Spion auf der Flucht
Bullen!“
„Ich hab’ nur Akten gesehen. Keine
Beute.“
„Vielleicht hat er einen Safe geknackt
— und es war nichts anderes drin.“
Bert grinste. „Was hältst du davon: Wir
nehmen seinen Wagen.“
„Und wenn er doch geklaut ist?“
„Jetzt hat er neue Sticker ( Aufkleber ).
Damit ist er sauber.“
Andy feixte. „Wenn sie uns erwischen,
haben wir einen geklauten Wagen geklaut. Vielleicht.“
„Erstens erwischen sie uns nicht.
Zweitens laß doch den Bullen die Freude. Drittens ist das für mich nichts
Neues. Der Mercedes, den ich im Parkhaus abgestellt habe, war ja auch geklaut.
Von ihm.“
„Stimmt. Also los!“
Andy stand Schmiere. Bert knackte den
Wagen. Niemand behelligte sie. Vorsichtig, um Pleff nicht aufmerksam zu machen,
fuhren sie vom Parkplatz.
24. Aufruf zur Großfahndung
Mitten in der Nacht erhielt Tim einen
Stoß an die Schulter. Er war sofort hellwach, merkte aber in derselben Sekunde,
daß kein Grund bestand, wie eine Rakete aus dem Bett zu sausen.
Er befand sich im ADLERNEST. Sein
Bettzeug roch angenehm nach phosphorfreiem Waschpulver. Der Mond schien
buttergelb zum Fenster herein. Ein leichter Nachtwind bewegte draußen die
Blätter der Kastanie. Auf dem Wecker war es 2.41 Uhr.
Zum zweiten Mal wurde er an die
Schulter gestoßen.
Jetzt fiel ihm auf, daß Klößchens
Schnarchen verstummt war.
„Willi, was ist?“
„Mann, schläfst du tief!“
„Wieviel mal hast du mich angestoßen?“
„Zweimal.“
„Ich war beim ersten Mal wach. Aber ich
dachte, du schlafwandelst.“
„Ich schlafwandele nie. Aber ich habe
geträumt.“
„Ein Alptraum. Oder hatte man dich
eingesperrt in einer Schokoladenfabrik — und du mußtest, durftest alles allein
essen.“
„Ach was! Ich hab’ einen Hinweis
geträumt.“
Tim stützte sich auf den Ellbogen.
„Einen was?“
„Einen Hinweis. Echt einen Hinweis.“
Klößchen saß im Bett. Die Haare standen ihm zu Berge und nach allen Seiten.
„Wir haben doch gestern wie die Blöden überlegt, was für ‘ne Kfz-Nummer der
Audi hat. Keiner von uns hat hingeguckt. Jedenfalls nicht bewußt. Nur daß es
ein hiesiges Kennzeichen ist, darüber waren wir uns einig.“
Tim gähnte. „Ich war anwesend bei dem
Palaver. Und deshalb weckst du mich?“
„Jetzt habe ich im Traum den Audi
gesehen. Genau wie er da in der Schillerstraße parkte. Alle waren da: Gaby,
Karl, du und der Industriespion. Allerdings hatte er nicht seinen Knautschhut
auf der Birne, sondern einen Zylinder. Und Gaby hatte nicht goldblonde, sondern
gelbe Haare, hähähäh. Aber das Wichtigste ist das Nummernschild. Ich habe
gesehen, wie es hinten endet.
„Das hast du nicht gesehen, sondern
geträumt. Ist ein kleiner Unterschied.“
„Die letzten Ziffern sind 4430.“
Tim überlegte. „Vielleicht ist was dran
an dem Traum. Vielleicht hast du doch hingeguckt. Aber das Bild ist nur ins
Unterbewußtsein und nicht ins Gehirn gedrungen. Jetzt macht das Unterbewußtsein
die Klappe auf — und zack: Das Bild kommt raus. Nun fragt sich nur: Wie gut
kann dein Unterbewußtsein Zahlen lesen? Ist darauf Verlaß?“
„Ich kann Zahlen lesen. Dann kann’s
mein Unterbewußtsein wohl auch. Schließlich sitzt das schon genauso lange auf
der Schulbank wie ich.“
„Hoffentlich hat es auch immer so gut
aufgepaßt wie du.“
„Was ist nun? Glaubst du meinem Traum?“
„Vielleicht sollten wir’s wagen und ihn
nicht als Schaum verstehen, sondern als knallharte Wirklichkeit.“
„Wieso als Schaum?“
„Weil es im allgemeinen zutrifft, wenn
man sagt, Träume sind Schäume. Capito?“
*
Etwa sieben Stunden später klingelte es
zur großen Pause, und der Schulhof der Internatsschule begann, sich mit
Schülern zu füllen.
Zwischen 10 und 19 Jahren waren Jungs
aller Größen und Gewichtsklassen reichlich vertreten — nämlich mehr als 500,
die Mädchen dagegen in der Minderheit; da es sich bekanntlich um ein
Jungen-Internat handelt.
Tim trug ein gewaltiges Megaphon ( Sprachrohr ),
als er aus dem Haupthaus kam — gefolgt von seinen Freunden.
„Ich bin mir wirklich nicht sicher“,
sagte Karl, „ob Herr Glockner damit einverstanden ist.“
„Ich frage lieber gar nicht“, meinte
Gaby. „Am besten, ich halte mir Augen und Ohren zu und stelle mich scheintot.“
Tim grinste. „Ich übernehme die volle
Verantwortung. Eine Schleppnetzfahndung ist auch nicht anders. Außerdem heiligt
der Erfolg die Mittel. Und Erfolg haben wir bestimmt.“
„Es sei denn“,
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