Spiel mit dem Tod (German Edition)
Vermögensverwalter Dr. Thomas Schaller aufgesucht, um mir sein Tagebuch zu übergeben.»
«Anselm führte ein Tagebuch?», meldete sich Denise Grieder perplex zu Wort.
«Nicht unbedingt das, was man als detailliertes Tagebuch bezeichnen könnte. Sagen wir eher ein Erlebnistagebuch. Er schildert darin in Stichworten, was sich in seinem Leben ereignet hat. Beginnen wir mit einem Eintrag vor mehr als eineinhalb Jahren. Nadine, darf ich dich bitten.»
«Gerne.»
Nadine Kupfer holte ein kleines Buch aus ihrer Tasche.
«An diesem Tag schreibt Herr Stalder, dass er einen gewissen Hans Rost getroffen hat. Er schildert ihn als sehr angenehmen Zeitgenossen.»
«Danke, Nadine. Während der nächsten Zeit müssen sie sich regelmässig gesehen haben und Hans Rost fasste anscheinend Vertrauen zu Anselm Stalder. So erzählte er ihm von seinen Selbstmordgedanken. Das wiederum brachte den Sensationsjournalisten Stalder auf eine perverse Idee. Hans Rost solle sich nicht einfach sang- und klanglos umbringen, sondern detailliert schildern, wie es zu diesem Selbstmord kommt.»
«Nein!»
Christina Rost schlug die Hände vors Gesicht.
«Herr Pfirter, Sie kannten Anselm Stalder doch auch, oder?»
«Ich? Nein. Was soll diese Behauptung?»
«Es war nur so ein Gedanke. Schliesslich sind Sie beim gleichen Treuhänder. Vielleicht sind Sie sich irgendwann einmal auf dem Flur begegnet.»
«Nein, sind wir nicht. Was soll dieser ganze Zirkus überhaupt?»
«Ein wenig Geduld, Herr Pfirter. Ich komme gleich zur Sache. Nochmals, Thomas Schaller behauptet, dass er Sie und Anselm Stalder an einem Apéro bekannt gemacht habe.»
«An solchen Apéros nehmen immer viele Menschen teil. Es ist schon möglich … ja, jetzt erinnere ich mich wieder an diesen Abend.»
«Sehen Sie, es ist gar nicht so schwer. Leider, Frau Rost, stimmt das, was ich erzählt habe. Ihr Mann liess sich auf diesen unsäglichen Deal ein. Nach anfänglicher Weigerung, wie wir vermuten. Aber Stalder köderte ihn mit einer ungeheuren Summe. Er bot ihm zwei Millionen für die Exklusivrechte am Selbstmord.»
«Davon wusste ich nichts!», fuhr Denise Grieder dazwischen.
«Nur er und Rost wussten davon. Sie mieteten im Rheinhafen einen Raum, in dem sie jede Woche, immer am Donnerstagabend, die vergangene Woche aufarbeiteten. An diesen Sitzungen entstanden auch die Aufzeichnungen, die man uns zuspielte. Ich gehe davon aus, dass Anselm Stalder der Überbringer war. Als Anzahlung für den Deal wurde eine halbe Million vereinbart.»
«Woher hatte Anselm das viele Geld?», fragte Denise Grieder.
«Stalder spekulierte mit grossem Erfolg an der Börse. Er verkaufte einen Teil seines Aktienpakets und zahlte die erste Rate an Rost. Anschliessend händigte er ihm drei weitere Tranchen von jeweils einer halben Million aus, bis zu einer Summe von insgesamt zwei Millionen Franken. Die Transaktionen können wir belegen. Das Geld sollte nach seinem Tod Christina Rost eine gesicherte Existenz verschaffen.»
«Das ist unglaublich. Wie konnte Hans nur?», schluchzte Christina Rost.
«Anstatt wie üblich den Donnerstagabend mit seinen Kegelfreunden zu verbringen, machte Rost also fortan Fernsehaufnahmen mit Anselm Stalder. Die gesamte Aktion lief genau nach Plan. Doch in diesen geregelten Ablauf tauchten unerwartete Probleme auf. Hansruedi Pfirter stand nämlich kurz vor dem Konkurs und bat Hans Rost um ein Darlehen von 400 000 Franken. Im Interesse seiner Tochter kam er dem Wunsch seines zukünftigen Schwiegersohns nach. Gleichzeitig dachte er darüber nach, dass seine Tochter im Falle seines Ablebens nicht abgesichert sei. Deshalb entschloss er sich, bei Hansruedi Pfirter eine Risiko-Todesfallversicherung abzuschliessen, die auch bei Selbstmord ausbezahlt wurde. Da hätten bei Ihnen eigentlich die Alarmglocken klingeln müssen, Herr Pfirter.»
«Ich habe mir nichts dabei gedacht», gestand er kleinlaut.
«So ist es. Sie waren viel zu sehr mit Ihren eigenen Problemen beschäftigt. Hans Rost erkaufte sich Ihr Stillschweigen sozusagen mit den 400 000 Franken. Kurz darauf flog ein weiterer Hilferuf ins Haus. Werners Restaurant stand vor dem Aus. Auch hier sprang Rost als vorbildlicher Freund ein, ohne sich zu hintersinnen. Das Geld war vorhanden und er vertraute seinem Freund, dass er auch nach seinem Ableben die Raten an Christina Rost zurückzahlen würde.»
«Ja, verdammt noch mal, das werde ich auch!», polterte der Wirt.
«Hans Rost litt noch immer unter dem Tod seines
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