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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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tun zu haben. Und bin ich nicht ehrlich, fragt sie sich, während sie die Rumpsteaks mit Kräuterbutter serviert. Ehrlichkeit ist nicht das Problem.
    Sie liebt die Blicke der Gäste, wenn sie an ihre Tische tritt. Dieses freudige Glimmen in den Augen, wenn der Teller vor ihnen abgestellt wird. Diese Erwartung, die viel mehr ist als Hunger im Bauch. Da spricht die Sehnsucht nach Erfüllung und Aufmerksamkeit, vielleicht nach Liebe.
    Sie eilt in die Küche zurück. Wenn sie mehr Zeit hätte, würde sie einen Essay schreiben vom Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Liebe. Sie ist überzeugt: Wenn die Menschen in den Industrieländern mehr Liebe bekämen und mehr Zärtlichkeit, wenn sie mehr liebten und sich anderen zuwendeten, gäbe es weniger Übergewichtige. So ist das Essen das Einzige, was bleibt, sobald die Streicheleinheiten wegfallen. Eine glasklare Sache. Sie lächelt und bringt drei Filetsteaks mit Rosmarinkartoffeln an Tisch 28.

18. Das Schlüsselwort
    Der Regen prasselte entfesselt auf Dächer und Straßen. In der Ferne jaulten Martinshörner. Die Feuerwehr würde bei diesem Unwetter alle Hände voll zu tun haben, um Keller auszupumpen und vom Sturm entwurzelte Bäume von den Straßen zu hieven.
    Katinka lag in Hardos Armen, gewärmt, geliebt und beschützt. Entgegen ihren guten Vorsätzen hatten sie beim Essen in einem Landgasthof doch über die Arbeit gesprochen. Vielleicht finden wir keine anderen Themen, dachte Katinka zweifelnd, während sie Hardos gleichmäßigen Atemzügen lauschte.
    Er hatte ihr vorgeschlagen, von Reckens Libyen-Angebot zum Schein anzunehmen.
    »Aber warum?«, hatte sie gefragt.
    »Es könnte sein«, antwortete Hardo langsam, »dass es eine Veränderung in dem Fall gibt, wenn sich herumspricht, dass du ein Vierteljahr im Ausland sein wirst. Immerhin spioniert dir jemand hinterher.«
    »Aber ich will nicht in die Wüste!«
    »Unterschreib nichts und mache auch keine eindeutigen mündlichen Zusagen. Das kriegst du doch hin?«
    Sie hatte von Recken sofort angerufen.
    »Professor, ich wollte mich wegen Ihres Angebots melden.«
    »Also doch!« Verzückt klang seine Stimme aus dem Hörer. Katinka hatte die Lautsprecherfunktion aktiviert, damit Hardo mithören konnte. »Am Montag treffen wir uns um elf Uhr in meinem Büro. Meine Assistenten werden auch dabei sein. Ich freue mich auf Sie.«
    »Na, siehst du?«, grinste Hardo, als sie aufgelegt hatte. »Er hat nur verstanden, was er verstehen wollte.«
    Nun lag Katinka schlaflos da. Ihr Zusammenbruch draußen auf der Wiese war ihr peinlich. Sie verstand sich selbst nicht. Sie war völlig durcheinander. In ihrem Herzen befand sich nichts mehr am rechten Platz. Wenn sie die Augen schloss, hörte sie das perverse Gerede der Knallköpfe aus dem Boxklub. Sie fühlte, wie das Kleid riss, wie die lüsternen Blicke der drei über ihren Körper glitten. Schaudernd kroch Katinka tiefer unter die Decke. Wenn sie nur die Chiffren von Hannes’ Postkarten auflösen könnte! Hannes musste ihnen doch das Schlüsselwort mitgegeben haben. Genauso wie Falk, kam es ihr in den Sinn. Falk hatte eine Chiffre in seiner Jeans mit sich herumgetragen. Um ihr oder Ljubov etwas mitzuteilen? Überhaupt, Ljubov. Hardos Kollegen hatten mehrmals versucht, sie in ihrer Wohnung aufzutreiben, aber sie öffnete nicht. Auf Nachfragen hatten die Nachbarn bestätigt, Ljubov seit Donnerstag nicht mehr gesehen zu haben. Auch in der Kanzlei gab es keine Spur von ihr. Vermutlich hat sie sich nach Russland abgesetzt, dachte Katinka und wälzte sich auf den Bauch. Aber warum? Warum lügt sie? Warum lässt sie Sergej Alexandrow behaupten, sie sei aus dem Klub weggegangen, bevor die drei Machos über mich hergefallen sind? Katinka drehte sich auf die Seite. Hardo gab ein leises Ächzen von sich. Sie würde ihn noch aufwecken mit ihrer Unruhe. Lieber stand sie auf. Diesmal lagen ihre Kleider im Bad. Sie wurde beinahe rot, wenn sie daran dachte, wie ungestüm sie einander die Sachen vom Leib gerissen hatten, kaum dass sie die Wohnung betreten hatten. Katinka schlüpfte in Jeans und Hardos Pulli. Noch nie hatte ein Mann sie so befriedigt. Noch nie hatte sie ein solch tiefes Verlangen nach Berührung verspürt. Es wäre wirklich dumm, es mit den Männern zu früh aufzugeben, rief sie sich eine von Brittas Weisheiten ins Gedächtnis.
    In der Küche machte sie Licht und breitete ihre Unterlagen auf dem Tisch aus.
    LLTEZRUNV   RKFIJZQT   TEYDXWNZ   EHJDQU
    Sie schrieb jede einzelne

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