Spiel - Sprache des Herzens
Fingerverse, Malspiele, Kniereiter, Abzählreime, Klatschverse, Schnellsprecher und Marschverse. Gute Verse tragen immer einen Funken Humor in sich und lösen bei den Kindern Heiterkeit aus.
Die Feinmotorik ist mit dem Sprachzentrum verbunden. In der Entwicklung der Kinder besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Bewegung und Sprache. Kinder, die in den ersten Jahren eine gute Sprachförderung gekoppelt mit Bewegung erhalten, haben es später in der Schule leichter. Sie können meist ihre Gedanken besser formulieren, Gefühle
und Wünsche äuÃern, Erlebnisse erzählen, Geschichten erfinden oder nacherzählen, soziale Kontakte knüpfen, Probleme aussprechen und Konflikte verbal lösen.
Sprachprobleme und fremdsprachige Kinder
Da heute viele Kinder Sprachprobleme haben und immer mehr fremdsprachige Kinder den Kindergarten und die Schule besuchen, können lustbetonte Sprach-Spielanregungen eine gute Hilfe beim Deutschlernen sein. Ja, sie wirken sogar heilend. Kinder lernen hier durch kurze Zeitfenster spielerisch und ohne jeden Druck ihren Wortschatz zu vergröÃern, Satzstrukturen zu wiederholen und erlangen dadurch mehr Sprachkompetenz. Bitte das Kind nicht zum Nachsprechen zwingen. Der Kehlkopf ȟbt« die neue Sprache im aktiven Zuhören, dann erst folgt akustisch sicheres Aussprechen.
Mundart und Hochsprache
Heute wird in der Schweiz in vielen Kindergärten Hochdeutsch gesprochen. Bisher wurde Mundart geredet. Man möchte mit dieser Verordnung den Kleinen helfen, den Ãbergang zur Hochsprache leichter zu schaffen, damit sie einen besseren Start in der Schule haben.
Meine Beobachtung ist, dass Mundart und die verschiedenen regionalen Dialekte immer wieder einmal verpönt waren, weil die Kinder angeblich in der Schule schlechter Schreiben und Lesen lernen. Die Mundartsprache jedoch ist die Sprache des Herzens. Sie ist etwas sehr Reiches, Persönliches und Eigenes. Ich denke, Vorschulkinder brauchen
beides: Die Sprachentwicklung hängt nicht allein vom Dialekt oder der Hochsprache ab, sondern von der Vielfältigkeit und dem Potential der Wortwahl und der Lust, mit Sprache kreativ umzugehen. Kinder brauchen Gespräche, Märchen, Verse, Lieder und Bilderbücher, in jeder Sprache, zu Hause und im Kindergarten, damit sie später Lust auf das Lesen bekommen.
Das goldene Zeitalter der Spielverse
Leider ist diese für Kinder so wichtige Art der Sprachkommunikation heute vielerorts abgebrochen. Viele Erwachsene kennen kaum noch Verse und können sie deshalb nicht mehr spontan anbieten. Sie müssen sich dieses Wissen aus Büchern und in Kursen wieder aneignen.och die Mühe lohnt sich hundertfach, wenn man die intensive Reaktion der Kleinen sieht. Wie viel Freude,Nähe,Spannung und Genuss löst diese Wiederholung der traditionellen Sprachspiele aus.
Zwischen drei und acht Jahren ist für Kinder das goldene Zeitalter der traditionellen Spielverse gekommen. Anfangs sind sie vom rhythmischen Singsang kleiner Reime fasziniert, wiederholen Silben und sprechen die Verse nach. Wenn diese zum Spielen, Bewegen, Lachen und Nachahmen animieren, lösen sie eine freudige Lust auf Wiederholung aus. Die Kinder spielen oft über längere Zeit intensiv nur »ihren»Vers. Die erlebte Sprachfreude weckt im Kind das Bedürfnis, mit Wörtern schöpferisch umzugehen. Gefördert wird die Fantasie, die inneren Bilder, das Fabulieren genauso wie die Feinmotorik, die Augen-Hand-Koordination und das Gedächtnis. Hier zwei Dauerbrenner für Dreibis Sechsjährige.
Apfel, Apfel, Stückli,
alle sind wir glücklich,
alle sind wir froh
und machen so!
Zum Vers abwechselnd rhythmisch in die Hände klatschen und auf die Schenkel patschen, auf »machen alle so« wird eine Bewegung ausgeführt und nachgemacht.
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Der Bauer und fünf Schweinchen
So wird gespielt: Die fünf Finger laufen als Schweinchen über den waagrecht gehaltenen Arm, von der Schulter bis zur Hand. Dazu sprechen die Kinder:
Fünf Schweinchen kommen gelaufen,
der Bauer will sie verkaufen:
das Schnüffelnäschen,
das Wackelöhrchen,
das Kugelränzchen,
das Ringelschwänzchen.
Der Reihe nach die Fingerspitzen der einen Hand mit dem Zeigefinger und Daumen der anderen Hand antippen. Beim Daumen beginnen.
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Da ruft das kleine Wackelbein: »Kommt, wir gehen alle heim!«
Stimme des Wackelbeins nachahmen. Alle fünf Finger laufen
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