Spin
vermutlich nicht besonders gut, aber ich hatte aufgehört, mir darüber Sorgen zu machen. Dass wir überhaupt den ersten Tag überlebt hatten, war ein Rätsel – ein Wunder, hätte Simon wohl gesagt. Es ermunterte mich zu einem gewissen Pragmatismus: Ich holte meine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach und versuchte die Augen stur auf die Straße zu richten anstatt auf das orangefarbene Feuer, das aus dem Horizont emporschwebte.
Draußen wurde es immer heißer. Ebenso im Wageninneren, trotz der Klimaanlage, die ich auf Hochtouren laufen ließ, um Dianes Körpertemperatur halbwegs unter Kontrolle zu behalten. Irgendwo zwischen Albuquerque und Tucumcari wurde ich von heftiger Müdigkeit überschwemmt. Wiederholt fielen mir die Augen zu und beinahe hätte ich einen Kilometeranzeiger gerammt. Darauf fuhr ich an den Straßenrand und stellte den Motor ab. Ich sagte Simon, er solle den Tank aus den Kanistern auffüllen und sich bereit machen, das Steuer zu übernehmen. Er nickte widerstrebend.
Wir waren besser vorangekommen, als ich erwartet hatte. Es hatte wenig bis gar kein Verkehr geherrscht, womöglich weil die Leute Angst hatten, allein unterwegs zu sein. Während Simon Benzin nachfüllte, fragte ich ihn, was er zu essen mitgenommen hatte.
»Nur was ich auf die Schnelle in der Küche gefunden habe. Ich hatte es eilig. Sieh selbst nach.«
Im Kofferraum, zwischen den eingedellten Kanistern, dem verpackten medizinischen Bedarf und einzelnen Flaschen Mineralwasser fand ich einen Pappkarton. Er enthielt drei Schachteln Cheerios, zwei Büchsen Cornedbeef und eine Flasche Pepsi light. »Jesus, Simon.«
Er zuckte zusammen; mir wurde klar, dass ich mich nicht gerade sorgfältig ausgedrückt hatte. »Das war alles, was ich finden konnte.«
Und keine Schüsseln oder Löffel. Aber ich war ebenso hungrig wie müde. Wir beschlossen, den Motor ein wenig abkühlen zu lassen. Währenddessen setzten wir uns in den Schatten des Autos, dessen Scheiben heruntergelassen waren, damit die aus der Wüste wehende Brise hindurchblasen konnte. Die Sonne stand sengend am Himmel, es war wie High Noon auf dem Merkur. Wir benutzten die Böden leerer Plastikflaschen als behelfsmäßige Tassen und aßen in lauwarmem Wasser eingeweichte Cheerios. Es sah ein bisschen aus wie Klebstoff und schmeckte auch so.
Ich besprach die nächste Reiseetappe mit Simon, erinnerte ihn daran, die Klimaanlage einzuschalten, sobald wir unterwegs waren, und bat ihn, mich zu wecken, falls sich auf der Straße irgendwelche Probleme abzeichneten.
Dann kümmerte ich mich um Diane. Der Tropf und die Antibiotika schienen ihr etwas Energie eingeflößt zu haben. Sie öffnete die Augen und flüsterte: »Tyler«, nachdem ich ihr ein bisschen Wasser eingeflößt hatte. Sie nahm ein paar Löffel voll Cheerios an, drehte dann aber den Kopf weg. Ihre Wangen waren eingefallen, die Augen teilnahmslos.
»Hab noch ein bisschen Geduld, Diane.« Ich stellte ihren Tropf neu ein, ich half ihr aufzusitzen, die Beine aus dem Auto gestreckt, während sie ein wenig bräunlichen Urin abschlug. Dann wischte ich sie ab und tauschte ihr beschmutztes Höschen gegen einen sauberen Baumwollslip aus meinem Koffer aus.
Nachdem sie versorgt war, stopfte ich eine Decke in die Lücke zwischen Vorder- und Rückbank – ein Schlafplatz für mich, wo ich sie nicht störte. Simon hatte während der ersten Etappe nur kurz geschlafen und musste ähnlich erschöpft sein wie ich – aber er war nicht mit einem Gewehr geschlagen worden. Die Stelle, an der mich Bruder Aaron erwischt hatte, war geschwollen und gab dröhnend Meldung, wenn ich mit den Fingern auch nur in die Nähe geriet.
Simon beobachtete das alles aus einigen Metern Entfernung und machte ein mürrisches, vielleicht auch eifersüchtiges Gesicht. Als ich ihn rief, zögerte er, blickte sehnsuchtsvoll über die Wüste, tief ins Herz des absoluten Nichts. Dann schlich er zum Auto zurück und setzte sich hinter das Lenkrad.
Ich quetschte mich in meine Nische. Diane schien ohne Bewusstsein, doch bevor ich einschlief, fühlte ich, wie sie meine Hand drückte.
Als ich erwachte, war es wieder dunkel, Simon hatte angehalten, um die Plätze zu tauschen. Ich kletterte aus dem Auto und streckte mich. Mir tat noch immer der Kopf weh, meine Wirbelsäule fühlte sich etwas steif an, aber ich war ausgeruhter als Simon, der nach hinten kroch und sofort einschlief.
Ich wusste nicht, wo wir waren, abgesehen davon, dass wir nach wie vor auf der I-40 Richtung
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