Spion auf der Flucht
einbog, saß er in der Falle. Dann kam er nicht weiter, weil der geklaute
BMW die Zufahrt verstopfte wie ein Korken den Flaschenhals.
Fehlanzeige! Er bog ab nach rechts und
verschwand aus Pleffs Blickfeld.
Für einen Moment übte der Bankräuber
Zähneknirschen in ohnmächtiger Wut.
Der Wagen! Die Beute! Weg! Alles weg! Aber
er hatte ja Andy. Der würde ihm jetzt sagen, wo er Bert finden konnte.
Pleff lief zurück.
Als er um die Ecke bog, erlebte er die
nächste Überraschung.
Andy, der Rotschopf, war verschwunden.
12. Obst zum Selbstkostenpreis
In Kommissar Glockners Büro herrschte
Hochbetrieb.
Auf den Besucherstühlen hatte sich die
TKKG-Bande vollzählig versammelt.
Was den Unfall betraf, war alles zu
Protokoll gegeben. Und jetzt bot sich Gelegenheit, eine Pause einzulegen.
Der Kommissar saß hinterm Schreibtisch
und hatte den Hörer am Ohr. Nachdenklichkeit überzog sein markantes Gesicht,
während er sich anhörte, was ihm ein Kollege zu sagen hatte. Schließlich
bedankte er sich und legte auf.
„Tja“, meinte er dann. „Anscheinend ist
euch wieder mal was geglückt. Dieser rasende Motorrad-Fan heißt Paul Rohde. Er
ist 19 und hat zwei Jugendstrafen wegen Verkehrsdelikten. Eben wird sein
Geständnis geschrieben. Er ist der Gesuchte. Derjenige, der euren Kunsterzieher
Lattmann zusammengefahren hat. Damit ist der Fall geklärt.“
„Na, stark!“ freute sich Gaby. „Und wie
geht’s diesem Rödermeyer von WBCB?“
„Der wird für Wochen, wenn nicht gar
für Monate im Krankenhaus bleiben müssen. Lebensgefahr besteht nicht. Aber er
ist erheblich verletzt.“
„Wenn mich nicht alles täuscht“, meinte
Klößchen, „hat der einen anschlägigen Kopf?“
„Was ist denn das?“ fragte Karl.
„Ich meine, wenn der die Treppe
runterfällt, läßt er keine Stufe aus“, erklärte Klößchen. „Mir sprang nämlich
förmlich ins Auge, daß der blaue Flecken im Gesicht hatte. Aber die sind nicht
von diesem Unfall, sondern von gestern oder vorgestern. Denn blaue Flecke
bilden sich ja nicht innerhalb von Minuten. Also scheint Rödermeyer ein
ungeschickter Mensch zu sein. Ein Unfalltyp — eben einer mit ‘nem anschlägigen
Kopf.“
„Stimmt!“ nickte Tim. „Gut beobachtet,
Willi. Rödermeyer sah tatsächlich aus, als sei dies sein zweiter Unfall
innerhalb kurzer Zeit. Wenn schon — dann wird jetzt eben alles kuriert.
Vielleicht besuche ich ihn mal im Krankenhaus. Ich habe ein bißchen schlechtes
Gewissen.“
Glockner hob eine Braue. „Du meinst,
wegen der Vorgeschichte?“
Tim grinste. „Immerhin habe ich den
Paul Rohde auf den Asphalt geworfen. Er war ganz schön groggy, als er
losdonnerte. In so einem Zustand — das ist, als wäre er betrunken gefahren. Vielleicht
hat er den Unfall nur deshalb verursacht.“
„Aber du brauchst dir keine Vorwürfe zu
machen“, sagte Karl. „Daß er floh, ist nicht deine Schuld. Wer nichts mehr zu
verlieren hat, der spielt eben verrückt. Das gilt auch für Staatsoberhäupter,
die schon dem Tod auf der Schippe hocken. Die treffen dann Entscheidungen, bei
denen es der Nachwelt graust. Deshalb sollte man nur solche Politiker ans Ruder
lassen — in der höchsten Verantwortungsstufe — solche Politiker, die die
Zukunft noch vor sich haben. Dann hätten wir vielleicht weniger Gift auf dem
Butterbrot und weniger Radioaktivität in der Luft.“
„Guter Vorschlag“, lächelte Glockner.
„Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“
Tim stand auf. „Bis zu Dr. Lattmann
nach Maisinghausen ist es auch kein Katzensprung.“
„Ihr wollt noch zu ihm?“ fragte
Glockner.
„Wir müssen“, antwortete Gaby, „wollen
aber auch, weil wir es gern tun. Er braucht nämlich frisches Obst und drei
Wochenblätter zur geistigen Kurzweil. Außerdem werden wir ihm mitteilen, was
vorhin gelaufen ist. Wegen Schmerzensgeld und Schadenersatz und so kann er sich
doch jetzt an den Rohde wenden.“
Glockner nickte.
Bevor sie das Feld räumten, erkundigte
sich Tim nach dem blonden Gorilla, der dem Kunstmaler Blassmüller so übel
mitgespielt hatte.
Gab es eine Spur, einen Hinweis?
Der Kommissar mußte verneinen.
„Blassmüller hat sich die Typen aus unserer Schlägerkartei angesehen. Der
Gorilla ist nicht dabei. Das bedeutet, daß er keine Vorstrafen hat. Sowas kommt
vor — auch unter Ganoven, die nie was anderes waren als Ganoven.“
Die TKKG-Bande zog ab.
Gaby erwog, das Frischobst für Lattmann
in dem kleinen Lebensmittelgeschäft ihrer Mutter zu
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