Spion der Liebe
ihr wohlgeformter Köper ab – ein Anblick, der Beau automatisch erregte.
»Würdest du auch nackt für mich posieren?« fragte sie.
»Daran habe ich auch gerade gedacht. Aber dann wirst du keine Gelegenheit finden, mich zu malen.«
Eine Kneifzange in der Hand, hielt sie inne. »Meinst du vielleicht, ich könnte dir nicht widerstehen?«
»Ich könnte dir nicht widerstehen.«
»Bin ich so begehrenswert?«
»Allerdings.«
»Und deshalb kannst du mir nicht widerstehen?«
»Soll ich’s dir schriftlich geben?«
»Hm … Mit einem solchen Dokument könnte ich eines Tages deine Frau ärgern.«
»Ich habe nicht vor zu heiraten.«
War dies das Ende ihrer romantischen Träume? »Irgendwann wirst du eine Ehefrau brauchen.«
»Vielleicht, aber nicht jetzt.«
»Verzeih mir, Beau, ich mische schon wieder in deine Privatsphäre ein. Sicher falle ich dir auf die Nerven.« Sie beugte sich wieder über den Spannrahmen.
»Laß dir helfen.« Er kniete neben ihr nieder. »Erklär mir, wo ich die Leinwand festhalten muß.«
Während der gemeinsamen Arbeit plauderte sie angeregt und vermied alle persönlichen Themen. Beau berichtete von seinem Besuch in der Botschaft und erklärte, Emma würde Serena auf dem Ball, der an diesem Abend stattfinden sollte, als ihre Verwandte ausgeben. »Nachdem die Tante ihres Stiefvaters einen Blythe geheiratet hat, scheint tatsächlich eine verwandtschaftliche Beziehung zu bestehen.«
»Wie merkwürdig! Das kann ich mir kaum vorstellen.«
»Frag Emma, sie wird dir die Einzelheiten mitteilen.« Vorerst erwähnte er weder das neue Ballkleid noch die Diamanten. Er hoffte, später würde sich eine günstigere Gelegenheit ergeben.
In ihrer augenblicklichen trüben Stimmung beschloß sie, lieber doch nicht den nackten Beau zu malen. Statt dessen wählte sie ein hübsche Szenerie auf der Terrasse. Inzwischen lag Beau in der Sonne und unterhielt Serena mit Anekdoten aus Londoner Gesellschaftskreisen. Nach einer Weile schlief er ein, und sie skizzierte mit flinken Pinselstrichen seine lässig hingestreckte Gestalt auf der Chaiselongue.
Sorgsam versteckte sie die kleine Leinwand in einer Schublade, um sie trocknen zu lassen. Später würde sie das Bild zusammenrollen und in ihrem Gepäck verbergen – eine kleine Erinnerung an die schöne Zeit in Lissabon.
Im Lauf des Tages begegneten sie einander sehr freundlich und liebenswürdig. Serena hatte erkannt, wie sinnlos es war, von einer Zukunft an der Seite des Earls zu träumen. Und Beau versuchte wiedergutzumachen, daß er sie mit seiner Bemerkung gekränkt hatte, er würde nicht heiraten.
Kurz vor fünf Uhr wurde das Ballkleid geliefert, und damit war die Phase der höflichen Distanz beendet.
»Was ist das?« fragte Serena stirnrunzelnd, als mehrere silbrig glänzende Kartons ins Wohnzimmer gebracht wurden.
Beau stand in der Terrassentür, vom Sonnenschein des Spätnachmittags umgeben.
»Heute abend besuchst du einen Ball. Dafür brauchst du ein geeignetes Kleid.«
»Das kann ich mir nicht leisten. Schicken Sie die Sachen zurück«, beauftragte sie den Hotelier, der die Lieferung überwacht hatte.
»Nicht nötig, Ramos.« Beau schlenderte ins Wohnzimmer. »Vielen Dank. Jetzt kommen wir allein zurecht.« Nachdem er die Tür hinter dem Hotelier geschlossen hatte, wandte er sich zu Serena. »Schau dir das Kleid doch wenigstens an.«
»Aber ich kann’s mir wirklich nicht erlauben, ein zweites Kleid zu kaufen. Ein teures Ballkleid schon gar nicht.«
»Über die Malutensilien hast du dich nicht so aufgeregt.«
»Die brauche ich. Und ich werde sie selbstverständlich bezahlen.«
»Guter Gott, Serena, es ist doch völlig egal, wer was bezahlt!«
»Mir ist es nicht egal!« fauchte sie. »Ich gehöre nicht zu deinen Gespielinnen, die sich aushalten lassen.«
»Trotzdem bist du meine Geliebte.«
»Ja, mit dem größten Vergnügen. Vielleicht spielen solche subtilen Unterschiede für einen Mann keine Rolle. Für mich schon.« Abrupt kehrte sie ihm den Rücken, starrte aus dem Fenster und versuchte, den Aufruhr ihrer Gefühle zu beschwichtigen. Wenn es bloß nicht nötig wäre, an den Preis eines Kleides zu denken, an ihren Ruf, wenn sie einfach nur ihr Glück genießen könnte …
Sie hörte seine Schritte, spürte die Wärme seines Körpers, als er hinter ihr stehenblieb. In absehbarer Zeit würde er sie verlassen. Wie lange mochte es dauern, bis sie die bebende Lust vergessen würde, die seine Nähe immer wieder entfachte?
Behutsam griff
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