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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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entgegnete Karl, „Willi
hat Blödsinn geträumt. Ich würde der Sache nicht trauen, zumal er in Mathe eine
Niete ist.“
    „Eine vierstellige Zahl zu träumen“,
sagte Klößchen wütend, „ist ja noch keine höhere Mathematik. Oder denkst du,
ich halte mich deshalb für Albert Einstein oder GutsMuths.“
    „GutsMuths“, sagte Karl, „war kein
Mathematiker oder Naturwissenschaftler, sondern ein Fitneß-Kollege von
Turnvater Jahn.“
    „Von dem habe ich ja auch nicht
geträumt“, hielt Klößchen mit unwiderlegbarer Logik dagegen.
    „Streitet euch nicht!“ gebot Tim.
„Ruhe! Ich muß jetzt meine Volksrede halten.“
    Etwa in der Mitte des Schulhofs stellte
er sich auf.
    Nachdem er sich geräuspert hatte, hob
er das Megaphon an den Mund.
    „Alle mal herhören“, tönte seine
Stimme. „Es geht um die Aufklärung eines Verbrechens. Dazu braucht die Polizei
eure Mitarbeit. Gesucht wird ein Wagen. Ein weißer Audi, zweitürig, neueres Baujahr.
Der Wagen hat ein hiesiges Kennzeichen, das vermutlich auf vier, vier, drei,
null endet. Ich wiederhole: vier, vier drei, null. Wer den Wagen entdeckt —
also, sachdienliche Hinweise bitte an uns.“
    „Und jetzt ich!“ raunte Klößchen und
nahm ihm das Megaphon aus der Hand.
    „Herhören!“ gebot er mit dem
Stimmen-Verstärker. „Als Belohnung stifte ich einen Karton bester
Sauerlich-Schokolade.“
    Das kam an.
    Ein Johlen brach los.
    Etliche klatschten Beifall.
    Grinsend sagte Klößchen zu seinen
Freunden: „Vielleicht finde ich den Audi. Dann behalte ich die Schoko und
belohne mich selbst.“
     
    *
     
    Tim wußte: 95 % aller Schüler standen
ein für die gute Sache. Jeder würde die Augen offen halten. Wenn der 4430-Audi
irgendwo rumstand, konnte er der allgemeinen Aufmerksamkeit nicht entgehen.
Anders sah’s natürlich aus, wenn der Industriespion nicht Laternenparker war,
sondern eine Garage hatte.
    Am frühen Nachmittag teilte Tim die
TKKG-Bande in zwei Suchtrupps ein.
    Karl und Klößchen sollten die
innerstädtischen Parkplätze abradeln.
    Er und Gaby wollten sich um Parkhäuser
kümmern.
    Daß außerdem auf jeden weißen Audi
geachtet wurde, der irgendwo am Straßenrand stand, war selbstverständlich.
    „Eigentlich hätte ich wieder eine
Sitzung bei Blassmüller“, sagte Gaby, während sie durch die Pfannenstiel-Straße
rollten. „Aber das hier ist wichtiger.“
    „Mußt du total stillsitzen, wenn er
dich malt?“
    „Nicht total. Rock ‘n’ Roll-Tanzen ist
natürlich nicht drin. Aber ich kann reden und lachen. Soll ich sogar. Damit er
mich als Charakter erfaßt, wie er sagt. Er muß mein Wesen ergründen. Nur wenn
das auch auf dem Gemälde zum Ausdruck kommt, wird das Porträt ein Kunstwerk.“
    „Bin wahnsinnig gespannt. Verdammt! Mir
fällt ein, ich hätte durchs Megaphon auch sagen sollen, wie der Industriespion
aussieht.“
    „Ob das was geholfen hätte?“ zweifelte
sie. „Er ist doch ein Dutzendtyp — abgesehen von der dicken Nase. Na ja, und
der Haarausfall vorn, die Geheimratsecken... Aber alles übrige...“
    „Mensch, Pfote!“ rief er. „Sag das noch
mal!“
    „Was?“ Sie schaute verdutzt. „Na
schön!...Aber alles übrige... Dann hast du mich unterbrochen.“
    „Das meine ich nicht. Sondern deine
Beschreibung: dicke Nase, Geheimratsecken! Für wie alt hältst du den Typ?“
    „So um die Vierzig. O Gott!“
Erschrocken riß sie die Blauaugen auf. „So hat ja dieser Andy den Bankräuber
beschrieben.“
    „Und keinem von uns ist das bisher
aufgefallen — nicht mal deinem Vater. Aber deshalb sind wir keine Schlafmützen.
Denn eine Beschreibung hören und einen Typ sehen — sind zwei Paar Stiefel. Bei
der Beschreibung macht sich jeder sein eigenes Bild. Das stimmt fast nie mit
der Wirklichkeit überein. Überhaupt! Was soll die Überlegung? Ich spinne. Es
gibt hunderttausend Vierzigjährige mit dicken Nasen — und noch mehr mit
Haarausfall. Es wäre ja irre, gäbe es zwischen Bankräuber und Industriespion
einen Zusammenhang.“
    Gaby stoppte.
    Beinahe wären sie an einem Audi
vorbeigefahren.
    „Ist ein viertüriger“, sagte Tim.
    Dann bogen sie ein in die
Professor-Egghaupt-Straße.

25. Jetzt stimmt der Traum
     
    Es machte Spaß, mit dem gestohlenen
Audi durch die Landschaft zu heizen.
    Bert und Andy hatten einen Ausflug ins
Grüne gemacht, übernachteten bei Dräddlfinghausen, einem Dorf, in einer Scheune
und kehrten Montagmittag in die Stadt zurück.
    Von dem Audi wollten sie sich vorläufig
nicht

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