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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
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Artikel. Er ließ sich Zeit und Sarah spürte, wie er von Satz zu Satz unruhiger wurde. Als er fertig war, sah er sie an und meinte betont knapp: »Deswegen? Das sagt doch gar nichts! Presse! Die wollen einfach nur ihre Story haben! Da ist doch nichts dran! Du hast doch Jack kennengelernt! Jack ist jemand der völlig integer ist. Er würde es nie zulassen, dass so etwas läuft. Er würde niemals zulassen, dass bei GDT illegal gearbeitet wird!«
    »Kann sein. Auf mich wirkt Jack auch Vertrauen erweckend. Aber bist du sicher, dass er alles weiß, was in seinem Laden läuft? Dazu ist die Firma doch viel zu groß. Er kann sich nicht um alles kümmern, wie denn, ich bitte dich, das geht doch gar nicht! Und außerdem gibt es im Fall Jochen noch andere Ungereimtheiten. Ich hab triftige Gründe für meinen Verdacht! Ich hab dir noch nichts davon erzählt, aber mein Vater hat für Gene Design Tech gearbeitet. Er hat bei den Alzheimer Versuchsreihen Interviews geführt, unter anderem auch mit Jochen. Und er hat heimlich Aufzeichnungen von diesen Gesprächen aus der Firma geschmuggelt. In diesen Aufzeichnungen erzählt Jochen eine ganz andere Version von dem, was passiert ist. Du kannst es dir selbst anhören. Was Jochen da erzählt, passt überhaupt nicht zu dem, was passiert ist. Am besten du hörst es dir an und liest dann noch mal diesen Artikel. Danach wirst du mich verstehen.«
    Sarah holte ihr Sub-Notebook aus der Tasche. Als der Rechner hochgefahren war, schob sie die SD in den Kartenleser und suchte den Ordner »Interviews mit Jochen«. Sie klickte eine Datei mit dem Titel »Notizen zu Jochen und Mark« an und schwenkte den Bildschirm zu Paul, damit er besser lesen konnte.
    »Mein Vater war irgendetwas auf der Spur bei Gene Design Tech. Er hat Material aus der Firma geschleust und auf dieser Speicherkarte in seiner Garage versteckt. Das hier ist eine Notiz über zwei Probanden, mit denen er regelmäßig Interviews geführt hat. Der eine davon ist der Katana Jochen.«
    Das Wordfile erschien auf dem Display. Paul las:
    »In dem, was Jochen und Mark aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart erzählen, gibt es sehr viele Widersprüche. Es kommt natürlich oft vor, dass Menschen unterschiedliche Versionen der von ihnen erlebten Realität schildern. Nur sehr wenige Menschen haben eine deckungsgleiche Wahrnehmung ihrer Umwelt. Nur die wenigsten erinnern sich immer auf die gleiche Weise an vergangene Dinge. Aber bei Jochen und Mark gibt es zum Teil extremste Widersprüche. Ich frage mich, ob die beiden grandiose Lügner sind oder ob sie an irgendeiner Krankheit leiden? Ich habe die beiden noch nicht darauf angesprochen. Aber sie müssen doch wissen, dass ihre Lügen auffallen, schließlich zeichnen wir die Gespräche regelmäßig auf. Ich werde die beiden demnächst damit konfrontieren. Aber vielleicht sind diese Widersprüche auch eine Folge von Drogen. Im Labor werden sehr viele Untersuchungen mit den Probanden durchgeführt. Vielleicht injiziert man ihnen dabei auch Substanzen, um Tests durchzuführen? Aber vielleicht täusche ich mich natürlich auch. Trotzdem, irgendwie erscheinen mir diese Versuchsreihen merkwürdig.«
    Als Paul die Notiz gelesen hatte, schaute er Sarah verwundert an. Sarah klickte die Notiz weg und doppelklickte dann ein File mit dem kryptischen Namen »146GDT_3422003«. Das Fenster des Media-Player ging auf und die Stimme von Jochen war zu hören:
    »Gestern Abend ist endlich Laura aus USA zurückgekommen. Ich hab mich sehr gefreut. War selbst überrascht, wie bewegt ich war. Auf dem Weg zum Flughafen hab ich mich noch mal an all die schönen Dinge erinnert, die wir zusammen erlebt haben. Das Wiedersehen dann war großartig. Laura war so zärtlich zu mir. Wir hatten einen herrlichen Abend. Und irgendwie ist uns klar geworden, dass wir zusammen gehören…«
    Sarah stoppte die Wiedergabe. »Hört sich dass nach einem Mord aus Eifersucht an? Never! Klingt das wie das Horrorszenario, das Jochen laut seinen Aussagen bei seiner Vernehmung durch die Polizei erlebt hat? Aber hör dir das Ganze in Ruhe selber an. Und dann sag mir, was du wirklich davon hältst!« Sie holte die SD aus dem Notebook und drückte sie Paul in die Hand.
    »Vielleicht solltest du das Jochen vorspielen und ihn fragen, was er davon hält?«
    »Das würde wohl kaum Sinn machen. In der Zeitung steht, dass Jochen zwei Wochen nach dem Mord mit einer schweren Psychose in die Psychiatrie eingeliefert worden ist und seitdem vernehmungsunfähig

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