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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Hannes sich versteckte? Hatte er aus Vorsicht nicht den genauen Ort auf die Postkarten gekritzelt?
    Entschlossen ging Katinka ins Schlafzimmer.
    »Hardo?« Sie berührte sacht seine Schulter. »Hardo. Wach auf. Ich habe was entdeckt.«
    »Hm?« Er hatte tief und fest geschlafen und brauchte einen Moment, um zu wissen, wovon sie redete.
    »Ich habe den Code geknackt!«, verkündete Katinka und fühlte sich grandios.
    Er fuhr hoch.
    »Du hast was?«
    »Den Geheimtext entschlüsselt, den Hannes unter die Briefmarken geschrieben hat.«
    Hardo kratzte sich die Bartstoppeln.
    »Langsam. Du weckst mich mitten in der Nacht auf, um … was steht da?«
    »Habe Ferienhaus im Bayerischen Wald.«
    Hardo blickte sie ein paar Sekunden stumm an. Dann stand er auf und sagte:
    »Zeig es mir.«
    Sie führte ihn in die Küche und erklärte ihm, wie sie mit Hilfe des Vigenère-Quadrates und der Schlüsselwörter den Geheimtext dechiffriert hatte. Hardo besah sich alles genau. Schließlich hob er den Kopf und sagte:
    »Sehr gut. Sehr, sehr gut.«
    Sie sah die Anerkennung in seinem Blick, aber das war im Augenblick nicht bedeutsam.
    »Aber wo im Bayerischen Wald hat er ein Ferienhaus?«, sagte sie eifrig. »Das ist jetzt die nächste Frage.«
    Hardo wiegte den Kopf.
    »Vielleicht hat sein Vater dort eine Hütte.«
    »Glaube ich nicht«, widersprach Katinka. »Dann hätte er längst damit gerechnet, dass Hannes sich dort verschanzt.«
    »Scheiße, ja«, brummte Hardo.
    »Ich rufe Valente an. Er hat die Postkarten mitgenommen. Vielleicht findet sich irgendwo noch ein Hinweis.«
    Hardo sah zweifelnd drein.
    »Willst du ihn mitten in der Nacht rausklingeln?«
    Aber Katinka merkte ihm an, dass auch er Rauch gerochen hatte und nun das Feuer nicht weit weg vermutete. Sie griff nach ihrem Handy und wählte Valentes Nummer. Er meldete sich Sekunden später.
    »Hallo«, sagte er unbestimmt.
    »Katinka Palfy hier. Ich habe dich nicht geweckt?«
    »Nein. Gerade dachte ich, ich sollte dich anrufen.« Katinka stellte auf ›laut‹. »Ich hatte den Verdacht, dass Hannes in den Fotomotiven auf den Postkarten etwas versteckt haben könnte«, fing Valente an. »Wissen Sie, was Semagramme sind?«
    »Nein. Erkläre.« Katinka schnitt Hardo eine Grimasse. Valentes ständiger Wechsel zwischen ›Sie‹ und ›du‹ amüsierte sie.
    »Also.« Valente räusperte sich. »Fotos eignen sich vorzüglich, um geheime Botschaften darin zu verstecken. Man hat zum Beispiel das Motiv einer Burg. Dann hebt man mit einem Filzstift oder irgendwie anders den Torbogen hervor, sodass er als Buchstabe U durchgeht.« Katinka zog die Stirn kraus und sah Hardo an. Er schnappte sich einen Stift und machte sich Notizen. »Oder die Pflastersteine auf einem Weg werden irgendwie verstärkt. Es werden Buchstaben oder Zahlen daraus. Ist kein Kunststück.«
    »Hast du so ein Semagramm entdeckt?«, drängte Katinka.
    »Eine Karte war dabei«, begann Valente, »da sieht man ein abgewracktes Ruderboot im Schilf liegen. Ich habe es mir die halbe Nacht angesehen und habe etwas gefunden.«
    »Schieß los!«
    »Nein«, sagte V alente. »Zuerst versprechen Sie mir, dass Sie mich mitnehmen.«
    »Mitnehmen? Wohin!«
    »Dorthin, wo Hannes und Anja sich verstecken.«
    »Das kann ich nicht versprechen. Es kommt darauf an, wie gefährlich das wird.«
    Hardo zog die Augenbrauen in die Höhe. Was soll ich machen?, fragten Katinkas Lippen lautlos. Hardo schenkte ihr ein kleines Lächeln. ›Du schaffst das schon‹, kritzelte er auf den Block.
    »Dann verrate ich Ihnen nicht, was ich gefunden habe.«
    »Valente, so geht das nicht. Ich verstehe, dass du dir Sorgen um deine Freunde machst. Gerade deshalb musst du den Professionellen die Arbeit überlassen.«
    »Den Professionellen? Sie hätten doch nicht einmal gewusst, was eine Chiffre ist, wenn ich es Ihnen nicht erklärt hätte.«
    »Hannes versteckt sich im Bayerischen Wald«, sagte Katinka.
    Eine Weile war es still in der Leitung. Schließlich fragte Valente:
    »Woher wissen Sie das?«
    Also hat er einen Ortsnamen, dachte Katinka aufgeregt. Sie klemmte das Telefon zwischen Schulter und Kinn und schrieb: ›Er muss einen Namen haben‹ auf Hardos Zettel. Der Kommissar nickte und notierte ›Verhandeln!‹ daneben. Katinka sagte:
    »Information gegen Information, Valente. Du sagst mir, was du gefunden hast, und ich sage dir, was ich gemacht habe, um die Chiffre zu knacken.« Sie war immer noch mächtig stolz auf ihre kryptoanalytische Leistung. Hardo

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