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Spiel nach meinen Regeln

Spiel nach meinen Regeln

Titel: Spiel nach meinen Regeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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deutlich das Ufer, einen öden Strand, einen gedrungenen roten Turm, Bäume und Schilf, das in den Böen hin- und herpeitschte. Da ich nicht aufs schäumende grüne Meer hin-unterzusehen wagte, schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete, schoss die Yacht unvermittelt in ein weiteres Wellental hinab.
    Noch nie im Leben hatte ich solche Angst gehabt. Den ganzen Tag über waren wir bei sich ständig verschlechternden Wetterbedingungen an der Küste entlanggesegelt, bisweilen ohne Landsicht. Ich war durchnässt vom Regen, vom Gischt und vom Schweiß. Mir war nichts anderes übrig geblieben, als mich mit aller Kraft festzuklammern und zu tun, was man mir sagte, überzeugt davon, alle drei seien wahnsinnig, und wir würden alle miteinander untergehen.
    Dazu war es nicht gekommen, und als das Wasser im
    Windschatten der Flussmündung unvermittelt ruhiger wurde, wusste ich, wir hatten es geschafft. Erleichterung breitete sich in mir aus, zusammen mit dem Verlangen nach einem heißen Bad und einem sehr, sehr großen Drink. Ich folgte Pippas Beispiel und löste die Sicherheitsleine. Sie streifte die Kapuze ab und grinste mich an.
    «Das war heftig.»
    Ich rang mir ein Lächeln ab. Sie war kalkweiß im Gesicht, das Haar klebte ihr in Strähnen in der Stirn, Wasser rann ihr über die Wangen. Ich wusste, ich sah genauso aus, und sie fühlte sich bestimmt wie ich: durchnässt, erhitzt, erschlagen. Dass sie trotzdem so guter Dinge war, ging über meinen Horizont, und wenn ich ein gewisses Triumphgefühl verspürte, dann nur, weil ich überlebt hatte.
    «Mach schon mal Kaffee, während wir anlegen.»
    Das war ein Befehl, und daran musste ich mich gewöhnen.
    Hauptsächlich hatte Malcolm mir Anweisungen gegeben, aber auch die beiden Frauen hatten mich ganz schön getriezt. Ich hatte mich bemüht, alle Befehle zu befolgen, doch diesmal war ich besonders eifrig bei der Sache.
    Ich ging nach unten und wartete, bis wir noch weiter in die Mündung eingefahren waren, bevor ich Kaffee kochte. Als er fertig war, hatten wir in der Flussmitte an einer großen orangefarbenen Boje festgemacht, und das aufblasbare Beiboot war bereits zu Wasser gelassen worden. Es war noch immer kabbelig, allerdings kein Vergleich zu dem, was wir durchgemacht hatten, und ich stellte fest, dass ich mich beim Kaffeetrinken nur mit einer Hand an der Reling festhalten musste. Malcolm gesellte sich zu uns. Obwohl er durchnässt war, wirkte er immer noch Respekt einflößend. Ich erwartete, er werde eine Bemerkung über meine Tölpelhaftigkeit machen, und bei dem Gedanken an die möglichen Folgen wurde mir ganz flau im Magen. Er aber überraschte mich mit einem Kommentar. «Gut gemacht, Christina!»
    Pippa und Tilly stimmten sogleich in sein Lob ein. Offenbar wollten alle drei nett zu mir sein, denn ich sah elend aus. Malcolm fuhr fort.
    «Aus Ihnen wird nochmal ein tüchtiger Seemann, meine Liebe.
    Sie sind am Ende nicht doch noch seekrank geworden, oder?»
    «Na ja ... das nicht ... aber ich war verzweifelt.»
    «Haben Sie sich in die Hose gemacht?»
    «Nein!»
    «Dann haben Sie sich besser gehalten als Tilly bei ihrem ersten Sturm.»
    «Daddy!»
    Tilly war puterrot geworden. Pippa lachte. Ich fühlte mich schon viel besser.
    Wir gingen an Land, zu einer Blockhütte, die von einem Se-gelclub unterhalten wurde, bei dem sie Mitglied waren. Eine warme Dusche und frische Klamotten, und schon fühlte ich mich wieder als Mensch und war sogar ein bisschen stolz auf mich. Schließlich hatte ich es geschafft. Ich war nicht seekrank geworden und hatte mir zum Glück nicht in die Hose gemacht.
    Tilly offenbar schon: Also war ich doch kein hoffnungsloser Fall, auch wenn sie mir einmal, nachdem ich im entscheidenden Moment eine Leine losgelassen hatte, an den Kopf geworfen hatte, ich sei zu nichts zu gebrauchen.
    Bis zum Essen war noch viel Zeit, deshalb versuchte ich erneut, Michael anzurufen, in der Hoffnung, er sei bereits unterwegs oder ginge wenigstens ran. Sein Handy war noch immer abgeschaltet, und so ließ ich mir von Malcolm einen großen Gin Tonic geben, ging dann mit ihnen ins Clubhaus hinüber und hoffte, Michael werde bald auftauchen.
    Es war ziemlich viel Betrieb, der Raum summte von Gesprä-
    chen, die sich um Boote, das Meer, das Wetter und so weiter drehten. Das galt auch für unseren Tisch. Ich war froh darüber, denn obwohl ich ausreichend Zeit gehabt hatte, mir über das Hinternversohlen Gedanken zu machen, war ich mir über meine Gefühle noch immer

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