Spin
Schoß, und versucht, Luft zu bekommen. Ihr Atem war das lauteste Geräusch, das im Auto zu hören war.
Während Simon mit der Taschenlampe in der Hand wartete, entledigte ich mich meiner blutgetränkten Sachen und wusch mich so gründlich, wie ich konnte – eine Flasche Mineralwasser mit ein bisschen Benzin vermischt, um den gröbsten Dreck abzuschrubben, eine weitere Flasche zum Nachspülen. Dann zog ich eine frische Jeans und ein Sweatshirt aus meinem Gepäck an und streifte ein paar Latexhandschuhe aus dem Arztkoffer über. Eine dritte Flasche Wasser trank ich in einem Zug leer, und dann ließ ich Simon das Licht auf Diane richten, während ich sie mir ansah.
Sie war mehr oder weniger bei Bewusstsein, aber zu erschöpft, um einen zusammenhängenden Satz herauszubringen. Sie war dünner, als ich sie je gesehen hatte, fast wie eine Magersüchtige, und sie hatte gefährlich hohes Fieber. Blutdruck und Puls waren ebenfalls erhöht. Als ich ihr die Lunge abhörte, klang es, als würde ein Kind seinen Milkshake durch einen dünnen Strohhalm saugen. Es gelang mir, ihr ein bisschen Wasser und dazu ein Aspirin einzuflößen. Dann riss ich die Versiegelung einer sterilen Subkutannadel auf.
»Was ist das?«, fragte Simon.
»Ein Universalantibiotikum.« Ich tupfte Dianas Arm ab und spürte mit etwas Mühe eine Vene auf. »Du wirst auch eins brauchen.« Genau wie ich – das Blut der Färse war zweifellos mit aktiven KVES-Bakterien verseucht gewesen.
»Wird sie das von der Krankheit heilen?«
»Nein, ich fürchte nicht. Vor einem Monat vielleicht. Jetzt nicht mehr. Sie braucht ärztliche Behandlung.«
»Du bist doch Arzt.«
»Ich bin Arzt, aber ich bin kein Krankenhaus.«
»Dann können wir sie vielleicht nach Phoenix bringen.«
Ich dachte darüber nach. Alle während des Flackerns gemachten Erfahrungen sprachen dafür, dass städtische Krankenhäuser im besten Fall überlaufen waren, im schlechtesten in Schutt und Asche lagen. Ich zückte mein Handy und suchte im Adressverzeichnis nach einer halb vergessenen Nummer.
»Wen rufst du an?«
»Jemand, den ich von früher kenne.«
Er hieß Colin Hinz. Wir waren Zimmergenossen in Stony Brook gewesen und hatten den Kontakt nie ganz abreißen lassen. Als ich zuletzt von ihm gehört hatte, war er in der Leitung des St.-Joseph-Hospitals in Phoenix beschäftigt gewesen. Es war einen Versuch wert – jetzt sofort, bevor die Sonne wieder aufging und jede Telekommunikation für einen weiteren Tag lahm legte.
Das Telefon klingelte lange, doch schließlich nahm er ab. »Wollen schwer hoffen, dass es was Wichtiges ist«, murmelte er.
Ich entschuldigte mich und erklärte ihm, ich sei etwa eine Stunde von der Stadt entfernt und hätte eine Kranke bei mir, die dringender Behandlung bedürfe – jemand, der mir sehr nahe stehe.
Colin seufzte. »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Tyler. St. Joe ist in Betrieb und, wie ich gehört habe, ist auch die Mayo Clinic in Scottsdale offen, aber beide haben ganz wenig Personal. Es gibt widersprüchliche Berichte von anderen Krankenhäusern. Eine schnelle Behandlung kriegst du jedenfalls nirgendwo, und hier schon mal gar nicht. Bei uns stapeln sich die Leute: Schusswunden, Suizidversuche, Autounfälle, Herzinfarkte, die ganze Palette. Und Cops an der Tür, die verhindern, dass sie die Notaufnahme stürmen. Wie ist der Zustand deiner Patientin?«
Ich erwiderte, Diane habe KVES im fortgeschrittenen Stadium und müsse vermutlich bald beatmet werden.
»Wo zum Teufel hat sie sich KVES geholt? Nein, ist schon gut – ganz egal. Ehrlich, ich würde gern helfen, wenn ich könnte, aber unsere Krankenschwestern haben schon die ganze Nacht Parkplatztriage gemacht und ich kann nicht versprechen, dass sie deinem Fall Priorität erteilen würden, auch nicht bei einer Empfehlung von mir. Es ist sogar ziemlich sicher, dass sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden keinen Arzt zu sehen kriegt. Falls wir alle überhaupt noch so lange leben.«
»Ich bin Arzt, erinnerst du dich? Alles was ich brauche, ist ein bisschen Ausrüstung. Ringerlösung, Beatmungsgerät, Sauerstoff…«
»Ohne hartherzig klingen zu wollen, aber wir waten hier praktisch im Blut. Und du solltest dich, angesichts dessen, was gerade passiert, vielleicht fragen, ob es sich wirklich lohnt, einen KVES-Fall im Endstadium zu versorgen. Wenn du alles hast, was du brauchst, um es ihr bequem zu machen…«
»Ich will es ihr nicht bequem machen, ich will ihr Leben retten.«
»Okay.
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