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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Tanzfläche gehen, sich an ihre weichen und warmen Körper schmiegen und sich im Kreis drehen, bis das Lied vorbei war. Ich hegte die Hoffnung, dass sich daraus mehr entwickeln würde, dass verstohlene Blicke und ein kurzes, schelmisches Lächeln folgen würden, aber auch wenn dies nicht passierte, war jeder dieser Augenblicke für sich genommen wertvoll, nicht zuletzt wegen all der Verheißungen, die ihm über ein zukünftiges Paradies völliger Nacktheit innewohnten. Alle, mit denen ich bis dahin zusammen gewesen war, Anne Lisbet, Tone, Marianne und Kajsa, kamen in den Jugendclub, aber obwohl es mir immer noch einen Stich versetzte, sie mit einem anderen zu sehen, waren sie doch mausetot für mich, ein abgeschlossenes Kapitel, von ihnen wünschte ich mir nur eins, dass sie den anderen nichts davon erzählten, wer ich früher einmal gewesen war. Das galt insbesondere für Kajsa. Mittlerweile hatte ich natürlich begriffen, dass ich mich damals im Wald lächerlich gemacht hatte, ich hatte mich wie ein kompletter Idiot benommen, schämte mich in Grund und Boden und hatte längst beschlossen, dass ich niemals irgendwem davon erzählen würde, nicht einmal Lars. Vor allem nicht Lars. Sie hatte dagegen keinen Grund, sich zu schämen, und so behielt ich sie ein wenig im Auge, wenn sie in der Nähe war, um zu sehen, ob sie sich zu jemandem hinüberlehnen und ihm etwas zuflüstern würde, woraufhin dann alle zu mir hinschauten. Es passierte nie. Die Schläge kamen stattdessen aus ganz anderer und unerwarteter Richtung. Schon seit der vierten Klasse hatte ich ein Auge auf Lise in der Parallelklasse geworfen, sie war schön, und ich liebte es, sie anzusehen, wie sie lächelte, welche Kleider sie trug, die Klugheit, die es in ihrem Charakter gab, sie war eine von denen, die den Mund aufmachten, wenn ihnen etwas nicht passte, furchtlos war sie, aber ihre Gesichtszüge waren weich, und als wir in die siebte Klasse kamen, hatte sie bezaubernde Rundungen bekommen. Ich war immer stärker auf sie fixiert. Sie war die beste Freundin Mariannes, und als unsere Konflikte beigelegt waren, nachdem ich mit ihr Schluss gemacht hatte, saßen wir gelegentlich zusammen und unterhielten uns oder leisteten uns auf dem Heimweg von der Schule Gesellschaft, und bei einer solchen Gelegenheit gab sie etwas wieder, was Lise an dem Tag über mich gesagt hatte.
    Ich war in die alte Turnhalle gekommen, die tagsüber als Speisesaal genutzt wurde, in dem wir in den großen Pausen unsere Brote essen konnten. Ich war eingetreten, und als Lise, die an einem vollbesetzten Tisch saß, mich kommen sah, hatte sie gesagt, Scheiße, der ist ja so eklig! Wenn ich den nur sehe, läuft es mir schon kalt über den Rücken!
    »Also ich finde das nicht«, fügte Marianne hinzu, als sie es mir erzählt hatte. »Ich finde auch nicht, dass du femi bist.«
    »Femi?«, wiederholte ich.
    »Ja, das sagen doch alle.«
    »Was?«
    »Wusstest du das etwa nicht?«
    »Nein.«
    Und als hätte es eine heimliche Absprache gegeben, mich nicht offen so zu nennen, bis ich gebührend, aber diskret darüber informiert worden war, wurde das Wort nach meinem Gespräch mit Marianne gegen mich verwendet, es verbreitete sich geradezu mit Lichtgeschwindigkeit. Plötzlich war ich der Femi. Alle nannten mich so. Die Mädchen in meiner Klasse, die Mädchen aus den anderen Klassen, ein paar Jungen in meiner Klasse, Jungen aus anderen Klassen, selbst in meiner Fußballmannschaft kam es vor, dass ich so ge nannt wurde. John drehte sich beim Training unvermittelt zu mir um und sagte, du bist echt verdammt femi. Auch kleinere Kinder, Viertklässler in unserer Siedlung, hatten das Wort aufgeschnappt und riefen es mir hinterher. Femi, femi, femi, hieß es überall um mich herum. Ein Urteil war gefällt worden, und schlimmer hätte es nicht ausfallen können. Wenn ich mit jemandem Streit bekam, zum Beispiel mit Kristin Tamara, wischte sie alle Argumente vom Tisch und ließ mich am Boden zerstört zurück, indem sie einfach sagte, du bist ja so femi. Du Femi. He, Femi! Komm mal her, Femi. Das deprimierte mich, ich dachte kaum noch an etwas anderes, die Sache stand wie eine schwarze Wand in meinem Bewusstsein, und es war unmöglich, ihr zu entgehen. Es war das Schlimmste, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
    Ich konnte mich nicht einfach zwei Tage lang etwas weniger feminin verhalten, so dass anschließend alle sagten, du bist ja doch kein Femi! Nein, es saß tief, und so würde es auch bleiben. Sie

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