Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
ist. Ich kann ihm nichts mehr vorspielen. Er ist nicht mehr ansprechbar! Und auch da stellt sich die Frage, was dahinter steckt? Meinst du nicht auch? Und dann gibt es da noch Mark, den anderen Probanden, den mein Vater bei GDT interviewt hat. Ich kenne ihn. Er stand eines Abends vor dem Haus und wollte meinen Vater sprechen. Mark benimmt sich ebenfalls äußerst seltsam. Er fährt zum Beispiel nachts in den Wald und ballert mit Pistolen durch die Gegend. Eine Art Combat-Training. Und diese Notizen meines Vaters? Glaubst du, das sind Hirngespinste? Ich bin überzeugt, dass er herausgefunden hat, was bei Gene Design Tech läuft und dass er aus diesem Grund getötet worden ist. Kommissar Revelli in Zürich hat auch an Mord geglaubt. Er konnte es nicht beweisen, aber er war überzeugt, dass mein Vater nicht an einer natürlichen Todesursache gestorben ist. Ist das nicht genug? Reicht das nicht, um dort mal nachschauen zu gehen?«
»Okay, ich muss da eine Nacht drüber schlafen! Kann ich das hier mit nach Hause nehmen?«, Paul hielt die SD zwischen Daumen und Zeigefinger hoch.
»Klar, kein Problem. Ich weiß, du kannst mir da hineinhelfen, wenn du willst! Du fällst da drin nicht auf, wenn du in den Labors unterwegs bist. Du kannst mich einfach mitnehmen, dann kann ich mich dort umschauen. Ich verspreche dir, ich bin vorsichtig dabei. Niemand wird etwas merken! Wenn wir nichts finden, wird niemand was merken. Und ich tue nichts gegen deinen Willen, falls wir was finden. Nur wenn du dein Okay gibst, geh ich damit an die Öffentlichkeit.«
»In Ordnung, ich sage dir morgen Bescheid. Du weißt, was du da von mir verlangst? Das kann das Ende für meine Arbeit bedeuten. Hightech-Firmen reagieren sehr sensibel, wenn man in ihren Firmengeheimnissen herumschnüffelt!«
»Okay, sag mir Bescheid!« Sarah küsste ihn auf die Wange und ging Richtung Ausgang. Bevor sie die Tür erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um und meinte: »Wie wär's mit einem gemeinsamen Abendessen?«
Paul war irgendwie unschlüssig.
»Ich hab meinem Vater versprochen, heute Abend mit ihm Backgammon zu spielen und ein paar Sandwiches zu essen. Wenn du dazu kommen möchtest?«
Sarah überlegte.
»Vielleicht. Wenn ja, ruf ich dich an.«
* * *
Er hatte angefangen, wieder zu trainieren. Es war mühsamer als erwartet. Sein Lebenswandel der letzten Jahre machte sich bemerkbar. Er spürte jedes Bier, das er einsam an den Hotelbars getrunken hatte. Und weil er von Jahr zu Jahr immer weniger Sinn darin gesehen hatte, Alkohol zu meiden und sich fit zu halten, hatte er seinen Bierkonsum kontinuierlich gesteigert.
Er beobachtete seinen Körper während des Hanteltrainings im Spiegel. Die Zeit, die ihm blieb, würde nicht ansatzweise reichen. Aber er redete sich einfach ein, dass seine Bemühungen bereits Erfolg zeigten. Nach dem Training und einem kurzen Saunagang legte er sich in den Ruheraum und lauschte auf seinen Herzschlag. Der gleichmäßige und ruhige Puls gab ihm Zuversicht für das, was bevorstand. Er fühlte sich entspannt und wäre fast eingeschlafen, aber kurz bevor es geschah, schreckte er auf und fing an, in dem Nachrichtenmagazin zu blättern, das er, wie jede Woche, zum Training mitgenommen hatte. Die Titelgeschichte beschäftigte sich mit den reichsten Männern der Welt. Bill Gates war, wie in den letzten Jahren üblich, wieder einmal mit deutlichem Abstand reichster Mann auf der Welt. 50 Milliarden US Dollar Privatvermögen, mit einem Abstand von rund acht Milliarden Dollar auf den Zweitplazierten, Warren Buffet, der sein Vermögen überwiegend mit Aktienspekulationen gemacht hatte. Auf dem dritten Platz rangierte ein Carlos Slim Helu aus Mexiko, dessen Name ihm nichts sagte. Und auf Platz sechs lag der Weggefährte von Bill Gates, Paul Allen, mit rund 22 Milliarden USD. Bei der Bedeutung, die Computer im heutigen Leben hatten, war es kein Wunder, dass die beiden Gründer von Microsoft damit soviel Geld verdienten und auf der Liste der reichsten Männer so weit oben rangierten.
Mittlerweile hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was die Agentur mit Mark vorhatte. Aus der Datenbank von Otherworld hatte er sich Marks Adresse besorgt und ihn einen Tag lang beschattet. Dann hatte er sich alles, was er über Marks Leben kriegen konnte, aus den Datennetzen gefischt. Nachdem er die Puzzleteile kombiniert hatte, begann er zu verstehen. Es sah ganz danach aus, als hätte die Agentur ein uraltes Projekt wieder ausgegraben. Ein
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