Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
Vom Netzwerk:
mit
dem zuständigen Detective sprechen. Verlangt, mit dem
zuständigen Detective zu sprechen, oder würde sonst
jemanden verklagen. Mag auch sein, dass sie ‹jemanden
erschießen› gesagt hat, so genau hab ich sie am
Schluss nicht mehr verstanden.»
    «Ist ja
toll.» Magozzi griff zum Telefon.
    Kaum war sie zur
Tür des Lagerhauses hinausgetreten, fegte Grace der kalte Wind
entgegen. Sie zog die Schultern hoch und stellte auch den
Leinenkragen ihres Staubmantels auf. An den Widrigkeiten des
Wetters schien sie fast schon Gefallen zu finden. Noch etwas, was
man einer Welt entgegenhalten konnte, die ja nur eine Zeit lang
vorgaukelte, einen Sinn zu ergeben, um dann sehr schnell wieder in
chaotischen Wahnwitz zu verfallen.
    Sie sagte sich immer
wieder, dass sie so schlecht nicht dran war.
    Sie hatte niemals die
Überzeugung aufgegeben, dass der Horror hinter jeder Ecke
lauern konnte, dass das Wenden eines jeden Kalenderblatts eine
weitere Katastrophe versprach, und wenn es dich an einem bestimmten
Tag noch nicht erwischte, dann würde es dich garantiert am
nächsten einholen. Das Geheimnis des Überlebens bestand
darin, diese einfache Tatsache zu akzeptieren und sich entsprechend
vorzubereiten.
    Aber die anderen
… die anderen vermochten nicht so zu leben. Wie die meisten
Menschen mussten sie unbedingt glauben, dass die Welt im Grunde ein
Ort des Guten und das Böse nur auf Verirrung
zurückzuführen war. Ansonsten wäre das Leben einfach
zu schwierig zu ertragen. Und aus diesem Grunde, dachte sie, wurde
überzeugten Optimisten manchmal die Kehle
durchgeschnitten.
    Niemand aus der Gruppe
war weniger geeignet als Grace, die Cops zu rufen und dann noch
hier draußen auf sie zu warten. Ihr war das so klar wie allen
anderen auch, und doch hätte sie nichts davon abbringen
können. Es lag an ihrem Kontrollwahn, wie sie annahm. Sie
musste alles bestimmen und im Griff haben. «Tu ihnen nur
nicht weh. Liebes», hatte Annie ihr noch auf den Weg
mitgegeben, und es war nicht nur ein Scherz gewesen.
         
     
    Es war nicht so, dass
Grace Cops hasste. Nicht wirklich. Sie verstand einfach nur besser
als die meisten Menschen, dass Cops im Grunde nutzlos waren,
eingeengt von Gesetzen und politischen Entscheidungen und der
öffentlichen Meinung, sowie, leider allzu oft, von allgemeiner
Dummheit. Sie würde ihnen nicht wehtun, aber sie würde
auch keinen Kniefall vor ihnen machen.
    «Kommt schon,
kommt schon», murmelte sie ungeduldig, tippte mit den
Schuhspitzen aufs Pflaster und hielt ringsherum Ausschau in den
Mittagsverkehr. Ab und zu donnerte mal ein richtiger Lastwagen mit
einer richtigen Ladung in einer Wolke von Dieselschwaden vorbei,
weil er auf dem Weg zu einem der wenigen richtigen Lagerhäuser
war, die am Ende des Blocks noch übrig geblieben waren.
Größtenteils aber waren es Hondas und Toyotas, welche
diesen Teil der Washington Avenue für sich beanspruchten. Sie
nahm an, dass man irgendwann die Laster ganz und gar verbannen
würde. Damit um Gottes willen bloß niemals der Radicchio
eines Gastes in einem der Straßencafés verseucht
würde, die hier überall wie Pilze aus dem Boden
schossen.
    Sie ging jetzt auf und
ab, von der grünen Tür aus zwanzig Schritte nördlich
und dann zwanzig Schritte zurück. So deutlich nahm sie
sämtliche Einzelheiten der Umgebung wahr, dass allein die
Menge der Informationen, die auf ihr Hirn einprasselten, Schmerzen
verursachte. Sie merkte sich jedes Gesicht, das sie im
Vorübergehen sah, registrierte jedes Auto und jeden Laster und
sogar das plötzliche, wenn auch schwerfällige Auffliegen
einer Taube, das an sich schon ein Alarmzeichen war: Sie hasste es,
hier draußen zu sein. Es war für sie eine einzige Qual.
Als sie zum zehnten Mal die grüne Tür passierte, sah sie
schließlich, wie zwei Blocks weiter unten ein Wagen
vorsichtig um die Ecke bog: eine unauffällige braune
Limousine, auf der förmlich in Riesenlettern ZIVILFAHRZEUG DER
POLIZEI stand.
    Magozzi lenkte den
Wagen in die Washington und fuhr an ein paar nichts sagenden
Lagerhäusern vorüber, die aussahen wie verblichene
Bauklötze aus der Spielzeugkiste eines Riesen.
    Auf der Suche nach
Hausnummern blinzelte Gino zum Fenster hinaus, aber die meisten
Gebäude waren nicht nummeriert.
    «Hier braucht
man ein Navigationssystem, um eine Adresse zu
finden.»
    «Sie hat gesagt,
sie würde auf der Straße vor dem Haus auf uns
warten.» Gino deutete auf eine kleine Gruppe von
Männern, die sich um einen Sattelschlepper

Weitere Kostenlose Bücher