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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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E. D. reicher und mächtiger gemacht, als er sich je erträumt hätte. Sein Name ist ein Begriff. Und er hält das immer noch für wichtig. Er glaubt, es komme darauf immer noch an, so wie früher, vor dem Spin, als man Politik wie ein Spiel betreiben und um Preise zocken konnte. Aber mit Wuns Vorschlag lassen sich keine großen Profite erzielen. Die Replikatoren ins All zu schießen, ist eine triviale Investition, verglichen mit der Terraformung des Mars. Das können wir mit ein paar Delta-7-Raketen und einem billigen Ionenantrieb bewerkstelligen. Eine Schleuder und ein Reagenzglas, das ist alles, was man dazu braucht.«
    »Und warum ist das schlecht für E. D.?«
    »Es trägt nicht viel dazu bei, eine vom Zusammenbruch bedrohte Industrie zu stützen. Seine finanzielle Basis wird ausgehöhlt. Schlimmer noch, er verschwindet aus dem Scheinwerferlicht. Plötzlich werden alle auf Wun blicken – in wenigen Wochen wird ein Medienwirbel von noch nie dagewesenen Ausmaßen losbrechen –, und Wun hat mich als Leiter dieses Projekts ausgewählt. Das aber wäre für E. D. die größte anzunehmende Katastrophe – wenn sein undankbarer Sohn gemeinsam mit einem runzeligen Marsianer sein Lebenswerk demontiert und eine Armada in den Weltraum schickt, deren Produktion weniger kostet als die eines einzigen Verkehrsflugzeugs.«
    »Was schlägt er denn vor, stattdessen zu tun?«
    »Er hat ein Riesenprogramm ausgearbeitet. Voll-System-Aufklärung, so nennt er es. Die Suche nach Hinweisen auf Aktivitäten der Hypothetischen. Planetarische Geometer vom Merkur bis zum Pluto, technisch avancierte Lauschposten im interplanetarischen Raum, Fly-By-Missionen, um die Spin-Artefakte hier und über den marsianischen Polen zu erkunden.«
    »Ist das so eine schlechte Idee?«
    »Nun, ein paar triviale Informationen könnten dabei wohl herausspringen. Ein paar Daten zusammenkratzen und Geldmittel in die Industrie leiten, dazu ist es gedacht. Was aber E. D. nicht begreift, was seine ganze Generation letzten Endes nicht begreift…«
    »Ja?«
    »Ist, dass das Fenster sich schließt. Das menschliche Fenster. Unsere Zeit auf der Erde. Die Zeit der Erde im Universum. Sie geht zu Ende. Wir haben, glaube ich, nur mehr eine einzige realistische Möglichkeit zu begreifen, was es bedeutet – was es bedeutet hat –, eine menschliche Zivilisation zu errichten.« Jasons Augenlider schlossen und öffneten sich, langsam, ein-, zweimal. Die extreme Anspannung hatte sich gemildert. »Was es bedeutet, für diese seltsame Form der Auslöschung ausgewählt worden zu sein. Aber mehr noch als das. Was es bedeutet… was es bedeutet…« Er sah auf. »Was zum Teufel hast du mir gegeben, Tyler?«
    »Nichts Schwerwiegendes. Ein mildes Anxiolytikum.«
    »Schnelle Besserung?«
    »War’s nicht das, was du wolltest?«
    »Vermutlich. Morgen Früh muss ich vorzeigbar sein, alles andere ist zweitrangig.«
    »Es ist aber keine Heilbehandlung. Was du von mir erwartest, ist so, als wolle man eine fehlerhafte elektrische Verbindung dadurch reparieren, dass man ordentlich Spannung hindurchjagt. Kurzfristig funktioniert es vielleicht sogar. Aber es ist unverlässlich und überlastet auf Dauer andere Teile des Systems. Nur zu gern würde ich dir einen guten, sauberen, symptomfreien Tag bescheren. Ich will dich nur nicht umbringen.«
    »Wenn du mir den symptomfreien Tag nicht gibst, könntest du mich genauso gut umbringen.«
    »Alles, was ich dir bieten kann, ist mein ärztliches Urteil.«
    »Und was kann ich von deinem ärztlichen Urteil erwarten?«
    »Ich denke schon, dass ich dir helfen kann. Ein bisschen. Diesmal. Diesmal, Jason. Aber es bleibt nicht mehr viel Spielraum. Das musst du dir klar machen.«
    »Keiner von uns hat noch viel Spielraum. Das müssen wir uns alle klar machen.« Aber er seufzte lächelnd, als ich den Arztkoffer wieder öffnete.
     
    Molly lag auf dem Sofa, als ich nach Hause kam, und sah sich einen vor einiger Zeit sehr erfolgreichen Film über Elfen an (vielleicht waren es auch Engel). Auf dem Bildschirm waren lauter verschwommene blaue Lichter zu sehen. Sie schaltete den Apparat aus, als ich durch die Tür kam. Ich fragte sie, ob während meiner Abwesenheit irgendetwas gewesen sei.
    »Nicht viel. Du hast einen Anruf gekriegt.«
    »Ach? Von wem denn?«
    »Jasons Schwester. Wie heißt sie gleich, Diane. Aus Arizona.«
    »Hat sie gesagt, was sie wollte?«
    »Einfach nur reden. Also haben wir ein bisschen geredet.«
    »Aha. Und worüber habt ihr

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