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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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Schlagzeug hervor und rieb sich an Chips Fußknöcheln. »Helfen Sie mir, nehmen Sie dieses Dreckstück da von mir weg«, schrie er. »Wer weiß, was die für Krankheiten hat.«
    »Klar, ein Wesen, das Sie anziehend findet, muss krank sein«, sagte Delilah.
    Ernst lachte.
    Aber Chip sah mich an. Sein Blick wanderte hinüber in eine Ecke, und dann schüttelte er den Kopf.
    Hiero. Der Junge stand am Rand der Bühne und strahlte übers ganze Gesicht.
    Er war es also. Er hatte ihr die Katze geschenkt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was das war, was zwischen den beiden lief. Er war so jung.
    Ich war verunsichert, unentschlossen. Wie soll jemand mit so was konkurrieren? Aussichtslos. Aber ich musste es zumindest versuchen. Ich dachte an Pauls Rat.
    Delilah saß an der Rampe der Bühne, die Beine übereinandergeschlagen, und öffnete eine Sardinenbüchse. Wo hatte sie die so plötzlich her? Madame Delilah die Zweite ließ Chips Schlagzeug im Stich und kam angerannt.
    »Sid?«, rief Ernst. »Kommst du?«
    Ich lächelte schwach. Ich ging in Schlangenlinien nach vorn, suchte am Rand der Bühne Halt, damit es nicht so auffiel, wie betrunken ich war. Ich befeuchtete meine Lippen. Ich hatte mir noch nicht überlegt, was ich Delilah sagen wollte.
    Delilah sah mich besorgt an. »Sid? Ist Ihnen nicht gut?«
    Ihre nackten Füße baumelten vor mir. Ich hob den Kopf. Der Klang meines Namens von ihren Lippen bewegte mich
zu einem trägen Lächeln. »Mir geht’s prima«, sagte ich. Ich fand, dass meine Stimme ein bisschen dünn klang. Ich räusperte mich und setzte eine Tonlage tiefer an. »Mir geht’s prima.« Ja, so war es besser. Dann fiel mir wieder ein, was ich ihr sagen wollte, und ich strengte mich an, ein feierliches Gesicht zu machen. »Aber ich mach mir Sorgen um Sie .«
    Sie lächelte vage und blickte nervös um sich. »Um mich? Wieso?«
    »Ihnen muss doch kalt sein.« Die Wörter fühlten sich an wie nasse Lappen in meinem Mund.
    Sie runzelte die Stirn. »Wir haben Sommer , Sid. Ich fühl mich ganz wohl.«
    In der dämmrigen Höhle meines mit Schnaps getränkten Hirns versuchte ich, aus dem, was sie gesagt hatte, schlau zu werden. Nein, ich verstand es, aber mir fiel einfach nicht ein, wie ich mich klarer ausdrücken konnte, ich meine, so, dass es in den Ohren einer Dame akzeptabel war, nicht in der Gossensprache, die uns allen sogar im Schlaf noch flott über die Lippen ging, sondern mit Stil.
    Ich versuchte es einfach mit: »Wissen Sie, Sie sind so spärlich bekleidet, und darum würde ich Ihnen gern warm machen.«
    Noch als ich es aussprach, spürte ich, dass es nicht richtig klang.
    Von der Bühne hörte ich schallendes Gelächter. Chip wandte sich den anderen zu und sagte irgendetwas, daraufhin fingen alle zu lachen an und starrten in meine Richtung. Selbst Hiero kicherte; es klang, als hätte er Schluckauf.
    Ich warf Delilah einen verzweifelten Blick zu. Ihr Gesicht war rot angelaufen.
    Ich merkte, dass mir die Zeit davonlief. »Bitte, Delilah,
nehmen Sie meinen Mantel«, platzte ich heraus. Ich wollte ihn ausziehen, um ihn ihr zu geben, aber der Czech kam mir in die Quere. Meine Arme waren plötzlich wie aus Gummi und blieben auf halbem Weg in den Ärmeln stecken. Schwankend stand ich da, die Schultern sonderbar verrenkt, und zappelte und zuckte heftig, um mich zu befreien. Ich muss ausgesehen haben wie der letzte Idiot.
    Ich fing zu lachen an, ein gespenstisches, panisches Lachen, und dabei dachte ich die ganze Zeit: Sid, was machst du da? Spinnst du? Hör auf damit, hör auf.
    »Sid?«, sagte Delilah verwundert. »Sid, was ist mit Ihnen los?«
    Chip fiel fast vom Stuhl vor Lachen, der Junge hielt sich die Seiten und keuchte. Es gelang mir einfach nicht, mich zu befreien. Dann spürte ich eine kühle Hand auf meiner Schulter. Delilah drehte mich um und beförderte meine Arme sanft zurück in die Ärmel.
    »Ich hab nur versucht, Ihnen was zu schenken«, sagte ich mit rauer Stimme.
    »Klar, was sonst?«, rief Chip.
    Oh, Mann. Sie war ganz grün im Gesicht, so peinlich war ihr das Ganze. »Es ist nett von Ihnen, dass Sie so um mich besorgt sind, Sid«, sagte sie freundlich. »Danke, aber mir ist wirklich nicht kalt.«
    Und dann nahm sie ihren eigenen Mantel, ihre Kalbslederhandschuhe, ihre Sardinendose und ihr räudiges Katzenvieh, nickte den Jungs zu, nickte noch einmal betont und extra höflich Ernst zu und verließ die Bühne.
    Ich stand da und spürte eine vage Scham in mir. Und mit »vage« meine ich:

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