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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schalldämpfer!
Sonst hätte ich den Schuß gehört. Aber die großen Ganoven arbeiten ja alle mit
solchen technischen Finessen. Hölle und Verdammnis! habe ich ein Glück gehabt.
    Doch was nun?
    Ihm saß Panik im Nacken.
    Zunächst mal mußte er diesen Schlitten
loswerden.
    Vielleicht suchten die Bullen danach.
    In vorschriftsmäßigem Tempo rollte er
noch einige Straßen weiter — bis in eine belebtere Gegend.
    Von hier aus war es nicht weit bis zu
der Bude, die er und Andy gemeinsam bewohnten.
    Doch zunächst fuhr er in ein Parkhaus.
    Auf der Gegenspur kamen ihm zahlreiche
Wagen entgegen. Das Parkhaus leerte sich. Der Nachmittag ging zu Ende. Man fuhr
heim.
    Im dritten Stock roch die Luft miefig. Hinter
den Glasbausteinen war noch die Sonne zu sehen.
    Eine dunkle Ecke wurde frei. Der
Landrover, der dort geparkt hatte, entfernte sich.
    Bert steuerte die Parklücke an. Sie
erschien ihm günstig.
    Bei laufendem Motor und durchgetretener
Kupplung zerrte er unterm Armaturenbrett die Drähte auseinander. Der Motor
verstummte. Bert zog die Handbremse an.
    Er griff nach dem Taschentuch.
    Vorsichtshalber wollte er alle
Fingerabdrücke beseitigen.
    Erst jetzt fiel sein Blick auf die
Leinentasche.
    Himmel! Die hatte er ganz vergessen.
Und wenn schon! Was sollte drin sein?
    Er nahm sie vom Rücksitz.
    Als er den Reißverschluß öffnete,
quollen ihm Banknoten entgegen. Zwanziger, Fünfziger, Hunderter.
    Er starrte darauf. Sein Atem stockte.
Mit der verschwitzten Hand fuhr er sich über die Augen.
    Das konnte nicht wahr sein. Oder? Aber
ja! Es paßte doch alles zusammen: der geklaute Wagen! Die Pistole! Der Typ war
Bankräuber.
    Oder sowas ähnliches, dachte er.
Vielleicht hat er einen Juwelier überfallen. Vielleicht einen Supermarkt. Egal!
Geld ist Geld. Und jetzt hab ich’s.
    Auf dem Rücksitz fand er eine
Einkaufstüte. Er stopfte die Scheine hinein. Die Leinentasche ließ er zurück.
    Zu Fuß machte er sich auf den Weg.
    Die eine Hälfte seines inneren Menschen
jubelte, die andere Hälfte hatte erhebliche Bedenken.
    Würde der Bankräuber nicht alles daran
setzen, ihm das Geld abzujagen? Mehr noch: Ihn um die Ecke zu bringen? Denn
immerhin war er ein gefährlicher Zeuge.
    In der Ratzebor-Straße, wo die
Gemeinschaftsbude in einem baufälligen Hinterhaus war, stand Klein-Edmund vor
der Toreinfahrt.
    Alle in der Gegend nannten ihn so.
Nicht Edi. Oder Mundi. Nein, er hieß Klein-Edmund. Und er hatte Narrenfreiheit,
weil er erst neun Jahre alt war. Ein Früchtchen. Er stahl, wo er konnte,
schwindelte und betrog.
    „Heh, Bert“, meinte er. „Was kriege
ich, wenn ich dir sage, daß eben einer nach dir gefragt hat.“
    „Wer?“
    „Erst eine Mark.“

    „Höchstens 50 Pfennig.“ Bert preßte die
Tüte an sich, in der die Scheine knisterten.
    „Dafür sage ich’s aber nur ganz leise“,
grinste Klein-Edmund. Er hatte Sommersprossen bis auf die Ohren.
    Bert fand die Münze in der Hosentasche.
    „Der Rothaarige, mit dem du immer zusammen
bist — der war’s.“
    „Du meinst Andy, der bei mir wohnt?“
    Klein-Edmund nickte und hob einen Fuß,
um rechtzeitig zu flüchten, falls seine Lüge erkannt wurde.
    „Den kennst du doch, du Kröte!“ fluchte
Bert.
    „Na und? Für eine Mark wäre es ein
besserer Besucher gewesen. Und für fünf Mark der Bürgermeister.“
    „Hau ab, du Rattenschwanz!“
    Klein-Edmund feixte und hüpfte die
Straße hinunter — in Richtung Eissalon.
    Bert lief über den Hof, verschwand in
seiner Bude und schloß die Tür hinter sich ab.
    Andy hatte sein Bett nicht gemacht, wie
üblich. Es sah wüst aus.
    Bert trank erstmal zwei Flaschen Bier,
um die Nerven zu beruhigen. Das Geldzählen verschob er auf später. Jetzt mußte
er nachdenken.
    Konnte der Bankräuber die Spur zu ihm
verfolgen? Hierher? Würde er türmen? Was war, wenn man Andy fand?
    Er holte sich noch eine Flasche Bier.
Und noch eine. Nach der fünften sah er seine Lage sehr rosig.
    Als er die sechste öffnete, wurde an
die Tür gehämmert.
    Um Himmels willen!
    Er spähte durchs Fenster.
    Draußen stand — Andy.
    Er wirkte verschwitzt und abgeschlafft,
als hätte er einen Gewaltmarsch hinter sich.
    Bert riß die Tür auf. „Mensch! Du...
du... lebst! Ich krieg mich nicht mehr.“
    „Natürlich lebe ich! Was denn sonst, du
Pfeifendeckel! Schöner Freund, der du bist! Machst die Mücke und denkst nicht
an deinen Kumpel. Warum bis du nicht zurückgekommen?“
    „Weshalb sollte ich denn? Ich dachte,
der hätte dich

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