Spiel mit mir (German Edition)
schien, als hätten sie schon etwas nähere Bekanntschaft geschlossen. Samantha zuckte mit den Schultern. »Es ist sein Selbstbewusstsein.«
O ja, Jon hatte Selbstbewusstsein. Mit keiner ihrer Fragen hatte sie ihn wirklich aus dem Konzept bringen können. Er wusste, was er konnte, und er kannte seinen Marktwert. Dabei hielt er immer die Balance, driftete nie ins Arrogante oder Selbstverliebte ab. Das machte ihn attraktiv. Sowohl als Mitarbeiter als auch als Mann.
Amanda fuhr sich über die Stirn und nahm ihrer Assistentin die Unterlagen ab. »Danke, das wär’s dann für heute.« Samantha Kyle, deren Wangen, seit Jons Name gefallen war, auffällig glühten, nickte und verabschiedete sich. Natürlich war Jon auch ein Mann, der anderen Frauen gefiel. Manche Kerle hatten eben dieses gewisse Etwas, dem sich eine Frau nur schwer entziehen konnte.
Es wurde ein langer Abend. Wie beinahe jeden Tag machte sie Überstunden. Kalkulationen und Finanzierung. Sie hatte immer drei Projekte am Laufen. Das Aktuelle, das gerade produziert wurde, das Künftige, das in den Startlöchern stand, und das Abgeschlossene, das bald in die Kinos kam oder dort bereits lief. Amanda war Perfektionistin und ehrgeizig obendrein. Eine gefährliche Mischung, die sie schon öfter an die Grenze eines Burnouts getrieben hatte. Heute Abend war sie besonders darauf versessen, alles zu schaffen. Es musste unbedingt noch ein Fax herausgehen und diese Rechnung, an der sie gerade saß, abgeschlossen werden. Sie war fast damit fertig, als sie gegen 21 Uhr plötzlich Schritte auf dem Flur hörte. Jemand bemühte sich, möglichst leise zu gehen, die Dielen aber knarrten bei jedem Schritt. Amanda erschrak. Wer konnte jetzt noch im Watson-Komplex sein? Alle Mitarbeiter waren längst nach Hause gegangen. Sie war die Einzige, die oft bis spät in die Nacht an ihrem Schreibtisch saß.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Plötzlich schob sich die Tür einen Spalt auf, und Amanda hielt den Atem an. Man hörte ja immer wieder von schrecklichen Überfällen und dergleichen. Unwillkürlich krallten sich ihre Finger in den Rand ihrer Tischplatte. Aber da lugte ein prachtvoller Blumenstrauß durch den Spalt. Ihm folgte Jons Haarschopf.
»Guten Abend«, sagte er und trat selbstbewusst ein. Sein Lächeln überstrahlte alles und steckte sie an. Er hatte einen Anzug an, der seine athletische Figur betonte, ihn zugleich edel aussehen ließ.
»Und was wird das, wenn es fertig ist?«, fragte sie neugierig, und die Anspannung fiel von ihr ab. Sie war erleichtert und froh, ihn zu sehen.
»Wonach sieht es denn aus?« Er zwinkerte ihr zu und reichte ihr den Blumenstrauß. Amanda nahm ihn lachend entgegen, steckte ihre Nase zwischen die Blüten und sog den herrlichen Duft ein, dann stellte sie die Blumen in eine Vase und richtete sie ein wenig her. Wunderschöne Rosen. »Danke, aber wofür …«
»Das gehört alles zu meinem Plan.«
Ein Plan? Aha. Das hätte sie sich wohl denken können. Ihre Neugier wuchs. Jon war wirklich immer für eine Überraschung gut.
»Fragst du gar nicht, welcher?« Amüsiert zupfte er an den Ärmeln seines Anzugs.
»Okay. Welcher Plan?«
»Wie ich das schönste, aber kühlste Herz zum Schmelzen bringe, das jemals für mich geschlagen hat.«
»Du bist ziemlich von dir eingenommen, weißt du das?«
»Das ist mein Geheimrezept.« Er ging auf sie zu, und das erwähnte kühle Herz fing an, heftig zu klopfen. Seine Nähe weckte Gefühle und Sehnsüchte in ihr, die sie am liebsten gar nicht an sich ranlassen wollte.
Jetzt schau mich nicht so an, sonst vergesse ich mich noch selbst, dachte sie. Aber Jon tat ihr den Gefallen nicht, zog sie stattdessen förmlich mit seinen Blicken aus. Und auch sie konnte nicht aufhören, ihn anzustarren, weil er so verdammt gut aussah. Männlich, dominant. Sie schluckte, als sich auch noch seine Lippen öffneten, als wollte er sie einladen. Dabei sahen sie so köstlich aus, dass sie sich unwillkürlich über ihre eigenen leckte.
»Ich mache dich nervös. Das nehme ich als Kompliment.«
»Meinst du?« Sie lachte. »Vergiss nicht, wen du vor dir hast. Ich bin eine der mächtigsten Frauen der Filmindustrie«, erinnerte sie ihn. Nur warum fühlten sich ihre Knie tatsächlich weicher an als sonst?
»Ja, das meine ich«, sagte er überzeugt.
Amanda blickte zu ihm hoch und musste dabei fast den Kopf in den Nacken legen. Jon war ein Riese. Breite Schultern, hohe Gestalt, eine muskulöse Brust, an
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