Spiel unter Freunden
auf ganz lässig, schob die Hände in die
Jacketttaschen und wandte den Blick von ihr ab. Er sah die
Straße hinunter, als sei es völlig unerheblich, dass sie
das Kaliber der Mordwaffe kannte. «Sie sagten. Sie
hätten gewisse Informationen zu dem Mord.»
«Ich sagte,
es könne sein. Sicher bin ich
jedoch nicht.» Seine rechte Augenbraue wanderte etwas nach
oben. «Es könne sein? Sie sind sich aber nicht sicher?
Komisch. Am Telefon hörte es sich so an, als stünde
London in Flammen.» Magozzi hätte schwören
können, dass sich nicht ein einziger ihrer Gesichtsmuskeln
bewegte, und doch drückte ihre Miene von einer Sekunde zur
anderen Geringschätzung aus, als habe er sich sehr schlecht
benommen, wenngleich sie etwas anderes auch gar nicht erwartet
hatte.
«Womit ich Ihnen
vielleicht dienen könnte, wäre eine vertrauliche und
gesetzlich geschützte Information, Detective Magozzi, und wenn
sie nicht relevant ist, werde ich sie Ihnen gar nicht erst
zeigen.» Er musste sich die größte Mühe
geben, nicht die Beherrschung zu verlieren.
«Tatsächlich. Und wann werden Sie entscheiden, ob sie
relevant ist?»
«Nicht ich. Sie
werden es tun.» Sie zog einen Schlüsselring, an dem jede
Menge Plastikkarten baumelten, aus einer tiefen Tasche.
«Kommen Sie mit.» Im selben Moment drehte sie sich auch
schon um, schob eine grüne Plastikkarte in einen Schlitz neben
der Tür und ging dann voran.
Sie ging schnell, und
ihre Stiefelabsätze klapperten laut auf dem Zementboden, als
sie auf dem Weg zum Fahrstuhl die Garage durchquerte. Gino
beobachtete, wie ein schwarzer Staubmantel gegen lange Beine
schlug, die in Jeans steckten; Magozzi blickte sich um und sah das
Geld, das in diesem leeren Raum steckte. In dieser Stadt zahlten
die Leute ganz anständige Summen für sichere
Parkplätze, und hier unten befanden sich mindestens zwanzig
nicht besetzte Plätze.
Gino stieß ihn
mit dem Ellbogen an und sagte leise: «Ich seh euch beide im
Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel Miss
Mitmenschlichkeit.»
«Halt's Maul,
Gino.»
«He, nicht so
verbissen. Meine Stimme hast du doch schon.» Sein Blick blieb
an dem gestempelten Affenkopf hängen, als sie vor der
Fahrstuhltür standen. Er lächelte überrascht und
schaute Grace an. «Sie sind Monkeewrench?» Sie
nickte.
«Ist ja stark.
Meine Tochter liebt Ihre Spiele! Was die wohl sagt, wenn ich ihr
erzähle, wo ich heute war?» Jetzt schien sie fast zu
lächeln. Magozzi rechnete damit, dass ihr Gesicht zersprang
und in Scherben zu Boden fiel.
«Computerspiele
für Kinder und Lernmittel-Software sind die Basis unseres
Geschäfts», sagte sie, und Magozzi fragte sich
stirnrunzelnd, was für einen Akzent sie haben mochte. Es
hörte sich nach Ostküste an, und einige Konsonanten
klangen weich. Aber ihre Redeweise hatte etwas von einem
Sperrfeuer, als fehle ihr die Zeit, lange zu sprechen, und als
müsse sie die Wörter so schnell wie möglich
loswerden. «Aber wir haben an einem neuen Projekt gearbeitet
… und deswegen habe ich ja auch bei Ihnen angerufen.»
Sie schob eine weitere Plastikkarte diesmal eine blaue
in einen Schlitz, und die Türen des Fahrstuhls glitten zur
Seite. Sie hob das schwere innere Gitter anscheinend mühelos
mit nur einer Hand.
«Wir?»,
fragte Magozzi, als sie alle einstiegen.
«Ich habe vier
Partner. Sie erwarten uns oben.» Als der Aufzug zum Halten
gekommen war, schob Grace das Gitter abermals nach oben, und vor
ihnen öffnete sich ein helles, offenes Loft, in das Streifen
von Sonnenlicht fielen. In der Mitte des großen Raums standen
Workstations, dicht gedrängt und ohne erkennbares System
angeordnet. Dicke schwarze Elektrokabel schlängelten sich
über den Holzfußboden. Drei Männer und eine
schwergewichtige Frau, die allesamt etwas eingeschüchtert
wirkten, sahen auf, als sie eintraten.
«Das hier sind
meine Partner», sagte Grace, und Magozzi erwartete danach die
leidige Vorstellerei. Das hatten Frauen schließlich so an
sich, selbst wenn man sie verhaftete. Als sei man auf ein
Tässchen Tee vorbeigekommen, stellten sie einem jede andere
Person im Raum vor, während man die Handschellen zuschnappen
ließ. Aber Grace MacBride überraschte ihn, denn sie
eilte schnurstracks auf den Arbeitstisch eines tätowierten
Mannes mit Pferdeschwanz zu, der zur Catcherschar der Wide World of
Wrestling hätte gehören können. Sie ignorierte den
Mann, der aussah wie ein Doppelgänger von Ichabod Crane, jenem
Polizisten, den Johnny Depp in Sleepy
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