären.«
    »Ja«, meinte er langsam, aber ich konnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, daß ihn diese Erklärung nicht so recht befriedigte. Ich wußte, wie er fühlte. Je mehr wir versuchten, der Sache auf den Grund zu gehen, um so rätselhafter wurde sie. Nichts schien zusammenzupassen. Wenn nun der Schakal hohl wäre und gestohlene Diamanten enthielte, dann wäre alles viel leichter gewesen. Was ich als nächstes sagte, überraschte mich selbst mehr, als es Dr. Kellerman überraschte. »Ich muß nach Rom fliegen.«
    »Was?« entfuhr es ihm, als hätte ich ihm eben weismachen wollen, daß der Mond aus grünem Käse beschaffen sei. Ich drehte mich zu ihm um und sah, wie er mich mit seinen sanften blauen Augen, in denen soviel Güte und Anteilnahme lagen, ungläubig anstarrte.
    »Ich muß es tun, verstehen Sie?« Jetzt, da ich sie ausgesprochen hatte, erschien mir die Idee gar nicht mehr so abwegig. Es gab nur eine Möglichkeit, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen, und die bestand darin, mit Adele zu sprechen. Daß sie die Lösung dieses Rätsels kannte, daran hegte ich keinen Zweifel. Außerdem wußte ich mit Bestimmtheit, daß man wieder in meine Wohnung eindringen würde, und das zweite Mal könnte es weniger glimpflich für mich ausgehen. Ich könnte ja gerade zu Hause sein.
    »Lydia, tun Sie’s nicht«, meinte Dr. Kellerman schlicht. Er gab keine unheilvollen Warnungen von sich und äußerte auch keine wilden Befürchtungen. Er sagte einfach nur: »Tun Sie’s nicht«, aber unbestimmte Warnungen, Befürchtungen und Ängste schwangen darin mit.
    »Deshalb hat sie angerufen, Dr. Kellerman. Das war ihre eigentliche Absicht. Nicht, um mir die Ankunft des Schakals anzukündigen, sondern um mich aufzufordern, ihr beizustehen. Sie fand keine Gelegenheit mehr, mir zu erklären, warum. Aber ich denke, es ist wichtig. Es lag etwas in ihrer Stimme…« Ich schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich muß hinfahren. Sie ist schließlich die einzige Verwandte, die ich habe.«
    »Aber vier Jahre…«
    »Das ist keine so lange Zeit, wenn Sie sich vor Augen führen, daß wir dieselbe Mutter und denselben Vater verloren haben. So enge Bande wie diese werden auch durch eine zeitliche und räumliche Trennung nicht gelockert. Wenn ich Adele vom anderen Ende der Welt aus anriefe und einfach sagte: ›Komm her, ich brauche dich‹, dann würde sie kommen. Das können Sie sich doch denken.«
    Der arme Dr. Kellerman schüttelte nur den Kopf. »Lydia, es ist nicht ungefährlich. Oh, dieses Zeitalter der emanzipierten Frauen! Ich bin wohl zu spät geboren.«
    Da tätschelte ich ihm die Hand, als ob mein eigener Vater neben mir säße. »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte ich ihn. »Ich werde dieses Hotel Palazzo Residenziale aufsuchen und dort Adele finden. Dann werde ich ihr das spontane Geschenk zurückgeben und ein Weilchen mit ihr zusammen den guten alten Zeiten nachweinen. Danach werde ich zurückkehren und wieder Ihre Operationsschwester sein. Es wird wirklich nicht allzulange dauern.«
    »Es gefällt mir trotzdem nicht, Lydia.« Er hatte noch etwas anderes gegen meinen Plan einzuwenden, etwas, das er nicht aussprach, aber das in seinem Blick zu lesen war. Doch leider erkannte ich diesen zweiten Einwand nicht, da ich nur darauf achtete, was

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