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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gerechnet.
    Keiner kriegte mit, wie das ging — am
wenigsten der Feuerstuhl-Fatzke.
    Der merkte nur, daß was Fürchterliches
mit seinem Arm passierte, stieg von seiner Maschine ab wie eine Rakete —
nämlich senkrecht — drehte einen Salto straßenwärts und krachte aufs Kreuz.
Straßenstaub wölkte auf.
    Nach etwa drei Sekunden sagte Bert in
die Stille: „Tschüs, dann, Paul. Wir haben noch zu tun.“
    „Wird Zeit für uns“, haspelte Andy.
    Im Eilschritt traten sie ab — Richtung
Ruth-Straße.
    Also heißt er Paul, stellte Tim fest.
Und auf seine Freunde kann er sich verlassen. Wie würde Andy sagen: Lieber
Abflug auf die Schnelle als Polizei auf der Pelle.
    „Ich habe alles beobachtet“, schrillte
ihm die Frauenstimme ins Ohr. „Du Rohling hast den jungen Mann
niedergeschlagen.“
    Tim erhielt einen Knuff ins Kreuz, daß
er sich fast auf die Kamikaza legte.
    Während er sich um wandte, hob er
beschwichtigend die Hand.
    „Es war Notwehr, meine Dame.“
    Sie trug einen hellblauen
Jogging-Anzug, vermutlich der Größe 56. Er stand ihr nicht. Aber es war
sicherlich gleichgültig, mit welchen Textilfasern sie ihr Schwergewicht
umhüllte. Ihre kriegerische Miene verriet, daß sie ihn gleich zum zweiten Mal
boxen würde. Und was für Fäuste sie hatte, die Dame mit ihrem streichholzlangen
Sportkegler-Schnitt.
    „Ich habe alles beobachtet“,
wiederholte sie keifend. „Du hast ihn grundlos niedergeschlagen.“
    „Irrtum. Er wollte mich schlagen. Da
habe ich ihn gewirbelt mit einem meiner Spezialgriffe. Das ist ein Drittel
Judo, ein Drittel Jiu Jitsu und ein Drittel Ringkampf. Sie verstehen? Und nun
beruhigen Sie sich! Ich will den Kerl zur…“
    Krrrrrennngggg — wummmwummm wummm...,
röhrte und donnerte die Kamikaza.
    Tim wirbelte herum.
    Paul hockte auf seinem Feuerstuhl.
    Aber wie war seine Haltung?
    Der Kopf lag auf der linken, hängenden
Schulter. Die rechte ragte steil auf. Den staubigen Lederanzug füllte ein
Katzenbuckel. Aber die Beine hatten es geschafft, die Maschine von der
Raststütze zu schieben. Für den Rest sorgte der superstarke Motor.
    „Bleib hier!“ brüllte Tim. „Mann, du
verunglückst.“
    Und blöd bist du auch, dachte er. Denn
ich seh doch dein Nummernschild.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erwog
er, sich per Pferdsprung auf den Rücksitz zu begeben.
    Vielleicht hätte er’s geschafft.
    Aber dann wäre Paul, groggy — wie er
war, mit Sicherheit in die Menschengruppe gerast, die sich halb rechts vor ihm
angesammelt hatte: an der Bushaltestelle Achenfelder Allee.
    Wuuuuummmmm... Die Maschine zog ab wie
ein Geschoß im Pistolenlauf.
    Paul schaffte die Kurve in die
Achenfelder Allee, wo die Ampel eben auf Rot sprang.
    „Zur Polizei wollte ich den Kerl
bringen. Er hat nämlich Unfallflucht begangen“, — sagte Tim zu der
Schwergewichtigen. „Das haben Sie sauber vermurkst, Sie — Elfenverschnitt.“
    Die Typen auf dem Brunnenrand johlten.
    Tim sprang zu seinem Rad.
    Als er im Sattel saß, sah er seine
Freunde, die im Dreier-Pulk anrollten.

9. Neuauflage des Unfalls
     
    Die Jahreskonferenz bei WBCB dauerte bis
weit in die Mittagspause. Das fanden alle zum Kotzen. Aber keiner hätte
aufgemuckt. Immerhin waren mehrere aus der Big-Boss-Etage anwesend — und
etliche überbezahlte Typen aus dem Aufsichtsrat und dem Vorstand vom
Aufsichtsrat.
    Von einigen, die nicht nur auf die
Bilanzen starrten, wurde Rödermeyer gefragt, was mit seinem Gesicht sei.
    Er wiederholte, was er Ludwig
Dröselhoff vorgelogen hatte, wohlwissend natürlich, daß der die Wahrheit kannte
— zumindest ahnte.
    „Ja, diese Motorradfahrer!“ sagte Prof.
Dr. Dr. Plief vom Aufsichtsrat. „Solange sich die auf Reflexe und Gehirn
verlassen bei 200 Sachen — passiert sowas eben. Ein Computer im Sturzhelm mit
unmittelbarem Gehirnkontakt und das Problem wäre gelöst. Jaja“, begeisterte er
sich an seiner Idee. „Das sollten wir im Blickwinkel behalten. Vielleicht wäre
das als Forschungsauftrag zu vergeben im nächsten Geschäftsjahr.“ Armleuchter!
dachte Rödermeyer. Aber er nickte hingerissen.
    Dr. h. c. (honoris causa =
ehrenhalber) Tilo von Amperingen-Nettlich betrachtete Rödermeyers
Blutergüsse aus der Nähe.
    „Sieht ja schrecklich aus, mein Bester.
Nehmen Sie doch während der nächsten Tage Karotten-Creme. Die überdeckt. Und
der Motorradfahrer hat Sie nur gestreift?“
    „Nur gestreift“, nickte Rödermeyer.
„Aber dann bin ich auf den Steinhaufen gefallen.“

    „Ist ja auch eine

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