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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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reden möchte… Er soll wissen, dass ich erreichbar bin. Wenn er reden möchte. Ich würd’s ihm nicht zur Qual machen. Ehrlich.« Es war, als hätte er eine Tür geöffnet und seine ganze Einsamkeit würde hervorsprudeln.
    Jason vermutete, dass E. D.s Erscheinen in Florida Teil irgendeines machiavellistischen Plans war. Beim alten E. D. wäre das vielleicht zutreffend gewesen, aber der neue E. D. erschien mir wie ein alternder, seiner Macht entkleideter Mann, der seine Pläne am Grund eines Glases fand und den es aus einem plötzlichen Schuldbewusstsein heraus hierher verschlagen hatte.
    Mit sanfter Stimme fragte ich: »Haben Sie versucht, mit Diane zu sprechen?«
    »Diane?« Er machte eine abwinkende Geste. »Diane hat ihre Telefonnummer geändert. Ich kann sie nicht erreichen. Außerdem hat sie sich ganz diesem beschissenen Weltuntergangskult hingegeben.«
    »Es ist kein Kult. Nur eine kleine Kirche mit ein paar seltsamen Ideen. Es ist eher Simon, der sich da engagiert, nicht sie.«
    »Sie ist vom Spin paralysiert. Genau wie der Rest eurer verdammten Generation. Sie hat sich kopfüber in diesen religiösen Quatsch gestürzt, als sie kaum aus der Pubertät raus war. Ich kann mich noch gut erinnern. Plötzlich kam sie an und hat beim Abendessen Thomas von Aquin zitiert. Ich wollte, dass Carol mit ihr darüber spricht. Aber Carol war nicht zu gebrauchen, typisch. Und weißt du, was ich dann gemacht habe? Ich habe ein Streitgespräch veranstaltet. Sie und Jason. Sechs Monate lang hatten sie über Gott diskutiert, also habe ich die Sache auf formelle Beine gestellt, so im Stil einer Collegedebatte, und der Trick dabei war, dass beide jeweils für die Sache argumentieren mussten, die sie nicht vertraten: Jason musste die Existenz Gottes verteidigen und Diane musste den atheistischen Standpunkt einnehmen.«
    Davon hatten sie mir nie erzählt. Aber ich konnte mir gut vorstellen, mit welchem Unwohlsein sie sich dieser Erziehungsmaßnahme unterzogen hatten.
    »Es sollte ihr demonstrieren, wie einfältig sie war. Sie hat ihr Bestes gegeben, ich glaube, sie wollte mich beeindrucken. Sie hat im Wesentlichen das wiedergegeben, was Jason zu ihr gesagt hatte. Aber Jason…« E. D.s Stolz war nicht zu übersehen. »Jason war brillant. Einfach unfassbar brillant. Er gab ihr jedes Argument zurück, das sie ihm je vorgesetzt hatte, und setzte dann noch eins drauf. Und er hat das Zeug nicht einfach nur nachgeplappert. Er hatte theologische Schriften gelesen, hatte sich mit der ganzen Bibelgelehrsamkeit beschäftigt. Und er hat die ganze Zeit gelächelt, so als wolle er sagen: Sieh her, ich kenne diese Argumente in- und auswendig, ich kenne sie mindestens genauso gut wie du, ich kann sie im Schlaf hersagen, und trotzdem halte ich sie für zutiefst falsch. Er war völlig unnachgiebig, und schließlich hat sie nur noch geweint. Sie hat bis zum Ende durchgehalten, aber die Tränen sind ihr nur so übers Gesicht gelaufen.«
    Ich starrte ihn an.
    Er fing meinen Blick auf. »Steck dir deine moralische Überheblichkeit sonst wohin, Tyler. Ich wollte ihr eine Lektion erteilen. Ich wollte, dass sie sich der Realität stellt und nicht eine von diesen spinverrückten Autisten wird. Eure ganze Scheißgeneration…«
    »Interessiert es Sie, ob sie noch lebt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Niemand hat in letzter Zeit von ihr gehört. Sie sind nicht der Einzige, der sie nicht erreichen kann. Ich habe mir überlegt, dass ich versuchen könnte, sie aufzuspüren. Was halten Sie davon?«
    Doch die Kellnerin brachte einen neuen Drink, und E. D. verlor das Interesse an dem Thema, an mir, an der Welt um ihn herum. »Ja, ich möchte wissen, ob’s ihr gut geht.« Er nahm seine Brille ab und reinigte die Gläser mit einer Serviette. »Ja, tu das, Tyler.«
    Und so beschloss ich, mit Wun Ngo Wen nach Arizona zu fahren.
     
    Mit Wun zu reisen, war so ähnlich, als würde man einen Popstar oder einen hohen Politiker begleiten – viel Sicherheitsvorkehrungen, wenig Spontaneität, aber alles perfekt organisiert. Nach einer streng aufeinander abgestimmten Folge von Flugplatzabsperrungen, Charterflügen und Straßenkonvois landeten wir schließlich am Ausgang des Bright Angel Trails, drei Wochen vor den geplanten Replikatorenstarts, an einem Julitag, der so heiß war wie Feuerwerk und so klar wie ein Flussquell.
    Wun stand dort, wo das Geländer dem Rand des Canyons folgte. Die Parkverwaltung hatte den Wanderweg und das Besucherzentrum für Touristen gesperrt und

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