Spiel unter Freunden
versammelt hatten,
der rückwärts an eine Laderampe herangefahren war. Aus
seinem Auspuffrohr blies er weiße Wolken in die Luft.
«Sieht sie aus wie jemand von der
Lastwagenfahrergewerkschaft?»
«Am Telefon hat
sie sich so angehört.»
«Meinst du, sie
hat dich vielleicht auf den Arm genommen?» Magozzi zuckte die
Achseln. «Ich weiß nicht. Vielleicht.
Schwer zu
sagen.» Gino bibberte ein wenig und stellte das
Heizungsgebläse eine Stufe höher. «Mann, ist das
kalt. Noch nicht mal Halloween, und schon haben wir verfluchte
fünf Grad minus.» Sie fuhren noch einen Block weiter und
erspähten eine hoch gewachsene Frau in einem schwarzen
Staubmantel, die vor einer grünen Tür stand und an deren
dunkler Mähne der Wind zerrte. In ihre Richtung gewandt senkte
sie das Kinn, was Magozzi für das Signal hielt.
«Sieht nicht
gerade aus wie eine von der Gewerkschaft», kommentierte Gino
gut gelaunt. «Kein bisschen.» Aber anmaßendes
Auftreten besaß sie sehr wohl. Magozzi erkannte es an ihrer
Haltung, an dem kühl abschätzigen Blick aus blauen Augen,
der sie bereits in ihre Schranken wies, obwohl sie noch hilflos
angeschnallt im Wagen saßen. Gütiger Gott, wie er
schöne Frauen hasste.
Er fuhr an den
Straßenrand, ließ den Schalthebel in Parkstellung
einrasten und sah ihr durch die staubige Windschutzscheibe in die
Augen. Knallhart ,
dachte er im ersten Moment, aber dann sah er etwas genauer hin und
entdeckte zu seinem Erstaunen noch etwas anderes. Und voller
Angst. Das
war also Grace MacBride. Genau so, wie er sie sich vorgestellt
hatte.
Grace hatte sie beide
bereits auf ihren jeweiligen Typ festgelegt, bevor sie aus dem
Wagen gestiegen waren. Guter Cop, böser Cop. Der große
mit den flinken dunklen Augen war der böse Cop, bestimmt
dieser Detective Magozzi, mit dem sie telefoniert hatte, und die
einzige Überraschung bestand darin, dass er so italienisch
aussah, wie sein Name klang. Sein Partner war kleiner und breiter,
sah aber eigentlich zu sehr nach einem netten Kerl aus, als dass er
einer hätte sein können. Sie trugen beide das
obligatorische schlecht sitzende Sportsakko, um darunter das
Pistolenhalfter zu verstecken, aber Grace betrachtete die Hemden,
die sie trugen, um sich ein zusammenfassendes Bild von ihrer beider
Leben zu machen.
Magozzi war ledig
oder, bei seinem Alter, wohl eher geschieden. Ende dreißig,
vermutete sie. Jedenfalls ein allein stehender Mann, der in der Tat
glaubte, bügelfrei sei die Erlösung.
Sein Partner hatte
eine hingebungsvolle Ehefrau, die ihn mit selbst gekochtem Essen
verwöhnte, das er wiederum benutzte, um das Supermarkthemd zu
dekorieren, das sie eigenhändig und sorgsam gebügelt
hatte: Die teure Seidenkrawatte mit dem Blumenmuster verriet die
Existenz einer modebewussten Teenager-Tochter, die zweifellos
entsetzt darauf reagiert hätte, dass er die Krawatte zum
Tweedanzug trug.
«Danke, dass Sie
gekommen sind.» Sie behielt die Hände in den
Manteltaschen und sah den beiden in die Augen. «Ich bin Grace
MacBride.»
«Detective
Magozzi …»
«Ich weiß,
Detective. Ich kenne Ihre Stimme ja vom Telefon.» Sie
hätte beinahe gelächelt, als sie sah, dass sich seine
Augen so gut wie unmerklich verengten. Cops wurden nicht gern
unterbrochen. Besonders nicht von einer Frau.
«… und
das ist mein Partner, Detective Rolseth.» Der kleinere von
beiden bedachte sie mit einem trügerisch harmlosen
Lächeln, als er fragte: «Haben Sie die Lizenz, das Ding
zu tragen?» Überraschung, Überraschung, dachte sie.
Der sieht so unbedarft aus, passt aber schwer auf. Eigentlich
hätte er unter ihrem schweren Staubmantel niemals das
Schulterhalfter entdecken dürfen. Es sei denn, er habe bewusst
danach Ausschau gehalten.
«Oben in meiner
Handtasche.»
«Ist das
wahr?» Das Lächeln war wie eingefroren. «Tragen
Sie die Waffe immer oder nur, wenn Sie mit zwei Polizisten
verabredet sind?»
«Immer.»
«So. Würden
Sie mir vielleicht das Kaliber verraten?» Grace öffnete
den Staubmantel und zeigte Gino die Sig Sauer. Für einen
Sekundenbruchteil war der Blick des Detective nicht mehr hart,
sondern fast schwärmerisch wie der eines Liebenden. Wer
außer einem Cop wird schon sentimental beim Anblick einer
Waffe, dachte sie.
«Eine Sig, hm?
Beeindruckend. Neun Millimeter?»
«Stimmt genau.
Keine .22er, Detective. Mit so einer ist doch das Mädchen auf
dem Friedhof erschossen worden, oder?» Man musste es ihnen
lassen keiner von beiden verzog eine Miene. Magozzi machte
sogar
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