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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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nicht wieder den Toten mimen.»
    «Musst du aber.
Ich bin es schon dreimal gewesen. Und wir brauchen einen
Mann.» Grace hob den Blick, als der Frachtaufzug aus der
Parkgarage heraufgerumpelt kam. «Fragt doch Mitch.»
Annie schnaubte. «Genau. Da müsstet ihr ihn aber erst
unter Drogen setzen. Was ist das eigentlich für 'ne
Scheißmusik?» Grace hörte einen Moment aufmerksam
zu und verzog dann das Gesicht. «ZZ Top. Harley, mach das
aus.»      
    «ZZ Top waren
eine wegweisende Band der achtziger Jahre, ihr Ignoranten.»
Unter Graces strengem Blick gab er klein bei.
   
     
    «Schon gut,
schon gut, aber bloß nichts Klassisches mehr. Bei dem Zeug
schlaf ich nämlich ein.» Harley gab sich mit
instrumentalem Jazz zufrieden, ging zu seinem Arbeitstisch
zurück und drehte seinen Stuhl mit solchem Schwung, dass er
seine Schaftstiefel auf Roadrunners jungfräulichen Tisch
pflanzen konnte. «Wisst ihr, was ich mit meinem Anteil am
Geld machen werde?»
    «Nimm erst mal
deine Füße von meinem Tisch.»
    «Ich werde mir
ein hübsches kleines Häuschen auf den Cayman Islands
kaufen. Oder vielleicht auch auf den Bahamas.
    Grasdach, nettes
Stück Strand, große Hängematte unter Palmen. Und
Girls in Tangas und mit Riesentitten. Ihr seid alle herzlich
eingeladen, mich da unten zu besuchen, wann immer ihr mögt. Mi
casa, su casa.» Grace verdrehte die Augen. «Ich kann's
gar nicht erwarten.»
    «Harley, wenn du
deine Füße nicht sofort von meinem Tisch nimmst
…» Harleys Zähne blitzten, als er Roadrunner
angrinste. Dann schwang er seine Füße vom Tisch
zurück auf den Boden. «Und du, Grace? Was willst du mit
der Kohle machen?» Sie hob die Schultern. «Ich
weiß nicht. Ich besorg mir vielleicht einen Untergrundbunker
in Idaho, bewaffne mich bis an die Zähne und hol mir eine
Meute knackiger Rettungsschwimmer in Strings und mit riesigen
…» Sie lachten alle, als das Fahrstuhlgitter nach oben
in seine Verankerung glitt. Mitch betrat den Raum. Krampfhaft
umklammerte er mit der rechten Hand eine Zeitung.
    Grace winkte ihn zu
sich. «Komm her, Mitch. Ein Lächeln für die Kamera.
Bei unserer Nummer zwanzig musst du den Toten spielen … mein
Gott, was ist denn mit dir los?» Alle sahen auf, und eine
beklommene Stille breitete sich aus. Mitch sah nicht gut aus. Sein
Gesicht war ungesund fahl, er trug ein Polohemd und Khakis statt
eines Anzugs, und sein Haar war ungekämmt. Bei ihm wirkte das
so irreal, als würde er nackt im Supermarkt einkaufen gehen.
Er legte Grace eine Zeitung auf den Tisch. «Hat jemand die
Zeitung gelesen?»
    «Nicht mehr seit
'92», sagte Harley. «Was ist denn
passiert?»
    «Lest
selbst.» Er deutete auf den Artikel und trat dann beiseite,
weil sich die anderen an den Tisch drängten, um über
Graces Schultern zu blicken.
    Grace las laut vor:
«Heute früh wurde die Leiche einer jungen Frau entdeckt
…» Sie hielt unvermittelt inne.
    «O mein
Gott», flüsterte Annie.
    Stumm lasen sie alle
einen Moment weiter und rührten sich nicht mehr, so schockiert
waren sie. Harley blickte als erster zur Seite. «Verdammter
Mist.» Mit ein paar Schritten war er an seinem Arbeitstisch
und setzte sich ganz langsam. Annie und Roadrunner taten dasselbe,
und schließlich saßen sie alle da, betrachteten ihre
Hände oder ihren Monitor oder sonst etwas, nur nicht einander.
Nur Mitch blieb stehen, der Hiob der Runde.
    «Vielleicht ist
es nur ein Zufall», sagte Roadrunner leise.
    «Ja,
genau», fauchte Annie. «Die Leute legen ja ständig
tote Mädchen auf der Statue ab. Mein Gott, das darf doch nicht
wahr sein.»
    «Es heißt
doch, sie befand sich auf der Statue, nicht auf der Spitze»,
versuchte Roadrunner verzweifelt einzuwenden.
    «Vielleicht
wurde sie ja auf dem Sockel gefunden. Vielleicht handelt es sich um
eine Drogensache, oder es hängt mit einem Bandenkrieg
zusammen. Mann, wir haben doch keine Ahnung, was auf dem Friedhof
abgeht. Es könnte doch alles mögliche sein
…»
    «Roadrunner.» Harleys
Stimme klang ungewohnt nachsichtig. «Wir müssen das
klären. Wir müssen die Cops benachrichtigen. Und zwar auf
der Stelle.»
    «Und ihnen was
erzählen?», fragte Mitch, den Blick auf Grace gerichtet.
Sie starrte noch immer in die Zeitung. Ihre Miene war absolut
ausdruckslos.
    «Ich weiß
nicht. Vielleicht gibt es da draußen ja einen Freak, dem eine
unserer Mordszenen so gut gefallen hat, dass er beschlossen hat,
sie in die Tat umzusetzen. Könnte doch sein.»
Roadrunners Blick wanderte zu seinem Monitor,

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