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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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untätig sein. Hier!“
    Er klappte den Block auf.
    Zwei Porträtzeichnungen füllten das
Blatt.
    Die linke zeigte einen Typ ohne Hut und
Sonnenbrille, die rechte zeigte ihn mit.

    „Mich haut’s von der Startbahn“, sagte
Tim, „den kennen wir doch.“
    Karl tippte auf die rechte Zeichnung.
„Aber nur so.“ Klößchen sah Lattmann über die Schulter. „Wer ist das? Ich kenne
den nicht.“
    „Klößchen!“ seufzte Gaby. „Das ist der
Typ mit dem Audi. Und gestern war er in der Ratzebor-Straße, und der kleine
Knilch hat ihn vors Schienbein getreten.“
    „Der?“ Mit schiefgelegtem Kopf
betrachtete Klößchen abermals die Zeichnung. „Auf einem Foto hätte ich ihn
natürlich sofort erkannt.“
    „Die Zeichnung ist besser als ein
Foto“, wies Tim ihn zurecht. „Genauso sieht er aus.“
    „Na, wunderbar!“ Glockner schlug sich
auf den Handteller. „Besten Dank, Dr. Lattmann.“ An die Nachwuchstypen gewandt,
fuhr er fort: „Woher kennt ihr den Kerl?“
     
    *
     
    Zur selben Zeit bewegten sich die
Zweige der Büsche, von denen der Campingplatz Lerchenfeld umgeben ist.
    Natürlich nicht alle Zweige an allen
Büschen, denn es herrschte sonntägliche Windstille.
    Aber dort, wo sich Bert und Andy durch
das spätsommerliche Grün quetschten, hätte ein aufmerksamer Beobachter die
Bewegung der Zweige wahrgenommen.
    Sie schlichen wie die Indianer. Dicht
waren sie jetzt am Südfeld, wo die Dauer-Camper einen Teil ihrer Lebenszeit in
der Sonne vertrödeln.
    Auf dem Parkplatz, nahe der Wohnwagen,
hatte Bert einen Audi entdeckt.
    War es der des dicknasigen Bankräubers?
    Unbedingt mußten sie das aus der Nähe
beäugen. Deshalb pirschten sie an.
    Heute war wenig Betrieb — auch bei den
Wohnwagen. Nur ein paar Opas dösten im Liegestuhl.
    Wer noch Mumm in den Knochen hatte,
trieb irgendwo Sport, wanderte, schwamm in einem der stadtnahen Seen oder gab
sich seinem Hobby hin — dem Fotografieren, zum Beispiel.
    Bei den Autos war niemand.
    Die beiden Kleinkriminellen krochen aus
den Büschen hervor.
    „Total reine Luft“, sagte Bert. „Du!
Ist dir schon mal aufgefallen: Seit wir beide keinen Führerschein mehr haben,
heizen wir nur noch mit geklauten Öfen durch die Pampa.“
    „Na und?“
    Geduckt schlichen sie um einen alten
Volvo herum und standen vor dem Audi.
    Er war beige, nicht weiß. Das
Kennzeichen endete auf 5555.
    „Ist er nicht“, sagte Andy.
    „Schade.“
    „Wir können trotzdem eine Karre klauen.
Ist doch nervtötend, immer mit U-Bahn und Bus rumzubrettern. Hah?“
    „Klar. Wir... Achtung! Da kommt wer.“
    Sie flitzten ab in die Büsche, kauerten
sich hinter eine Sichtblende aus Wildrosen und spähten hervor.
    Ein weißer Audi rollte in ihre Nähe.
    Pleff saß am Lenkrad.
    „Ich werd’ wahnsinnig!“ wisperte Bert.
„Das ist er! Mensch, das ist er!“
    „Sehe ich doch. Halt die Klappe!“
    Pleff stieg aus.
    Er grinste. Offenbar erfreuten ihn
nette Gedanken. Dann erlosch das Grinsen allmählich, und er sah sich um.
    Ausführlich vergewisserte er sich, daß
niemand in den parkenden Wagen saß, lag oder schlief. Und daß niemand im
Anmarsch war.
    Er öffnete den Kofferraum, nahm einen
Schraubenzieher heraus, um das hintere Nummernschild abzumontieren.
    Bert, dem eine Wildrose den Blick verstellte,
schob sie beiseite und gewahrte erst jetzt, was ihm beinahe einen Pfiff
entlockt hätte — wegen Verblüffung.
    Der Bankräuber war’s. Der Audi war’s.
    Aber die Nummernschilder waren es
nicht.
    Sie endeten auf 4430. Und nicht auf
2110, was ihn so erheitert hatte, weil die Zahlen auf sein Geburtsdatum paßten.
    Pleff schraubte auch das vordere
Nummernschild ab, verstaute beide im Kofferraum, nahm andere Kennzeichen heraus
und schraubte sie an.
    Jetzt waren es die richtigen — die mit
den Endziffern 2110.
    „Ich schnall ab!“ hauchte Bert.
    „Sssst!“
    Der Bankräuber nahm einen Stapel
dickgefüllter Aktenordner aus dem Wagen, schloß ab und machte sich ohne Hast
auf die Socken.
    Sie sahen ihm nach.
    Er verschwand hinter einer Reihe von Wohnwagen,
tauchte weit hinten für einen Moment auf, hatte aber seine Behausung noch nicht
erreicht. Dann entschwand er endgültig. Sie konnten sich hervorwagen.
    „Ich knall auseinander“, sagte Bert.
„Der Typ macht mir Spaß.“
    „Mit einem geklauten Ofen zum Camping —
das muß man gesehen haben. Oder hat er wieder ein Ding gedreht? Diesmal mit der
eigenen Karre, aber mit falschen Kennzeichen? Damit er die Augenzeugen täuscht
— und die

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