Spiels noch einmal
hatte das Gefühl, dass die Decke zitterte. Er zwinkerte erschöpft, auf seiner Stirn glitzerte Schweiß.
»Die Hitze ist nichts für den alten Fritz«, bemerkte Chip lächelnd.
»Bin ja kein Urwaldaffe so wie ihr«, sagte Fritz.
Hiero sah ihn beunruhigt an.
Ich schnitt eine Grimasse, obwohl ich wusste, dass er nur Spaß machte. Das war eben seine Art. Fritz konnte manchmal ziemlich grob sein, aber er meinte es nicht so.
Chip fragte Paul nach seinen zwei Frauen. Paul hatte seit einem Monat ein Verhältnis mit beiden gleichzeitig; manchmal stahl er sich von der einen weg und ging noch in derselben Nacht zu der anderen. Eines Abends traf er sich sogar mit beiden in ein und demselben Restaurant, und keine kam ihm auf die Schliche. Chip meinte, für einen Klavierspieler sei das Ganze gar nicht so schwierig, der sei es gewohnt, mit seinen zwei Händen gleichzeitig zwei verschiedene Dinge zu machen. Ich dachte mir, dass Paul total erschöpft sein
musste. Chip dagegen fand, dass Paul ein ganz gerissener Hund war. Und dem Jungen, glaube ich, machte das alles ein bisschen Angst.
»Früher oder später wirst du dich entscheiden müssen«, sagte Ernst. »Und wenn es nur deswegen ist, weil du sonst zusammenklappst.«
»Chip sieht das ganz anders.« Paul lächelte. »Er meint ich soll Martha und Inge miteinander bekannt machen und schauen, was dabei rauskommt.«
Ich lachte. »Martha ist schon ganz appetitlich. Aber du wärst schön blöd, wenn du Inge sausen lassen würdest. Mann, was für eine Figur!« Ich deutete mit den Armen den Umfang eines Heizkessels an. »Da musst du dir mit den Fingern die Augendeckel aufreißen, damit du alles im Blickfeld hast.«
»Ich weiß immer noch nicht, warum du dich entscheiden solltest«, sagte Chip.
Fritz lachte, dass seine dicken roten Backen wackelten. Aber seine Augen kamen mir klein und hart vor.
»Und was meinst du, Kleiner?«, fragte Chip. »Inge?«
Hiero zuckte schüchtern die Achseln.
»Los, raus mit der Sprache.«
»Martha«, sagte der Junge zögernd. Sein Gesicht lief noch dunkler an. »Oder Inge. Sie sind beide nett.«
Chip zog seine Hose aus. Er stand da, einen Fuß auf der Bank, seine haarigen Eier schwangen hin und her wie Kirchenglocken. »Martha!« Er lachte. »Mann, was der vorne fehlt, hat sie hinten zu viel.«
»Sie hat ein hübsches Lächeln«, sagte der Junge und bemühte sich, Chip nicht anzuschauen.
»Aber Inge, das ist doch was anderes.« Chip grinste. »Da
wird’s dir warm hinter den Ohren, wenn die vor die steht. Da läuft dein Motor heiß.«
»Mir läuft der Motor heiß, wenn ich dich so sehe, Mann«, rief Paul. »Wickel dir ein Handtuch rum, oder komm her und gib uns einen Kuss.«
»Besser das Handtuch, bitte«, sagte Fritz.
Chip ignorierte sie. »Ein nettes Lächeln reißt es nicht raus, Mann.« Er beugte sich vor – er genoss es richtig, seine Klöten so provokant schaukeln zu lassen, jede Wette. »Mit einem netten Lächeln kannst du keinen Blumentopf gewinnen. Das müsste schon ganz was Besonderes sein, so wie das der Mona Lisa. Das ist eine heiße Frau, so geheimnisvoll .«
Ernst hängte seine Krawatte über die Tür seines Spinds. Er drehte sich um und warf Chip einen anerkennenden Blick zu. »Charles C. Jones«, sagte er lächelnd und knöpfte seine Manschetten auf, »ab und zu sagst du wirklich ganz erstaunliche Sachen.«
Chip grinste. »Klar. Die alte Mona würd ich nicht von der Bettkante stoßen. Sie hat keine Augenbrauen – hast du dich noch nie gefragt, ob sie vielleicht auch an anderen Stellen keine Haare hat?«
Ernst zwinkerte. »Ja, ab und zu«, sagte er und wiegte den Kopf. »Um mich von deinem blöden Gelaber abzulenken.«
Ich machte mir nicht die Mühe, mein Hemd aufzuknöpfen, sondern zog es mir über den Kopf, dann streifte ich meine Unterhose ab. Hiero starrte mich an.
»Mach dir keine falschen Hoffnungen, Mann«, sagte ich zu ihm. »Du bist nicht mein Typ.«
Chip lächelte. »Echt, Sid, du solltest mehr Sport treiben. Du hast ja Beine wie ein Suppenhuhn.«
Ich schlug mit meinem Handtuch nach ihm. Und dann
rannten wir durch den langen Gang, in dem ältere Herren auf Bänken lagen, in Laken eingewickelt, als warteten sie darauf, zu ihrer Beerdigung abgeholt zu werden. Unsere Sohlen klatschten auf den nassen Fliesen. Johlend liefen wir an zwei runzligen Alten vorbei, die in Bademänteln über ein Schachbrett gebeugt dasaßen und einen leicht modrigen Geruch ausströmten. Wir rannten hinaus in die dämmrige Höhle des
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