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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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besprechen geben soll.«
    »Heißt das Nein, Jones?«
    »Das heißt natürlich Ja«, sagte er. »Mit Handkuss. Paris, Armstrong, was willst du mehr?«
    Der Große Fritz runzelte die Stirn. Er ragte aus dem Dampf wie ein dunkler Felsblock. »Woher wissen wir, ob das überhaupt stimmt? Wer ist die Frau? Weiß der Teufel, was für eine das ist.«
    Ich lachte. »Was glaubst du? Denkst du vielleicht, die Nazis wollen uns mit irgendeinem Schwindel nach Paris locken? Hältst du das für wahrscheinlich?«
    Fritz antwortete nicht, sondern bewegte nur unruhig seine Körpermassen im Wasser.
    »Sie kommt von Armstrong, Fritz«, sagte Ernst. Sein glattes Haar hatte sich zu Stacheln aufgerichtet, er sah jetzt wie eine kriegerische Version seiner selbst aus. Er streckte die langen bläulichen Arme am Beckenrand aus, ließ seine Gespensterbeine im Wasser aufsteigen, kippte den Kopf nach hinten und richtete seinen Blick nach oben zur Decke. »Ich habe keinen Zweifel daran, dass es stimmt, was sie sagt. Das ist nicht das Problem.«
    Fritz schaute immer noch finster drein. »Sie soll extra wegen uns hergekommen sein? Nach Berlin? Und das ausgerechnet jetzt, wo der Führer dabei ist, die Dinge auf die Spitze zu treiben?«
    »Du meinst: der Anstreicher«, sagte ich.
    Fritz warf mir einen genervten Blick zu.
    »Sie ist nicht unseretwegen nach Berlin gekommen«, erklärte Ernst. »Sie soll hier Geld eintreiben, das Armstrong zusteht. Unsere Sache erledigt sie nur nebenbei.«
    »Du meinst wahrscheinlich eher: Wir sind das Sahnehäubchen obendrauf«, sagte Paul. Er ließ sich gemächlich zu Fritz hinüber treiben. »Pass auf, Fritz: Armstrong ist ein Fan von uns, er hat unsere Platten.«
    »Welche?«
    »Ist doch egal«, sagte ich.
    »Wir haben nicht danach gefragt«, sagte Paul. »Sie sprach auch davon, dass Arthur Briggs vor ein paar Jahren bei Auftritten von uns Aufnahmen gemacht hat. Und Bechet hat Louis erzählt, wie toll wir waren, als wir im Vorprogramm seines Auftritts im Vaterland gespielt haben.«
    »Bechet?« Chip verzog das Gesicht. »Der Typ schuldet mir noch fünfzig Mäuse.«
    »Sie führt für Armstrong die Geschäfte in Paris«, erklärte Ernst. »Ich weiß auch nicht so genau – sie kümmert sich eben um die Dinge, die er dort am Laufen hat.«
    »Oho, er hat in Paris was am Laufen «, flüsterte Chip.
    Paul grinste, die Zungenspitze zwischen den Zähnen.
    »Wie alt seid ihr eigentlich, zehn, oder was?« Ernst warf ihnen einen strafenden Blick zu. »Ich denke, Armstrong interessiert sich schon seit Jahren für uns. Und als er gehört hat, dass wir immer noch in Berlin sind und nicht mehr öffentlich auftreten dürfen, da dachte er sich, es könnte uns vielleicht reizen, nach Paris zu kommen.«
    »Was Ernst euch verschwiegen hat«, sagte ich, »ist, dass es Armstrong dabei vor allem um den Jungen geht. Er möchte unbedingt mit ihm spielen. Er hat gehört, dass Hiero der bes
te Trompeter auf dieser Seite des Atlantiks sein soll. Manche meinen, er ist noch besser als Briggs, Henry Crowder zum Beispiel. Der hat Armstrong gesagt, dass Hiero ihn an King Oliver zu seinen besten Zeiten erinnert.«
    Irgendwie nahm ich an, das wir alle prompt anfangen würden, darüber blöde Witze zu reißen, aber keiner verzog eine Miene.
    »Heißt das, dass er von uns eigentlich gar nichts will?«, fragte Chip. »Dass er bloß auf den Jungen scharf ist?«
    »Sie hat gesagt, er möchte mit den Hot-Time Swingers spielen«, sagte Hiero nervös. »Sie hat immer von uns allen geredet.«
    Fritz sah mich fragend an.
    Ich zuckte die Achseln. »Ja, gesagt hat sie das.«
    »Sie hat uns Ikonoklasten genannt«, bemerkte Paul.
    »Pfui Teufel, so ordinäre Wörter benutzt die, noch dazu vor dem Jungen?« Chip grinste. »Du hast ihr hoffentlich prompt eine runtergehauen?«
    »Lohnt sich die Sache überhaupt? Was zahlt er?« Fritz kam wie immer direkt auf den Punkt.
    Ernst schaute auf. »Ob es sich lohnt?«
    »Dass es auf gar keinen Fall weniger bringt als das, was wir im Moment machen, kann ich dir schon jetzt garantieren«, sagte ich.
    »Da hat Sid sicher recht«, sagte Paul.
    »Na ja, ganz unbrauchbar ist er vielleicht wirklich nicht.« Chip spritzte Wasser in meine Richtung. »Das sagen die Frauen auch immer.«
    »Ha ha«, sagte ich.
    Wir schwiegen eine Weile, ließen uns in dem warmen blauen Licht treiben. Das Wasser klatschte gegen die Wände des
Beckens, das leise Geplätscher hallte von der Kuppel hoch droben wider.
    Dann war ein dünnes Hüsteln zu

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