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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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angestammten Plätze und das für Ljuba auf den Platz zwischen Tina und Rina. Da konnten wir ja schon mal unauffällig testen, wie sie mit den beiden zurechtkam. Dann holte ich den Gästestuhl aus der Ecke und stellte ihn dazu. Es ist manchmal ganz praktisch, wenn jemand zwischen den beiden sitzt, falls sie wieder rumtoben oder Blödsinn machen wollen.

    Danach holte ich die Schüssel mit Kartoffeln und die mit Salat, während Mama die Platte mit dem Bratfisch auf den Tisch stellte.
    Mittlerweile war Daniel eingetrudelt und wurde Ljuba vorgestellt, und als wir schon alle saßen, kam endlich auch mein Vater und ließ sich schnaufend auf seinen Platz fallen, bevor er merkte, dass nicht nur Koopmanns am Tisch saßen.
    »Oh, wen haben wir denn da?«, fragte er und stemmte sich halb von seinem Stuhl hoch.
    »Bleib sitzen, Bernhard, das ist Ljuba. Sie kommt aus Russland und möchte gern als Au-pair bei uns arbeiten«, sagte Mama und reichte den Teller mit den Zitronenschnitzen weiter.
    Ljuba nickte und lächelte Papa schüchtern an.
    »Dann können Sie ja gleich die ganze Bande kennenlernen«, sagte er und grinste. »Hoffentlich gefällt es Ihnen bei uns.«
    »Gefällt mir sehr«, sagte Ljuba, hob ein Stück Kartoffel von der Tischdecke auf und legte es wieder auf Rinas Teller zurück. »Schmeckt gut. Schmeckt gut wie zu Hause bei uns.«
    Dann setzte mein Vater noch seine Fähigkeiten als Verhörexperte ein, und wir erfuhren, dass Ljuba keinen Führerschein hat, aber Rad fahren kann, dass sie gern schwimmt und oft spazieren geht.
    »Typisch«, sagte ich. »Mama erkundigt sich nach Lesen und so, und du nach Sport. Ist doch irgendwie geschlechtsspezifisch.«
    »Was für Fisch?«, fragte Ljuba mit großen Augen und wir lachten, auch die Zwillinge, obwohl die den Witz gar nicht kapiert hatten.
    »Und du kommst wirklich aus Russland?«, hakte Tina noch mal mit großen Augen nach.

    Ljuba nickte. »Ganz weit weg.«
    »Pöh«, machte Rina und winkte ab. »Papa war auch schon mal da. In Russland, echt! Papa war in Moskau!«
    Sie grinste befriedigt, weil sie das gewusst hatte.
    KLIRR!
    Ein Besteckteil war auf den Boden geklirrt und Ljuba tauchte mit rotem Kopf wieder über der Tischplatte auf, ein Messer in der Hand.
    »Oh, bitte ich Entschuldigung, ist mich gefallen.«
    »Mir gefallen«, sagte Rina stolz, weil sie das wusste.
    »Runtergefallen«, ergänzte Tina.
    Manno - die Minis gaben ganz schön an!
    »Und Sie waren wirklich in Moskau?«, wandte sich die immer noch tomatenrote Ljuba an meinen Vater.
    Er lachte. »Oh, das ist lange her. Damals war ich noch Student und diese Kinder hier … waren noch in weiter Ferne.«
    »Wir waren noch nicht mal geplant«, sagte Tina andächtig.
    Mama prustete. »Da hast du recht, meine Süße. Als Papa in Moskau war, kannten wir uns nämlich noch gar nicht so lange.«
    »Aber warum in Moskau?«, beharrte Ljuba. »So weit weg.«
    »Das war so eine Art Studentenaustausch«, erklärte Papa geduldig. »Wir waren eine kleine Gruppe, etwa fünfzehn Leute, und verbrachten da ein Feriensemester.« Er stieß einen kleinen Seufzer aus. »Schön war das. Nie wieder hab ich in so kurzer Zeit so viele neue Erfahrungen gemacht. Das war die Zeit der Perestroika, als der Kalte Krieg vorbei war und man wieder miteinander reden durfte.« Versonnen lächelte er vor sich hin. »Nie wieder hab ich so viel Schnaps getrunken wie damals. Aber leider hab ich das bisschen Russisch, das ich mal konnte, vergessen
- ich weiß nur noch da und njet und nasdarowje . Schade eigentlich.«
    »Macht nix«, sagte Ljuba und winkte großzügig ab. »Lerne ich Deutsch. Sehr praktisch.«
    Nachdem Daniel dann auch noch erfahren hatte, dass Ljuba sich mit Computerspielen auskannte, war eigentlich alles geritzt. Während er und ich abräumten, tranken Mama und Papa mit Ljuba im Wohnzimmer einen Espresso und besiegelten damit ihre Anstellung.
    Die Zwillinge waren für eine Viertelstunde rausgeschickt worden und hatten wahrscheinlich in Papas Arbeitszimmer vor der Uhr gewartet, denn auf die Sekunde genau stürmten sie nach fünfzehn Minuten ins Wohnzimmer und schrien: »Bleibt sie bei uns?«
    Alle lachten, nickten und waren sich einig: ein Supergrund zur Freude.
    Damals hab ich mich auch riesig gefreut. Irgendwie hatte ich die vage Hoffnung, auf diese Weise zu einer Art Schwester zu kommen, mit der man über Mode und Musik, über Filme und Jungs quatschen könnte. Von so einer Schwester hatte ich immer geträumt. Daniel hatte ganz andere

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