Spiel mit dem Tod (German Edition)
könne, stiess ich zu. Mit meinem Stilett, das ich zur Verteidigung immer auf mir trage. Dann entschwand er im Rhein.»
Ferrari erschauderte.
«Dabei hätten Sie doch beobachtet werden können», wandte Nadine ein.
«Was hatte ich schon zu verlieren. No risk, no fun!»
Nadine schüttelte ungläubig den Kopf.
«Und wir haben Sie über den Stand der Ermittlungen immer auf dem Laufenden gehalten.»
«The show must go on, Frau Kupfer. Die Einschaltquoten sind mein Gott. Wir haben beide gewonnen und unser Ziel erreicht.»
«Ich verstehe nicht.»
«Michael wird die Sendung für mich produzieren, nicht wahr?»
Der Kameramann schüttelte energisch den Kopf.
«Unter keinen Umständen!»
«Dann finde ich einen anderen. Ich werde die Produktion vom Gefängnis aus managen. Ich werde eine berühmte Produzentin und Hauptdarstellerin zugleich. Denise, der Superstar! Francesco, Sie haben mir einen grossen Dienst erwiesen.»
Ferrari sah zuerst Nadine, dann Denise Grieder entsetzt an.
«Das ist doch Wahnsinn! Das meinen Sie doch nicht wirklich, Denise, oder?»
«Weshalb das ganze Theater mit den Aufnahmen?», setzte Nadine nach, ohne eine Antwort auf Ferraris Frage abzuwarten.
«Das war Anselms Idee. Damit alles sozusagen offiziell abgesegnet ist. Er war schon irgendwie genial. Er hat auf der Post genau die Aufzeichnungen eingeworfen, die wir zeigen wollten. Bei der vierten DVD hat er jene Szene rausgeschnitten, in der Rost mitteilte, dass er sich für das Leben entschieden habe. Genau wie Sie vermutet haben. Die letzte Aufnahme war allerdings so nicht geplant gewesen.»
«Sondern?»
«Diese fünfte DVD wurde ohne mein Wissen aufgenommen. Eigentlich hätte Anselm eine andere Aufzeichnung schicken sollen. Vor einiger Zeit hatte Rost nämlich das heulende Elend gepackt. Weinend nahm er Abschied von der Welt. Anselm sollte genau diese Szene als krönenden Abschluss dem Sender zukommen lassen. Ich war mir so sicher, dass er sich an unsere Abmachungen hält. Hätte ich nur einen leisen Verdacht gehabt, dass er mich hintergehen will, dann wäre es ein Leichtes gewesen, die DVD verschwinden zu lassen. Anselm hat mich zum Schluss schlicht und einfach verarscht.»
«Und uns wollte er eine Botschaft schicken», ergänzte Ferrari.
Sie nahm Nadine, die erstarrt dastand, die Tagebuchnotizen von Anselm Stalder aus der Hand.
«Die darf ich doch behalten, Frau Kupfer, oder? Dann können wir gehen, Francesco. Die Zelle wartet.»
Sie öffnete das Tagebuch und starrte auf Kinderzeichnungen.
«Aber … das ist ja überhaupt kein Tagebuch. Das sind Kinderzeichnungen!»
«Von Nicole, der Tochter meiner Freundin!», schmunzelte Ferrari.
Denise Grieder sah den Kommissär lange an. Ihr Gesicht war kreideweiss.
«Du hast geblufft, Francesco. Anselm hat mich überhaupt nie ins Spiel gebracht. Es gibt gar kein Tagebuch. Du hattest keinerlei Beweise …»
«Das stimmt nicht ganz. Wir haben die Aufnahme deiner offenen Hand. Ob das aber vor Gericht als Beweis gereicht hätte …»
Sie nickte anerkennend.
«Ich habe dich unterschätzt, Herr Kommissär. Masslos unterschätzt!»
Ferrari liess Denise Grieder abführen. Minutenlang sprach niemand ein Wort. Der Schock sass tief. Sehr tief. Nach und nach löste sich die Versammlung auf. Zurück blieb die traurige Erkenntnis, dass Hans Rost leben wollte. Und beinahe hätte er es geschafft. Müde kehrten Ferrari und Nadine ins Kommissariat zurück. Der wenige Schlaf und die Anspannung machten sich bemerkbar.
«Was hätten wir gemacht, wenn sie nicht auf die Indizien angesprungen wäre, Francesco?»
«Nichts, Nadine. Einfach nichts. Dann würde jetzt in unserer Stadt eine Frau auf freiem Fuss leben, der der perfekte Mord gelungen wäre.»
28. Kapitel
«Störe ich?», fragte Nadine vorsichtig, «ich habe geklopft, aber … bist du wütend? Ich sehe es dir doch an. Immer noch die Geschichte mit Borer?»
«Ganz recht. Er will einfach nicht einsehen, dass er mich hätte besser informieren müssen, Nadine. Dann hätte ich dich doch nie mitgenommen. Borer ist absolut stur, uneinsichtig und macht keine Fehler. So ist das.»
«Irgendwie erinnert mich das an jemanden, an wen bloss?», stichelte Nadine.
Ferrari wandte sich beleidigt ab, er hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden.
«Du bist süss, wenn du schmollst. Komm, lass gut sein. Schwamm drüber. Ihr könnt nicht miteinander, aber ihr könnt auch nicht ohne einander sein.»
«Wenn du meinst. Hast du dich entschieden, Nadine?»
«Ja, ich
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