Spion der Liebe
auf dem Ball vor allen peinlichen Situationen schützen.
In der Suite angekommen, küßte er Serena voller Verlangen. Aber er zog ihr geduldig und behutsam das neue Seidenkleid aus und legte es sorgfältig über einen Sessel, weil er wußte, wieviel es ihr bedeutete. Nach ihrem Ermessen hatte sie eine ungeheuerliche Summe dafür bezahlt. In dieser Nacht bewies er erneut seine Ausdauer – leidenschaftlich und zärtlich, aufreizend und fordernd, spielerisch und stets bestrebt, seiner Geliebten Erfüllung zu schenken.
Schließlich, als die Sonne bereits durch die Vorhänge schien, flehte Serena atemlos: »Genug … Genug … Zweifellos bist du der beste Liebhaber aller Zeiten.«
Auf die Ellbogen gestützt, lag er über ihr und lächelte sie an. Zerzauste schwarze Locken hingen ihm in die Stirn. »Freut mich, daß du mit meiner Leistung zufrieden bist.«
»Zufrieden? Dieses Wort klingt viel zu zahm. Wenn du mich umarmst, fühle ich mich wie im Paradies, ein Engelschor singt, und tausend gleißende Trompeten ertönen.« Plötzlich verspürte sie eine seltsame Angst. Dieses Glück war zu vollkommen.
»Soll ich dir das Paradies schenken – den Himmel und alle Sterne? Mal sehen … Heute abend gehen wir erst mal tanzen.«
»Ich folge dir, wohin du willst.«
»Warst du schon auf den Gewürzinseln?«
»Nur zweimal«, scherzte sie. »Fahr doch bitte mit mir hin. Ich vermisse die Sonnenuntergänge.«
Dieses Erlebnis wollte er ihr tatsächlich bieten. Allein mit Serena auf einer tropischen Insel – dieser Gedanke erwärmte sein Herz. »Erst mal der Ball in der Botschaft… Oh, das erinnert mich an etwas.« Er küßte sie, dann stieg er aus dem Bett und zog seine Breeches an.
»Was machst du? Bleib doch bei mir.«
»Bald bin ich wieder da«, versprach er und knöpfte seine Hose zu. »Was willst du zum Frühstück?«
»Irgendwas – alles …« Nach der langen Liebesnacht war sie hungrig, fühlte sich aber zu träge, um aufzustehen und zu essen. »Was immer du meinst«, murmelte sie, und die Augen fielen ihr zu.
Während er sich ankleidete, schlief sie ein. Um sie nicht zu stören, schlich er auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, schloß lautlos die Tür hinter sich und verließ das Hotel. Zunächst weckte er den Besitzer eines kleinen Ladens, dessen Adresse er vom Hotelier bekommen hatte. Energisch hämmerte er gegen die Tür, bis ein verschlafener Mann seinen Kopf aus einem Fenster im Oberstock steckte. Als der Eigentümer des Geschäfts die Tür öffnete, schluckte er hastig einen Bissen seines Frühstücks hinunter.
Beau eilte zwischen den Regalen des winzigen Ladens hindurch, sammelte Töpfe mit Farben in allen Schattierungen, mehrere Pinsel und andere Malutensilien ein.
Dann half ihm der alte Mann, Leinwände, Leinsamenöl, Schellack und Spannrahmen auszusuchen.
»Schicken Sie alles ins York Hotel – und die Rechnung an die britische Botschaft«, bat Beau. »Vielen Dank, Sie waren sehr gefällig.«
Danach stieg er wieder in seine Kutsche und ließ sich zu Mrs. Moores Salon bringen, der eben erst aufgesperrt wurde. Er entschuldigte sich für den frühen Besuch und erklärte, Miss Blythe würde an diesem Abend ein Ballkleid brauchen. Wenn sie ihm eine Farbe vorschlagen würde, könne er passende Juwelen kaufen. Vielleicht seien Diamanten immer geeignet, fügte er hinzu und erinnerte sich an einen Schmuck, den er tags zuvor in einem Schaufenster gesehen hatte.
Schließlich einigten sich Beau und die Schneiderin auf bestickte Seidengaze in dunklem Rosa. »Diese Farbe wird Miss Blythes blondes Haar und ihre blaugrünen Augen betonen«, gurrte Mrs. Moore.
»Denken Sie auch an passende Schuhe und Accessoires.« Die Hand auf der Türklinke, drehte er sich noch einmal um. »Wenn das Kleid und die restlichen Sachen um fünf Uhr ins Hotel geliefert werden, erhalten Ihre Näherinnen einen Bonus.«
»Wie großzügig Sie sind, Mylord!« erwiderte Mrs. Moore beeindruckt und überlegte bereits, welche extravagante Summe sie verlangen würde.
Beim Juwelier hielt er sich nicht lange auf und entschied sich für Diamanten.
Dann fuhr er zur Botschaft, wo er seinen Onkel und Emma im sonnigen Frühstückszimmer antraf. Er füllte seinen Teller am Buffet und wartete, bis ihm ein Lakai Kaffee eingeschenkt hatte. Da Damien vermutete, daß es eine Privatangelegenheit sein mußte, die seinen Neffen um acht Uhr morgens zu ihm führte, schickte er alle Dienstboten hinaus. Beau zerschnitt eine dicke Schinkenscheibe. »Findet heute
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