Spiel unter Freunden
dabei
schmunzelte sie auch, und das passte genauso wenig zusammen wie
nach Seife zu riechen und gleichzeitig auszusehen wie eine Amazone.
Er neigte den Kopf, als könne die veränderte Perspektive
ihm zu mehr Einsicht verhelfen, aber seine Kopfschmerzen rutschten
nur zur anderen Schläfe und straften ihn für die
idiotische Idee.
«Möchten
Sie an dieser Sache arbeiten oder nicht?»
«Ich
möchte.»
«Also
schön. Die Kleinfeldts damals die Bradfords
wohnten vier Jahre lang in Atlanta. Nach der Geburt dieses Kindes
…»
«Sie hören
sich schon genauso an wie Bonar. Jeden anderen unter zwanzig nennen
Sie Kid. Hier reden Sie aber Sie von ‹dieses Kind›,
als wäre er, sie oder es das Christuskind oder so was. Also,
was ist jetzt?»
«Ohne das
korrekte Pronomen erleiden wir also
Schiffbruch?»
«Seien Sie bitte
nicht schnippisch. Die Sache ist ernst.» Halloran starrte sie
an und wartete darauf, dass sein Hirn zu ihrem aufschloss. Er war
jedoch nicht überrascht, als das nicht geschah. Kid, Kind
… was machte das schon? «Ich versuche, Sie mit einer
wichtigen Aufgabe zu betrauen, und Sie betreiben semantische
Haarspaltereien. Wäre es Ihnen vielleicht möglich,
dreißig Sekunden lang zu schweigen, damit ich Ihnen
erläutern kann, was ich von Ihnen möchte?» Sie sah
ihn stumm an.
«Wäre es
möglich?» Sie sah ihn weiterhin nur an und sagte keinen
Ton. Dann verstand er. Sie schwieg still. Gott, war die Frau eine
Nervensäge!
«Okay.
Zurück nach Atlanta. Also, irgendwann nach der Geburt ihres
Kindes …» Einer ihrer Mundwinkel zuckte ein
wenig.
«… ziehen
die Kleinfeldts nach New York City und bleiben dort zwölf
Jahre. Es musste ja in die Schule, richtig?» Er schob einen
fetten Stapel frisch ausgedruckter Seiten auf ihre Seite des
Schreibtisches. «Dies hier ist eine Liste aller anerkannten
Schulen der Stadt, öffentliche wie private. Finden Sie die
richtige.» Er lehnte sich zurück und wartete auf den
Temperamentsausbruch, der zweifellos kommen musste. Er hatte keine
Ahnung, wie viele Schulen es waren ganz sicher aber hunderte.
Denn er wusste sehr wohl, dass der Drucker mehr als eine halbe
Stunde gebraucht hatte, um sie alle auszudrucken. «Werden
eine Menge Anrufe. Holen Sie sich ein paar Aushilfskräfte,
aber wenn jemand fündig wird, dann möchte ich, dass Sie
mit der Schulverwaltung sprechen und nicht eine von den
Aushilfen.» Sie blätterte in den Seiten und sah damit
seltsam gefasst aus für jemanden, der jeden Moment explodieren
musste. «Ich werde keine Aushilfen brauchen», sagte sie
wie geistesabwesend und überflog die letzten paar Seiten,
während sie vom Stuhl aufstand und zur Tür ging.
«Leider haben Sie hier nicht die richtige
Liste.»
«Was meinen Sie
damit nicht die richtige Liste? Das da sind sämtliche
Schulen.» Sie winkte ab. «Lassen Sie nur. Ich
kümmere mich darum.» Bonar kam herein, als sie
hinausging. Mike kam es vor, als hätte man eine Drehtür
eingebaut.
«Ich
wünschte, sie hätte sich nicht die Haare
abgeschnitten», sagte Bonar.
«Wieso?»
Er ließ sich in den Stuhl sinken, aus dem Sharon gerade
aufgestanden war. «Ich weiß auch nicht. Mit den kurzen
Haaren macht sie einem noch mehr Angst. Hast du ihr die Schulen
aufgedrückt?» Halloran nickte. «Über
fünfzig Seiten. Aushilfen hat sie abgelehnt. Meint, sie
schafft das auch allein.»
«Das ist doch
verrückt.»
«Ich weiß.
Ich geb ihr eine Stunde, bis sie zurückkommt und um Hilfe
bettelt.» Bonar lächelte, machte aber gleich darauf auch
wieder ein ernstes Gesicht. «Keine Fingerabdrücke auf
der Hülse.»
«Hab ich mir
gedacht.»
«Und du hast dem
Padre das Herz gebrochen. Ich wäre ja gern zur Messe
geblieben, um ihm einen Gefallen zu tun, aber er hat mich immer nur
Ketzer genannt.»
«Damit wollte er
dich nur bekehren.»
«Raffinierter
Versuch.» Er hob seinen Bauch mit dem Unterarm, als handelte
es sich um ein großes Tier, das er durch die Gegend
schleppte. Dann leckte er sich den Zeigefinger und blätterte
durch sein Notizbuch. «Die Jungs haben gestern noch ein paar
Sachen klären können. Am Sonntag gab es auf keinem
Flugplatz im Radius von hundert Meilen eine Charter, weder rein
noch raus. Bei keinem der lokalen Motels gab es auffällige
Gäste. Meistens Ehepaare, ein paar Jäger, aber die
scheiden alle aus. Ich nehme an, wer immer es war, kam hergefahren,
beging die Tat und fuhr dann gleich wieder weg. Und daher haben wir
wohl keine Chance herauszufinden, woher sie
Weitere Kostenlose Bücher