Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
einbrocken.
»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, schnarrte Marshall großspurig.
»Es geht mich gleich eine ganze Menge an.« Ihr Retter schob die Hand in die hintere Hosentasche, brachte eine Brieftasche zum Vorschein und ließ eine Dienstmarke aufblitzen, die er ebenso rasch wieder einsteckte. »Die Dame hat Sie doch laut und vernehmlich gebeten, sie in Ruhe zu lassen. Also müssen Sie entweder taub oder strohdumm sein. Was trifft denn nun auf Sie zu?«
Sofort hob Marshall beschwichtigend die Hände und wich einen Schritt zurück. »Hey, ich hab doch gar nichts getan.«
»Ach ja?« Der Detective straffte die breiten Schultern, die in seinem marineblauen T-Shirt ausnehmend gut zur Geltung kamen. »Fragen wir doch die Dame, ob sie das auch so sieht. Hat er Ihnen wehgetan?«, wandte er sich nun an Amber. Seine weiche, besorgte Stimme umhüllte sie wie eine zärtliche Liebkosung.
Sie sah ihm in die Augen. »Mir geht’s gut, danke.« Sie biss sich auf die Innenseite der Wange, um nur ja nichts zu sagen, das für noch mehr Ärger sorgen würde.
Marshall nickte zustimmend. »Sag ich doch. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Liebenden. Nicht wahr, Schatz?«
Von wegen Liebende. Sie war hier, um Marshall loszuwerden; sie dachte gar nicht daran, seine kleine Freundin zu mimen. Zumal dieser gut aussehende Knabe, der ihr zu Hilfe geeilt war, keinen falschen Eindruck bekommen sollte, was das Verhältnis zwischen Marshall und ihr anging.
Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich sind wir … das heißt, wir waren Geschäftspartner. Aber das ist vorbei.«
Der Polizist musterte Marshall mit schmalen Augen. »Dann gibt es hier wohl nichts weiter zu diskutieren, oder?«, fragte er knapp und signalisierte ihm damit, dass er entlassen war.
Marshall trat unentschlossen von einem Fuß auf den anderen.
Amber wusste, dass ihn niemand zwingen konnte, zu gehen, wenn er bleiben wollte, doch die Dienstmarke hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
Schließlich wandte sich Marshall zum Gehen, aber nicht ohne Amber einen letzten warnenden Blick zuzuwerfen.
Er war noch nicht fertig mit ihr.
Michael Corwin sah dem schmierigen Typen nach, bis er sicher war, dass er das Casino auch wirklich verlassen hatte. Erst dann wandte er sich wieder der wunderschönen Frau zu, die er einfach hatte retten müssen.
»Ist wirklich alles in Ordnung?«
Sie legte den Kopf schief, sodass sich ihre blonden Locken über ihre Schulter ergossen, und musterte ihn. »Ich werd’s überleben«, erwiderte sie trocken. »Ich wäre zwar auch allein mit Marshall fertig geworden, aber danke, dass Sie mir zu Hilfe geeilt sind.« In ihren hellblauen Augen blitzten Dankbarkeit und, wenn ihn nicht alles täuschte, Bewunderung auf.
Michael hatte als Kriminalbeamter ohnehin reichlich Beschützerinstinkt im Blut, aber auch der Mann in ihm hatte sich eindeutig zu diesem verführerischen Wesen hingezogen gefühlt, das offensichtlich in der Klemme gesteckt hatte. »Gern geschehen.«
Sie studierte aufmerksam sein Gesicht. »Sie arbeiten nicht für die hiesige Polizei, stimmt’s?«
Er hob verblüfft eine Augenbraue. »Gut beobachtet. Ich komme aus Boston, Massachusetts. Woran haben Sie das erkannt?«
»An der Aussprache. Sie sind eindeutig nicht von hier. Das hätte Marshall auch bemerkt, wenn er nicht so unentspannt gewesen wäre.« Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Amber. Freut mich, Sie kennenzulernen. «
»Mike Corwin.« Er ergriff ihre Hand und fühlte einen Stromstoß durch seinen Körper gehen, der ihm direkt in den Unterleib fuhr. Unerwartet, aber nicht unerwünscht, dachte er. »Haben Sie auch einen Nachnamen, Amber?«
»Rose. Amber Rose.«
Er hob eine Augenbraue. Eine Frau mit einem exotischen Namen, in einem kurzen schwarzen Cocktailkleid, dessen Ausschnitt ein für ihre zierliche Figur ausgesprochen üppiges Dekollete enthüllte … Alles in allem eine ziemlich verlockende Erscheinung; eine, der er beim besten Willen nicht hätte widerstehen können.
Nicht, dass er das gewollt hätte.
»Klingt ungewöhnlich, ich weiß«, fuhr Amber fort.
»Um ehrlich zu sein wollte ich gerade sagen, dass er nach einem Vegas Showgirl klingt. Nichts für ungut.«
Ihr Porzellanteint rötete sich sanft im gnadenlosen Casinolicht, ihr Lächeln zauberte ein Grübchen auf ihre Wange. »Da liegen Sie schon richtig. Rose war der Mädchenname meiner Mutter.
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