Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spin

Spin

Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Aber was du eben beschrieben hast, das war eine hoffnungslose Situation, es sei denn, ich hätte etwas falsch verstanden.« Im Hintergrund hörte ich Stimmen, die nach seiner Aufmerksamkeit verlangten, ein Rumoren menschlichen Elends.
    »Hör zu, Colin, die Sachen zur Versorgung brauche ich dringender als ein Bett.«
    »Wir können nichts von unseren Sachen entbehren. Sag mir, ob ich sonst etwas für dich tun kann. Ansonsten tut es mir Leid – ich habe zu tun.«
    Ich überlegte fieberhaft. »Okay. Sag mir, wo ich Ringerlösung herkriegen kann, Colin, mehr verlang ich nicht.«
    »Na ja.«
    »Was na ja?«
    »Ich dürfte dir das gar nicht sagen, aber was soll’s. St. Joe’s hat ein Abkommen mit der Stadt im Rahmen des zivilen Notstandplans. Im Norden der Stadt gibt es einen Lieferanten für medizinischen Bedarf namens Novaprod.« Er gab mir die Adresse und eine grobe Wegbeschreibung. »Eine Einheit der Nationalgarde ist dort zum Schutz postiert. Das ist unsere primäre Quelle für Medikamente und Ausrüstung.«
    »Lassen die mich rein?«
    »Ja. Wenn ich anrufe und ihnen sage, dass du kommst, und wenn du dich ausweisen kannst.«
    »Tu das für mich, Colin. Bitte.«
    »Mach ich. Wenn ich eine Leitung nach draußen kriege. Die Telefone sind unzuverlässig.«
    »Danke. Wenn ich mich irgendwie revanchieren kann…«
    »Kannst du vielleicht. Du hast doch in der Raumfahrtindustrie gearbeitet, richtig? Perihelion?«
    »In letzter Zeit nicht mehr, aber stimmt.«
    »Kannst du mir sagen, wie lange das alles noch dauern wird?« Er brachte die Frage fast flüsternd vor, und plötzlich konnte ich die Müdigkeit in seiner Stimme hören. Und die uneingestandene Furcht. »Ich meine, so oder so?«
    Ich erwiderte, dass ich es schlicht und einfach nicht sagen konnte – und auch bezweifelte, dass irgendjemand bei Perihelion mehr wisse als ich.
    Er seufzte. »Okay. Es ist nur so bitter, weißt du, die Vorstellung, wir würden das hier alles durchmachen und dann in ein paar Tagen verbrennen, ohne erfahren zu haben, was das Ganze eigentlich soll.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir eine Antwort geben.«
    Im Hintergrund rief jetzt jemand seinen Namen. »Ich wünsche mir auch vieles. Muss Schluss machen, Tyler.«
    Ich dankte ihm noch einmal und legte auf.
    Die Morgendämmerung war noch einige Stunden entfernt.
    Simon hatte etwas abseits vom Auto gestanden, in den Sternenhimmel gestarrt und so getan, als würde er nicht zuhören. Ich winkte ihn heran. »Wir müssen weiter, Simon.«
    »Hast du Hilfe für Diane finden können?«
    »Sozusagen.«
    Er nahm die Antwort hin, ohne nachzufragen. Doch bevor er ins Auto stieg, zupfte er mich am Ärmel und sagte: »Da… Was glaubst du, was das ist, Tyler?« Er deutete auf den westlichen Horizont, wo sich eine sanft gebogene silberne Linie durch etwa fünf Grad des Nachthimmels schwang. Es sah aus, als habe jemand ein riesiges flaches C aus der Dunkelheit gekratzt.
    »Vielleicht ein Kondensationsstreifen. Ein Militärflugzeug.«
    »Nachts?«
    »Ich weiß nicht, was es ist, Simon. Komm, steig ein – wir haben keine Zeit zu verlieren.«
     
    Wir kamen schneller voran, als ich gedacht hatte, und erreichten das in einem öden Industriegelände gelegene Lagerhaus für medizinischen Bedarf rechtzeitig vor Sonnenaufgang. Ich zeigte dem nervösen Nationalgardisten, der am Eingang postiert war, meinen Ausweis, worauf er mich an einen anderen Nationalgardisten und einen zivilen Angestellten weiterreichte, die mich durch die Regalgänge führten. Ich fand, was ich brauchte, und ein dritter Nationalgardist half mir, es zum Auto zu tragen. Allerdings zog er sich rasch zurück, als er Diane auf dem Rücksitz nach Atem ringen sah. »Ich wünsche Ihnen viel Glück«, sagte er mit etwas zittriger Stimme.
    Ich nahm mir die Zeit, ihr einen Tropf zu basteln, wobei ich den Beutel an den Jackenhaken des Autos hängte. Ich zeigte Simon, wie man den Zufluss steuerte und dafür sorgte, dass sie den Schlauch im Schlaf nicht einklemmte oder abriss. Sie wachte nicht einmal auf, als ich ihr die Nadel in den Arm stach.
    Als wir wieder unterwegs waren, fragte Simon: »Wird sie sterben?«
    Ich packte das Steuer ein wenig fester. »Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    »Wo bringen wir sie hin?«
    »Nach Hause.«
    »Etwa ins Haus von Carol und E. D.? Den ganzen Weg?«
    »Genau.«
    »Warum dorthin?«
    »Weil ich ihr da helfen kann.«
    »Das ist eine lange Fahrt. Ich meine, so wie die Dinge stehen.«
    »Ja, das kann eine lange Fahrt

Weitere Kostenlose Bücher