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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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was sie nicht sehen sollen: Spickzettel
und so. Verbummelte Hausarbeiten, Staub in den Budenschränken und verschmutzte
Waschbecken. Aber nichts, was uns weiter bringt.“
    „Uns bringt erhöhte Aufmerksamkeit
weiter“, sagte Tim. „Mal sehen, was wird.“
     
    *
     
    Er hieß Wilhelm Krawutschke. Und zur
Zeit war er sauer.
    Zwei Pannen am selben Tag, nämlich
gestern — das war ihm in zwölf Jahren nicht passiert.
    Solange schon verdiente er seinen
Unterhalt mit lichtscheuer Tätigkeit. Krawutschke machte Einbrüche, stahl Autos
und ließ sich als Schläger anmieten. Offiziell gab er sich zwar als
Hilfsarbeiter im Baugewerbe aus. Aber er konnte sich nicht mehr entsinnen, wann
er den letzten Sack Zement geschleppt und den letzten Ziegelstein angerührt
hatte.
    Die Panne Nummer eins:
    Da wollte er nun zum ersten Mal auf
eigene Rechnung einen Typ durch den Wolf drehen. Diesen Pinselkleckser
Blassmüller. Weil der trotz Warnung den Bullen beschrieben hatte, wie er — der
blonde Gorilla — aussah.
    Und was passierte? Statt diese beiden
Bengel reinzulegen, schnallten die glasklar, was lief — und er wurde
niedergeschlagen, daß ihm jetzt noch die Birne wackelte.
    Welchen Fehler hatte er gemacht? Woran hatten
die ihn erkannt? Er wußte es bis jetzt nicht.
    Aber die Katastrophe setzte sich fort.
    Abends wankte er dann ins Bahnhofsklo,
um aus dem toten Briefkasten von Kabine sechs den Auftrag und die Anzahlung
abzuholen — von einem Typ namens Rödermeyer, der telefonisch Kontakt mit ihm
aufgenommen hatte. Das verdankte er Eddi Hinterthür, einem Kollegen. Der hatte
für Rödermeyer gearbeitet, aber Mist gebaut und dann Wilhelm empfohlen.
    So weit, so gut, und mit diesem
Rödermeyer wurde er am Telefon handelseinig.
    Aber dann kam’s zu der Panne Nummer
zwei.
    Auf der abgerissenen Fotohälfte stand
hinten eine Adresse, kein Name.
    Wilhelm schnürte bei anbrechender
Dämmerung dorthin und hatte Pech. Weil er nämlich sein Opfer entdeckte, als es
gerade in den Wagen steigen wollte. Weshalb keine Möglichkeit bestand, erstmal
einen Blick aufs Namensschild an der Haustür zu werfen.
    Wilhelm schlug gleich einen
Aufwärtshaken, ließ eine Gerade folgen und mehrere Schwinger.
    Dem Typ flog die Brille weg, und er
kippte aus den Sandalen.
    Wilhelm zog ihn hoch, um ihm noch eins
auf die Nase zu geben.
    „Sind... Sie... Krawutschke?“ röchelte
der Typ.
    Das war der härteste Konter ( Gegenangriff) den Krawutschke jemals erlebt hatte. Es traf ihn schlimmer als der Gummiknüppel
eines Polizisten.
    Seine Faust erstarrte in
Schlagposition.
    „Woher... Mann, woher kennst du mich?“
stotterte er.

    „Ich
bin... Rödermeyer“, ächzte der andere — und wurde ohnmächtig.
    Krawutschke ließ ihn fallen und floh,
daß die Sohlen qualmten. Hinter seiner niedrigen Stirn rangen die Gedanken um
Klarheit.
    Wie konnte das passieren?
    An der Ecke machte er Halt.
    Der Bewußtlose lag noch neben seinem
Wagen.
    Straßauf, straßab ließ sich niemand
blicken.
    Hecken und Jasminsträucher schirmten
den Ort des Überfalls ab. Niemand hatte was gesehen.
    Wilhelm rannte zurück.
    Er
klatschte Rödermeyer solange mit Ohrfeigen, bis dessen Bewußtsein wiederkehrte.
    Rödermeyer lallte wie ein Betrunkener
und mußte gestützt werden. Aber er schien froh zu sein, daß er noch lebte; und
Wilhelm transportierte ihn in seine vier Wände, wo er Rödermeyers Kopf solange
unter die kalte Dusche hielt, bis sich dessen Lebensgeister zurück meldeten.
    Dann klärten sie den Irrtum auf.
Wilhelm entschuldigte sich, weil er meinte, daß diese Höflichkeit bei einer
1000-Mark-Anzahlung inbegriffen sei. Sie tranken zwei Cognac und fanden heraus,
welcher Witzbold ihnen diesen Streich gespielt hatte.
    „Nur Dröselhoff kann das gewesen sein“,
stellte Rödermeyer fest. „Er ist mir gefolgt, hat den toten Briefkasten
entdeckt und den Austausch der Fotos bewerkstelligt. Weil er richtigerweise
annahm, daß wir uns nicht kennen. Jetzt lacht er sich ins Fäustchen, und wenn ich
ihm morgen begegne, wird er fußhoch über dem Boden schweben — vor lauter
Genugtuung. Aber zu den Bullen kann er nicht gehen, der verdammte Erpresser.
Deshalb, Krawutschke, bleibt alles beim alten. Der Auftrag gilt. Verprügeln Sie
ihn, daß er nicht mehr in seine eigene Unterwäsche paßt. Was ist?“
    Wilhelm druckste. „Genau genommen habe
ich den Auftrag schon erledigt. Zwar am falschen Typ. Aber ich habe gearbeitet.
Schwer — wie Sie feststellen können, wenn Sie in den Spiegel

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