Spin
geredet?«
Sie drehte sich halb weg, zeigte mir ihr Profil vor dem gedämpften Licht, das aus dem Schlafzimmer kam. »Über dich.«
»Irgendwas Spezielles?«
»Ja. Ich habe ihr gesagt, sie solle aufhören, dich anzurufen, denn du hättest jetzt eine neue Freundin. Ich habe ihr gesagt, dass von nun an ich deine Anrufe entgegennehmen würde.«
Ich starrte sie an.
Molly fletschte die Zähne, was offenbar als Lächeln gemeint war. »Komm schon, Tyler, du musst auch mal einen Witz vertragen. Ich habe ihr gesagt, du bist weggegangen. War das okay?«
»Weggegangen?«
»Ja. Wohin, habe ich ihr nicht gesagt. Das wusste ich ja auch nicht.«
»Hat sie gesagt, ob es was Dringendes ist?«
»Klang nicht so. Ruf doch zurück, wenn du willst. Na los – mach ruhig, ich hab nichts dagegen.«
Aber das war natürlich auch ein Test. »Das kann warten.«
»Gut.« Ihre Wangen röteten sich. »Ich hab nämlich noch etwas anderes mit dir vor.«
OPFERRITEN
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Besessen von der bevorstehenden Ankunft E. D. Lawtons, hatte Jason es versäumt zu erwähnen, dass noch ein anderer Gast bei Perihelion erwartet wurde: Preston Lomax, amtierender Vizepräsident und aussichtsreichster Kandidat bei den in Kürze stattfindenden Präsidentschaftswahlen.
Es gab strenge Sicherheitsvorkehrungen an den Toren, und auf dem Dachlandeplatz des Hauptgebäudes stand ein Hubschrauber. Ich kannte diese ganze Prozedur schon von den Besuchen Präsident Garlands im letzten Monat. Der Wärter am Haupteingang, der mich immer »Doc« nannte und dessen Cholesterinwerte ich einmal im Monat überprüfte, verriet mir, dass es sich diesmal um Lomax handelte.
Ich war gerade durch die Tür der Ambulanz getreten – Molly war nicht da, eine Aushilfe namens Lucinda machte heute ihre Arbeit –, als ich auf dem Pager die Nachricht erhielt, dass ich in Jasons Büro im Vorstandsflügel benötigt wurde. Vier Sicherheitsüberprüflingen später war ich allein mit ihm. Ich hatte Sorge, dass er eine zusätzliche Medikamentendosis verlangen würde, doch nach der Behandlung von gestern Abend befand er sich in einem überzeugenden, wenn auch vorübergehenden Zustand der Remission. Er erhob sich und kam mit demonstrativ ausgestreckter, zitterfreier Hand auf mich zu. »Ich möchte dir dafür danken, Ty.«
»Keine Ursache. Aber ich muss mich wiederholen: ohne Garantie.«
»Zur Kenntnis genommen. Solange ich nur diesen Tag überstehe. E. D. ist für mittags angekündigt.«
»Gar nicht zu reden vom Vizepräsidenten.«
»Lomax ist seit heute Morgen sieben Uhr hier. Der Mann ist ein Frühaufsteher. Er hat ein paar Stunden mit unserem marsianischen Gast konferiert, und nun mache ich mit ihm den Goodwill-Rundgang. Apropos, Wun würde dich gern sprechen, falls du ein paar Minuten erübrigen kannst.«
»Wenn er nicht von nationalen Angelegenheiten in Anspruch genommen wird.« Lomax würde die Wahl in der nächsten Woche aller Voraussicht nach gewinnen, mit haushohem Vorsprung, wenn man den Umfragen trauen konnte. Jase hatte den Kontakt zu ihm schon lange vor Wuns Ankunft gepflegt – und Lomax war von Wun fasziniert. »Wird dein Vater auch an dem Rundgang teilnehmen?«
»Es gibt keine Möglichkeit, ihn davon auszuschließen, ohne die Gebote der Höflichkeit zu verletzen.«
»Siehst du da Probleme?«
»Ich sehe viele Probleme.«
»Körperlich ist aber alles in Ordnung?«
»Ich fühle mich gut. Aber du bist der Arzt. Ein paar Stunden, das ist alles, was ich brauche. Das sollte doch drin sein, oder?«
Sein Puls ging ein wenig schnell – was nicht verwunderlich war –, aber seine AMS-Symptome waren erfolgreich unterdrückt. Und eine erregende oder irgendwie verwirrende Wirkung der Medikamente war auch nicht zu erkennen, im Gegenteil schien Jason beinahe strahlend ruhig, eingeschlossen in einen kühlen, klaren Raum in den Tiefen seines Kopfes.
Also ging ich, Wun Ngo Wen meine Aufwartung zu machen. Er war allerdings nicht in seinen Wohnräumen, sondern hatte sich in die kleine Caféteria der leitenden Angestellten verdrückt, bewacht von großen Männern mit kleinen Kabeln hinterm Ohr. Er sah auf, als ich am Tresen vorbeiging, und bedeutete den Sicherheitsklonen, die schon Anstalten machten, mich aufzuhalten, sich zu entfernen.
Ich setzte mich ihm gegenüber. Er stocherte mit seiner Gabel an einem blassen Stück Lachssteak herum und lächelte abgeklärt. Er hätte einen Stuhlaufsatz gebrauchen können. Ich nahm eine krumme Haltung ein, damit wir halbwegs auf
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